Von Hans Jost
Kein Autolenker denkt heute mehr während der etwa fünf-minütigen Fahrt am Gailtalzubringer von Nötsch bis Arnoldstein daran, dass dieser etwa sieben Kilometer lange Autobahn-Zubringer eine sehr turbulente Entstehungsgeschichte hat.
Historie
Es war Anfang Juni 1982, als bei einer Informationsveranstaltung in Hermagor das Projekt „Gailtalzubringer” durch den damaligen LH-Stv. Stefan Knafl erstmals öffentlich vorgestellt wurde. Aus ursprünglich 16 Varianten eines möglichen Trassenverlaufes standen schlussendlich nur mehr drei Varianten zur Diskussion. Dieser ersten Projekt-Präsentation gingen allerdings bereits in den frühen 1970er-Jahren engagierte Bemühungen einer beherzten Gruppe der damaligen „Jungen Wirtschaft” voraus. Insbesondere die Unternehmer Ernst Buchacher, Rudolf Wiedenig, Erich Walker, Horst Essl, Franz Unterlass und Werner Engl machten massiv Druck und wurden in dieser Phase nicht müde, den politisch Verantwortlichen permanent klarzumachen, wie dringend eine zeitgemässe Anbindung des immerhin etwa 80 Kilometer langen Tales an die Autobahn war, um damit endlich die Voraussetzungen für eine wirtschaftliche Weiterentwicklung der Randregion zu schaffen. Als überaus talentiertes und erfolgreiches „Sprachrohr” in Richtung Landesregierung profilierte sich dabei der aufstrebende Bezirks-Parteiobmann und spätere Landtagsabgeordnete Ferdinand Sablatnig als bereits bestens vernetzter Organisator und Koordinator während der langwierigen und sich schleppenden Vorbereitungs- und Planungs-Phase.

Widerstand
Bereits kurz nach der Bekanntgabe des konkreten Trassenverlaufes regte sich Widerstand seitens der „Naturschutz-Bürgerinitiative Gailtalzubringer”. Einsprüche und massive Planungs-Verzögerungen waren die logische Folge. Sablatnig: „Bis alle Diskussionspunkte rund um Bautechnik, Naturschutz und Kosten endgültig finalisiert waren, vergingen mehrere Jahre. Erst Anfang 1995 hat der Verwaltungsgerichtshof die Beschwerde des Naturschutzbeirates definitiv abgewiesen, wodurch dann „grünes Licht” für den Baubeginn des 250 Millionen Schilling Projektes gegeben wurde.”


Technischer Bericht
Erst im Jahre 1992 endete die Nutzwertanalyse mit der Empfehlung, die Trasse 1B1 als sogenannte „Amtstrasse” mit konkret 7,2 Kilometer Länge umzusetzen. Damit sollten zukünftig die Ortskerne von Draschitz, Dreulach und Feistritz/Gail von den Belastungen des Straßenverkehrs verschont werden. Mit der Verordnung der Amts-Trasse im Jahre 1994 konnte mit den erforderlichen Verfahren – Naturschutz, Grundeinlöse, Wasserrecht, Forst, Energie/Kelag, Eisenbahn und Adria-Wien-Pipeline begonnen werden. Erwähnt wird im technischen Bericht, dass es nicht nur Initiativen einer eher kleinen Gruppe gegen die Trasse gab, sondern auch die positiven Initiativen der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung für den Bau des Zubringers. Die Fahrbahn-Breite wurde mit 8,50 Meter festgelegt. Aus dem Budget-Topf „Kunst am Bau” sowie durch Sponsoren-Gelder wurde nach einer Idee des Bildhauers Herbert Unterberger direkt an der Einfahrt zum Gailtal der „Sonnenbogen”, eine Lärchenholz-Skulptur, hergestellt und montiert durch die Firma Buchacher Holzleimbau, finanziert. Leider wurde diese Skulptur zehn Jahre nach der Eröffnung des Gailtalzubringers durch einen schweren LKW-Unfall zerstört und musste neu hergestellt werden.


Eröffnung
Nach vierjähriger Bauzeit wurde der „Gailtal-Zubringer” am 29. Oktober 1999, im Rahmen eines Festaktes bei der Gailbrücke Nötsch eröffnet und für den Verkehr freigegeben. Josef Wiesflecker, Bürgermeister von Feistritz/Gail, konnte dabei zahlreiche Ehrengäste, darunter auch Minister Hannes Farnleitner, begrüßen. Einen umfassenden Baustellenbericht präsentierte Erich Ribitsch, damaliger Vorstand der Abteilung 17 im Amt der Kärntner Landesregierung (Straßen- und Brückenbau). Ein Blick in die damaligen Medienberichte zeigt, dass es – nach beinahe 30-jährigem Kampf der Gailtaler Wirtschaftstreibenden – ein historisch erfreulicher Tag für das Gail-, Gitsch- und Lesachtal war.
