Wirtschaft warnt: ,,Kürzungen bei Lehrstellenförderung gefährden Ausbildungsbetriebe!”

Österreich -

Die österreichische Wirtschaft zeigt sich erfreut über das neue Lehrberufspaket, das Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer vorgestellt hat. Gleichzeitig schlägt sie aber Alarm: Die drohende Kürzung der betrieblichen Lehrstellenförderung könnte gravierende Folgen für den Arbeitsmarkt und die Fachkräftesicherung haben.

Die Wirtschaft begrüßt das neue Lehrberufspaket als wichtigen Schritt gegen den Fachkräftemangel, warnt jedoch eindringlich vor den gravierenden Folgen geplanter Kürzungen der betrieblichen Lehrstellenförderung, da diese nicht nur viele Ausbildungsplätze gefährden, sondern dem Staat langfristig auch höhere Kosten verursachen würden.

Lehrlingsausbildung als wirtschaftspolitische Zukunftsfrage

Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels ist die Lehrlingsausbildung für Österreich von zentraler Bedeutung. Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk, betont: „Unsere Ausbildungsbetriebe leisten immens wertvolle Arbeit. Es lohnt sich, gezielt in die Ausbildung unserer Fachkräfte von morgen zu investieren.“ Rund die Hälfte aller Lehrlinge wird im Gewerbe und Handwerk ausgebildet. Doch genau diesen Betrieben drohen ab Sommer 2025 drastische Kürzungen in der Lehrstellenförderung – mit potenziell weitreichenden Folgen.

Lehrbetriebe unter Druck: Förderung als wichtiger Anreiz

Die Ausbildungsbetriebe haben mit hohen Kosten und steigendem Betreuungsaufwand zu kämpfen. Die aktuelle Förderung deckt davon nur einen Bruchteil ab, ist aber für viele ein essenzieller Anreiz. Scheichelbauer-Schuster warnt: „Ich habe die große Sorge, dass eine Streichung für viele, vor allem kleinere, Betriebe das Fass zum Überlaufen bringen könnte.“ Laut einer Umfrage des ibw (Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft) würden 15 % der Betriebe ohne Förderung keine Lehrlinge mehr ausbilden, weitere 37 % würden die Ausbildung überdenken oder reduzieren.

Budgetdeckelung bei 280 Millionen Euro: Ein gefährliches Limit

Die betriebliche Lehrlingsförderung ist derzeit auf 280 Millionen Euro gedeckelt. Sie umfasst Zuschüsse je nach Lehrjahr, die jedoch bei Weitem nicht alle Ausbildungskosten abdecken. Die gestiegenen Lehrlingseinkommen – durch Inflation und neue Kollektivverträge – machen eine Erhöhung der Fördermittel notwendig: Heuer fehlen bereits 36,5 Millionen Euro, 2026 könnten es 50 Millionen Euro sein. Mariana Kühnel, stellvertretende Generalsekretärin der WKÖ, spricht sich deutlich gegen Kürzungen aus: „Die Lehrstellenförderung wirkt doppelt: Sie schafft Perspektiven für Jugendliche und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts.“ Sie verweist auf die Einnahmen, die der Staat bereits während der Lehrzeit durch Lohnsteuer und Sozialabgaben generiert – laut Statistik Austria 400 Millionen Euro im Jahr 2023.

Betriebliche Ausbildung ist die günstigste Option für den Staat

Die Lehrlingsausbildung spart dem Staat langfristig Geld. Die jährlichen Kosten pro Lehrling liegen bei rund 7.688 Euro. Werden die Rückflüsse durch Steuern und Abgaben berücksichtigt, reduziert sich dieser Betrag auf nur 3.577 Euro. Zum Vergleich:

  • Überbetriebliche Ausbildung (ÜBA): 23.039 € pro Person/Jahr

  • Schulische Ausbildung (BMS/BHS): 11.947 € pro Schüler:in/Jahr