Hermagor -
Ein neuer Urlauberrekord mit 1,232 Mio. Nächtigungen, funktionierende Betriebe, freie Arbeitsplätze, Zuzug statt Abwanderung: Hermagors Bürgermeister Siegfried Ronacher über das Formen von Bauelementen, Kirchturmdenken und Grenzen, die keine zu sein brauchen.
Gailtal Journal: Bürgermeister Ronacher, warum funktioniert’s bei uns?
Siegfried Ronacher: Wir arbeiten seit Jahrzehnten ständig am Gesamtpaket. Und wenn ich „wir“ sage, meine ich wir alle. Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Tourismus, Marketing, Wirtschaft, Landwirtschaft und Politik gehen bei uns Hand in Hand. Die Hebel müssen an so vielen Ebenen betätigt werden, damit alle Parameter zusammenspielen. Stellen wir uns das Gesamtpaket als Bauprojekt vor. Viele Gewerke leisten ihren Beitrag und formen die Bauelemente. Und diese heißen bei uns eben Tourismusregion, Bildungsregion, KEM-Region, Mobilitäts- und Verkehrsverbundregion, Genussregion, Slow-Food-Region, Familienregion, LEADER- und Interreg-Region uvm. Hinzu kommen die Sicherung der Senioren- und Gesundheitsversorgung uvm.
Neben dem Nächtigungsrekord 2018 machen weitere Kennzahlen aufmerksam.
Ja, denn wir sind die einzige Kärntner Bezirksstadt neben Villach und Klagenfurt, in die Leute zuziehen. Im letzten Jahr hatten wir wieder 6.900 Einwohner und ich hoffe sehr, dass es heuer 7.000 werden, was auch den staatlichen Finanzausgleich für uns weiter heben würde. Und die Kommunalsteuereinnahmen, die 2018 mehr als 2 Mio. Euro betragen haben, belegen den Erfolg unserer Wirtschaftstreibenden.
Was macht Hermagor so „anziehend“?
Eine Familie findet bei uns all das, was eine Familie braucht. Allem voran Arbeitsplätze. In der Stadtgemeinde gibt es 813 Betriebe und nicht wenige suchen Mitarbeiter. Hinzu kommen Wohnraum, Bildungseinrichtungen, Einkaufsmöglichkeiten, ärztliche Versorgung, wunderbare Freizeitmöglichkeiten und kurze Wege gekoppelt mit einem tollen Öffi-Netz. Wir möchten die familienfreundlichste Gemeinde Kärntens werden.
1.232.846 Nächtigungen allein in der Gemeinde Hermagor-Pressegger See im Rekordjahr 2018 sprechen für sich. 2.236.561 zählt die gesamte Tourismusregion. Auch die Urlauber zieht es stetig hierhier.
Verständlich, wie ich meine, wenn wir uns so umschauen. Bergerlebnisse und Seegenuss bereichert durch tolle Erlebniswelten sind Magnete. Es ist für alle Geschmäcker, Abenteueransprüche und Jahreszeiten etwas dabei. Überall wurden Highlights gesetzt, überall gibt es etwas zu entdecken und zu erleben, und das für jedes „Tempo“. Wir zählen mittlerweile zu Österreichs Top-20-Destinationen.
Hier genießen wir gerade einen einzigartigen Ausblick. Wie sehen Sie die Region in zehn bis 15 Jahren?
Hermagor und Umgebung sind in ganz Europa als Tourismus- und Wirtschaftsregion positioniert und bekannt. Dazu haben sich die „Südalpenstädte“ intensiv vernetzt, um gemeinsam räumliche und infrastrukturelle Ressourcen besser aufzubauen und zu nutzen, z. B. bei Betriebsansiedelungen, Tourismusprojekten, Incoming-Maßnahmen und Verkehrsverbünden.
Heute sind extrem hohe Anforderungen und Verantwortungen ans Bürgermeisteramt geknüpft, es braucht außerdem menschliches Gespür, ständige Aufmerksamkeit, Netzwerkkompetenz, planerischen Weitblick, diplomatisches Geschick und wirtschaftliches Agieren. Wie hält man alle Bälle in der Luft, gerade wenn man zudem in so vielen weiteren Fachgremien und Verbänden mitgestaltet?
Die Kraft kommt aus dem Erreichten. Ich bin stolz und dankbar, wenn ich sehe, was alle gemeinsam hier bei uns schaffen – ob Einzelunternehmer oder Tourismusgroßbetrieb, ob Freizeitverein oder Branchenvereinigung. Ich glaube fest daran, dass wenn man Grenzen im Kopf auflöst, offen und mutig für Neues ist und das Kirchturmdenken ad acta legt, Berge versetzen kann.
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