Insolvenzen in Kärnten 2025: Firmenpleiten steigen weiter – Bauwirtschaft unter Druck

Kärnten -

Im ersten Halbjahr 2025 hat die Zahl der Firmeninsolvenzen in Kärnten weiter zugenommen. Laut der aktuellen Halbjahresstatistik des AKV Europa stiegen die eröffneten Firmeninsolvenzen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2024 um 16,38 Prozent, von 177 auf 206 Fälle. Dies entspricht etwa acht insolventen Unternehmen pro Woche. Besonders auffällig ist, dass Kärnten im österreichweiten Vergleich mit einem Rekordanstieg am Landesgericht Klagenfurt hervorsticht: Dort stieg die Anzahl der Insolvenzen sogar um 35 Prozent, von 100 auf 135. Diese Entwicklung zeigt deutlich, dass die wirtschaftlichen Herausforderungen in Kärnten anhalten und sich sogar verschärfen.

Jede Woche schlittern laut einer Analyse acht Unternehmen in die Insolvenz.

Regionale Schwerpunkte und Nachwirkungen der Corona-Pandemie

Die Insolvenzen verteilen sich in Kärnten nicht gleichmäßig. Im Bezirk Wolfsberg haben sich die Firmenpleiten mehr als verdoppelt, im Raum Spittal/Drau stieg die Anzahl um 90 Prozent. Auch der Bezirk Klagenfurt-Land verzeichnet mit rund 25 Prozent einen signifikanten Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Ein wesentlicher Faktor ist dabei der Rückstau aus der Corona-Pandemie: Insolvenzen, die auf Gläubigerantrag eröffnet wurden, haben um etwa 81 Prozent zugenommen. Hauptantragsteller sind hier die Sozialversicherungsträger wie die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) und die Sozialversicherungsanstalt der Selbständigen (SVS). Diese Entwicklungen verdeutlichen, dass viele Unternehmen noch immer mit den Folgen der Pandemie kämpfen und sich die wirtschaftliche Lage nicht erholt hat.

61 Arbeitsplätze bei a.zoppoth GmbH gefährdet

Im ersten Halbjahr 2025 waren 345 Arbeitsplätze von Firmeninsolvenzen betroffen. Besonders gravierend waren die Fälle bei einzelnen Unternehmen: Die a.zoppoth GmbH aus Gundersheim verzeichnete 61 gefährdete Arbeitsplätze, gefolgt von der LUKAS Heil-Betriebsstätten GmbH in Thörl-Maglern mit 35 und der Sgardelli Stahl- und Aluminium Bau GmbH in Klagenfurt mit 19 betroffenen Stellen. Branchenübergreifend fällt auf, dass insbesondere die Bauwirtschaft und Immobilienentwicklung in Kärnten stark unter Druck geraten sind. Trotz sinkender Zinsen bleibt die Auftragslage angespannt, was viele Unternehmen vor große Herausforderungen stellt. Die Zahl insolventer Immobilienentwickler hat sich im Vergleich zum Vorjahr verfünffacht. Auch in der Baubranche stiegen die Insolvenzen um 42,1 Prozent, während wirtschaftliche Dienstleister eine Verdopplung der Fälle zu verzeichnen haben. Die finanziellen Verbindlichkeiten dieser insolventen Unternehmen sind erheblich: Immobilienentwickler weisen Passiva von rund 78,7 Millionen Euro auf, die Baubranche 29,3 Millionen Euro und wirtschaftliche Dienstleister 11,5 Millionen Euro.

Leicht rückläufiger Trend bei Privatinsolvenzen

Nach Anzahl der Insolvenzfälle führen im ersten Halbjahr 2025 der Handel, gefolgt von der Baubranche und wirtschaftlichen Dienstleistungsbetrieben. Trotz der zunehmenden wirtschaftlichen Belastungen und steigender Lebenshaltungskosten zeigen die Privatinsolvenzen in Kärnten einen leicht rückläufigen Trend. Die Zahl der eröffneten Privatinsolvenzverfahren sank von 355 im ersten Halbjahr 2024 auf 344 im gleichen Zeitraum 2025, was einem Rückgang von 3,1 Prozent entspricht. Wöchentlich werden somit durchschnittlich 13 Schuldenregulierungsverfahren eingeleitet. Dennoch ist die durchschnittliche Verschuldung der Privatpersonen gestiegen – von etwa 89.200 Euro auf rund 100.900 Euro. Insgesamt stiegen die Gesamtverbindlichkeiten der Privatinsolvenzen bei den Kärntner Bezirksgerichten von rund 31 Millionen Euro im Vorjahr auf 33,3 Millionen Euro.

Ausblick: Keine Entspannung in Sicht

Trotz einer leichten Entspannung bei Inflation und Zinsen erwartet der AKV Europa für den weiteren Verlauf des Jahres 2025 keine wesentliche Verbesserung der wirtschaftlichen Lage in Kärnten. Die Unternehmen kämpfen weiterhin mit Kaufzurückhaltung, hohen Energiepreisen sowie politischen Unsicherheiten. Diese Faktoren führen zu einer anhaltend hohen Zahl an Insolvenzen, die Kettenreaktionen auslösen können. Für das Gesamtjahr 2025 prognostiziert der AKV Europa deshalb einen weiteren Anstieg der Firmeninsolvenzen im Vergleich zum Vorjahr. Bei den Privatinsolvenzen wird hingegen mit einer Stabilisierung auf dem Niveau von 2024 gerechnet, da viele Verfahren erst Jahre nach Eintritt der Zahlungsunfähigkeit eröffnet werden.