Im ersten Quartal 2019 mussten in Kärnten insgesamt 87 Unternehmen Insolvenz anmelden – das bedeutet einen Rückgang um 17 Prozent gegenüber 2018. Mit diesem Minus rangiert Kärnten im Bundesländervergleich auf Platz vier. Die Verbindlichkeiten belaufen sich auf 31 Mio. Euro. Die Insolvenz der Haustechnikfirma a.zoppoth gmbh mit Passiva in der Höhe von 16,4 Mio. Euro ist in Kärnten bislang die größte und bundesweit die fünftgrößte Pleite des Jahres.
UNTERNEHMENSINSOLVENZEN
In den ersten drei Monaten des Jahres 2019 wurden 45 Insolvenzverfahren über Kärntner Unternehmen eröffnet. Weitere 42 Insolvenzanträge führten mangels Vermögens der Schuldner zu nicht eröffneten Verfahren. „In Summe waren 87 Unternehmen mit Verbindlichkeiten von 31 Mio. Euro insolvent. Dabei ist die Insolvenz der Haustechnikfirma a.zoppoth gmbh für die Hälfte der Passiva in Kärnten verantwortlich“, berichtet Mag. Barbara Wiesler-Hofer, Leiterin des KSV1870 Klagenfurt.
Kärnten auf Platz vier im Ranking der Rückgänge
Im österreichweiten Durchschnitt sind die Unternehmensinsolvenzen im 1. Quartal 2019 um rund 9 Prozent gesunken. Kärnten: Das Bundesland weist ein Minus von 17 Prozent gegenüber 2018 auf und wird – was den prozentuellen Rückgang betrifft – vom Burgenland (- 26,4 %), Vorarlberg (- 21,1 %) und der Steiermark (- 19,8 %) übertroffen. Auch Wien, Niederösterreich und Oberösterreich liegen im Minus. Gegen den bundesweiten Trend stemmt sich der Westen des Landes. Während Salzburg eine leichte Steigerung von rund 2 Prozent verzeichnet, hat sich in Tirol die Zahl der Insolvenzen massiv erhöht (+45 %).
Großteils kleine Unternehmen aus der Bauwirtschaft und Gastronomie betroffen
Das Kärntner Insolvenzgeschehen wird von kleinen Betrieben aus der Bauwirtschaft, der Gastronomie und dem Bereich der unternehmensbezogenen Dienstleistungen dominiert.
300 Dienstnehmer sind bis dato von den Pleiten direkt betroffen – ein Plus von rund 49 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2018. Ein großer Teil dieser Dienstnehmer stammt aus dem Insolvenzfall der a.zoppoth haustechnik gmbh aus Gundersheim. Ohne diese 165 Arbeitnehmer wäre die Anzahl der betroffenen Dienstnehmer gegenüber 2018 sogar um 33 Prozent gesunken.
Top 3 der Kärntner Insolvenzen
Die drei größten Insolvenzfälle in Kärnten sind die a.zoppoth haustechnik gmbh mit Passiva von 16,4 Mio. Euro, die Hochgosch Bauträger GmbH GmbH (Konkurs) aus Spittal mit Passiva von 3 Mio. Euro und Ottacher Ulfried, Selbständiger (Konkurs), aus Unterbergen (Passiva 1,2 Mio. Euro).
Ausblick
„Ein weiterer Rückgang der Insolvenzen ist mittelfristig nicht zu erwarten. Gleichzeitig ist auch ein eklatanter Anstieg derzeit unwahrscheinlich. Solange die Niedrigzins-Politik andauert, können sich viele überschuldete Unternehmen zum Teil gerade noch halten. Spätestens, wenn die Zinsen steigen, werden jedoch diese Firmen höchstwahrscheinlich das Handtuch werfen müssen“, fasst Barbara Wiesler-Hofer ihre Einschätzung zusammen.
Weniger Schulden
Der Ansturm bei den Privatkonkursen geht vorerst nicht weiter. Im ersten Quartal 2019 sind in Kärnten die Insolvenzen auf 173 Fälle gesunken, das bedeutet ein Minus von 1,7 Prozent. Ein Blick auf die Statistik zeigt: Die Schulden sind um mehr als 14 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2018 gesunken und betragen nun im Schnitt 138.728 Euro pro Fall.
173 Personen insolvent
Im 1. Quartal 2019 wurden im südlichsten Bundesland Österreichs insgesamt 173 Insolvenzverfahren über natürliche Personen eröffnet, die kein Unternehmen betreiben. Das bedeutet einen Rückgang um 1,7 Prozent gegenüber den ersten drei Monaten 2018. „Der exorbitante Anstieg der Privatkonkurse im vergangenen Jahr setzt sich im 1. Quartal 2019 nicht fort“, berichtet Mag. Barbara Wiesler-Hofer, Leiterin des KSV1870 Standortes Klagenfurt.
Kärnten beim Rückgang an letzter Stelle
Die eröffneten Privatkonkurse sind österreichweit um 12,5 Prozent auf 2.428 gesunken. Alle Bundesländer mit Ausnahme der Steiermark verzeichnen Rückgänge. Vorarlberg ist mit einem Minus von 35,8 Prozent Spitzenreiter. Kärnten liegt in diesem Ranking an letzter Stelle.
Männer, Städter und Selbständige
Durchschnittlich 58 Prozent aller Privatkonkurse gehen auf das Konto von Männern, bei 42 Prozent der Fälle sind Frauen betroffen. Im Bereich der ehemaligen Selbständigen ist das prozentuelle Verhältnis ausgeglichen – beide Geschlechter sind zu jeweils 50 Prozent von einer Pleite betroffen. Zudem hat sich gezeigt, dass der Privatkonkurs ein stark urbanes Phänomen ist. Rund jeder sechste Betroffene (58 %) lebt in der Landeshauptstadt oder in den Bezirksstädten.
Rückgang der Einzelverschuldung
Im Vergleich zum Vorjahr sind auch die Verbindlichkeiten um 14,3 Prozent gesunken – sie betragen nunmehr 24 Mio. Euro. Gleichzeitig ist auch die durchschnittliche Einzelverschuldung pro Fall rückläufig. Waren es 2018 im Durchschnitt noch 159.091 Euro, sind es nunmehr 138.728 Euro.
Ausblick auf das Jahr 2019
Bislang werden die Erwartungen eingehalten, die Eröffnungen sind rückläufig. Die Zahlen sind aber noch immer deutlich über normalen Verhältnissen (etwa 1. Quartal 2016 – 115 Eröffnungen). „Es ist allerdings mit einem weiteren Abflachen der Zahlen zu rechnen, vor allem auch in Hinblick auf die Höhe der Schulden“, so die Einschätzung von Barbara Wiesler-Hofer.