Land und AMS Kärnten mit gemeinsamen Initiativen für Geschlechter-Gerechtigkeit – Regionalität der Maßnahmen schafft Treffsicherheit

Internationaler Frauentag: Schwung auf dem Arbeitsmarkt nutzen

Kärnten -

„Geschlechter-Gerechtigkeit ist noch immer nicht erreicht! Speziell auf dem Arbeitsmarkt haben viele Frauen nach wie vor das Nachsehen“, erklärten Frauen-Landesrätin Sara Schaar und AMS-Kärnten-Geschäftsführer Peter Wedenig heutige, Dienstag, bei der Pressekonferenz anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März. Der „Gender Pay Gap“ (Einkommensunterschied) verringerte sich zwar von 21,7 Prozent (2015) auf 13 Prozent (2023), in diesem Jahr arbeiten Frauen allerdings immer noch 47 Tage gratis.

LR.in Schaar, AMS-Kärnten-Chef Wedenig: Hohe Nachfrage nach Fach- und Arbeitskräften als Chance für Frauen

Die Gründe dafür sind zahlreich: Viele wählen immer noch traditionelle Berufe mit geringeren Verdienst- und schlechteren Karrieremöglichkeiten. Betreuungspflichten und andere unbezahlte Tätigkeiten sind nach wie vor vorwiegend Frauensache, was sie oft in die Teilzeit zwingt. 80 Prozent der Teilzeit-Beschäftigten in Kärnten sind Frauen. Die Folgeerscheinung ist häufig Altersarmut.

Chancengleichheit und die geschlechtsspezifische Schieflage in die Waage rücken

„Viele Frauen denken leider immer noch, ihre Leistung sei selbstverständlich und würde kein Gehaltsplus rechtfertigen“, sagte Schaar. Das Land Kärnten setzt gemeinsam mit dem Arbeitsmarktservice (AMS) Kärnten daher zahlreiche Initiativen, um die geschlechtsspezifische Schieflage in die Waage zu rücken und Chancengleichheit voranzutreiben. Diese zeigen durchaus Wirkung, wie etwa der Blick auf das Arbeitsmarkt-Jahr 2022 zeigt: Im Jahresschnitt ist die Zahl der arbeitslosen Frauen (- 22,1 %) stärker gesunken als jene der Männer (- 16,1 %). Die Beschäftigung legte bei Frauen um 2,9 Prozent zu (Männer: + 2,3 %). Die Frauen-Arbeitslosenquote lag 2022 bei 6,9 Prozent (- 2 %P), jene der Männer bei 7,3 Prozent (- 1,5 %P).

Nachfrage nach Fach- und Arbeitskräften ist hoch

„Die Nachfrage nach Fach- und Arbeitskräften ist hoch, die Lage auf dem Arbeitsmarkt somit für Jobsuchende günstig. Mittelfristig wird sich daran auch nichts ändern“, sagte Wedenig. „Diesen Schwung gilt es jetzt zu nutzen, um Frauen noch besser zu unterstützen und in den Arbeitsmarkt zu integrieren – und um damit gleichzeitig auch das Arbeitskräfte-Potential zu heben.“ Gemeinsame Ansatzpunkte von Land und AMS Kärnten sind u. a. das Programm „FiT – Frauen in Handwerk und Technik“ sowie regionale Maßnahmen in enger Kooperation mit Frauen, regionalen Organisationen und Unternehmen.

FiT – Frauen in Handwerk und Technik

2022 waren bereits 177 Frauen Teil des FiT-Programms. Zum Vergleich: 2019 – also im Vorkrisenjahr – waren es 103. Für 2023 wird mit mindestens 100 Frauen geplant. Durch FiT erhalten arbeitssuchende Frauen die Möglichkeit, eine Ausbildung in einem handwerklichen oder technischen Bereich zu absolvieren. Es handelt sich um Berufe mit mehr Aufstiegschancen und zumeist mit besserer Bezahlung, z. B. Elektrotechnikerin, Informationstechnologin, Solar- oder Sonnenschutz-Technikerin. Damit werden parallel Akzente in Richtung Fachkräftebedarf gesetzt.

Zukunftskonferenzen – regionale Jobs für Frauen

„Bei unseren gemeinsamen regionalen Maßnahmen gehen wir in die Bezirke und bringen Frauen, Betriebe, Gemeinden sowie Organisationen zusammen“, schilderten Schaar und Wedenig. So haben nach dem Pilotprojekt in Oberkärnten/Spittal heuer bereits drei sogenannte „Zukunftskonferenzen“ in Wolfsberg, Völkermarkt und Hermagor stattgefunden. Klagenfurt und Villach folgen noch in diesem Jahr. „Ziel ist es, zusammen Maßnahmen zu erarbeiten und umzusetzen, von denen alle Teilnehmenden profitieren sollen und die den unterschiedlichen Gegebenheiten in den Regionen entsprechen. Ganz zentral geht es dabei um regionale Jobs für Frauen, Frauen als potentielle Fachkräfte, um Vereinbarkeit und neue Arbeitszeit-Modelle.“

AMS-Landesgeschäftsführer Peter Wedenig und LR.in Sara Schaar (c) Büro LR.in Schaar

Angebote für Wiedereinsteigerinnen

Aber auch im Bereich der Weiterbildung werden neue Wege eingeschlagen, etwa mit dislozierten Angeboten für Wiedereinsteigerinnen. Wedenig: „Damit wollen wir auch Personen aus ländlichen Gemeinden Schulungen ermöglichen, die aufgrund von Betreuungspflichten oder mangelnder öffentlicher Anbindung nicht mobil sind. Das geschieht u. a. über Online-Angebote oder durch die Zurverfügungstellung von Infrastruktur.“

Ausbau der Kinderbetreuung samt Öffnungszeiten

„Ein zentraler Schlüssel, um grundsätzlich mehr Frauen Vollzeit-Arbeit zu ermöglichen, ist der Ausbau der Kinderbetreuung samt Öffnungszeiten“, so Schaar. Mit dem Kärntner Kinderstipendium und dem neuen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz, das mit Herbst 2023 in Kraft tritt, wurden und werden wesentliche Schritte in diese Richtung gesetzt. Das Budget für Elementarbildung wird sich im Vergleich zu 2018 nahezu verdoppeln – auf über 90 Millionen Euro.

Fördermittel optimal ausschöpfen

Aber auch die speziell auf Frauen ausgerichteten arbeitsmarktpolitischen Initiativen wie z. B. die Zielgruppenstiftung für Frauen oder die Bildungsförderung zielen darauf ab, mehr Frauen in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren und vorrangig Fachkräfte auszubilden. In der neuen Förderperiode des Europäischen Sozialfonds (ESF+) wird zu Frauen und Gleichstellung ein besonderer Förderschwerpunkt gesetzt. Über zehn Millionen Euro fließen bis 2027 aus dem ESF nach Kärnten, das Land kofinanziert mit fünf Millionen Euro. Es gibt eigene Fördercalls zu „Kinderbetreuung4all“ oder „Qualifikation in der Region“, im Rahmen derer bereits mehrere Kärntner Projekte zusammengefasst wurden, um Fördermittel optimal ausschöpfen zu können.

Angebote des Frauenreferats 

„Das Frauenreferat wiederum bietet Angebote, um Frauen zu informieren, zu stärken und zu fördern, damit sie Lebensentscheidungen treffen können, die eine (finanziell) unabhängige Zukunft ermöglichen. Parallel wird Sensibilisierungsarbeit geleistet, um stereotype Rollenklischees abzubauen, sodass Frauen ihre Potentiale in einer gleichgestellten Gesellschaft auch tatsächlich entfalten können“, merkte die Landesrätin an.

Programm am 8. März – Internationaler Frauentag 

Das Referat für Frauen und Gleichstellung bietet anlässlich des Internationalen Frauentages ein vielseitiges Programm an: Am 8. März 2023 wird in Kooperation mit dem Frauenreferat der Stadt Villach ab 19 Uhr zum FEST ins Congress Center Villach geladen. Auf dem Programm: das Theaterstück „IDA hat sich tierisch verändert“, Musik von DJane Simone Dueller, Moderation von Martina Klementin. Außerdem finden auch wieder die traditionellen Frauenfilmtage im Volkskino Klagenfurt (06.-12.03.) und im Filmstudio Villach (09.-11.03.) statt. Der Eintritt ist bei allen Veranstaltungen frei! Ebenfalls kostenlos abrufbar ist zwischen 8. März und 8. April eine fünfteilige „Wom-inar“-Serie zum Thema Mut des globalen Frauen-Lauf-Netzwerkes 261 Fearless Inc., das auch in Kärnten als Club 261 aktiv ist. Die deutsche Synchronisation der „Wom-inare“ wurde durch das Referat für Frauen und Gleichstellung gefördert.

Alle Informationen zum FEST: http://frauen.ktn.gv.at/veranstaltungen

Anmeldung: http://villach.at/frauenfest

Programm und Informationen zu den Frauenfilmtagen: http://frauen.ktn.gv.at/veranstaltungen

Kostenlose „Wom-inare“ zum Thema Mut (ab 08.03.2023): www.261fearless.org/wominar