Gedenkmarsch & Gottesdienst: ,,In Trauer vereint, in Hoffnung verbunden”

Villach -

Tausende Kärntnerinnen und Kärntner fanden sich gestern, Dienstag, in Villach zu einem Gedenkmarsch auf Grund des terroristischen Anschlages vergangenen Samstag ein. Unter ihnen befand sich mit Landeshauptmann Peter Kaiser, LHStv.in Gaby Schaunig, LHStv. Martin Gruber, die Landesrätinnen Beate Prettner und Sara Schaar sowie die Landesräte Daniel Fellner und Sebastian Schuschnig auch das gesamte Kärntner Regierungskollegium. Den Opfern ihre Reverenz erwiesen ebenso Bundeskanzler Alexander Schallenberg, Landtagspräsident Reinhart Rohr und Villachs Bürgermeister Günther Albel.

LH Peter Kaiser, LHStv. Martin Gruber und Bundeskanzler Alexander Schallenberg bei der Kranzniederlegung

Villach trauert: Gedenkveranstaltung zum Opfer des Messerattentats

Der Trauermarsch führte über die Villacher Stadtbrücke – vorbei an der Stelle des Anschlages – hin zur Stadthauptpfarrkirche St. Jakob. Dort wurde anschließend ein ökumenischer Gottesdienst mit Diözesanbischof Josef Marketz, Superintendent Manfred Sauer und Stadthauptpfarrer Richard Pirker abgehalten. Im Vorfeld der Gedenkveranstaltung sagte Landeshauptmann Peter Kaiser gegenüber dem Landespressedienst, sein Mitgefühl gelte in diesen schweren Stunden der Familie des jungen Mannes, die um einen geliebten Menschen trauert. „Ein junger Mensch, voller Träume und Zukunftspläne, wurde durch eine grausame, abscheuliche Tat aus dem Leben gerissen. Worte können kaum ausdrücken, was seine Familie, seine Freunde, seine Liebsten jetzt durchmachen. Ihnen gilt mein tiefstes Mitgefühl“, so der Landeshauptmann. Er sei im Gedanken auch bei all jenen, die bei diesem feigen Anschlag schwer verletzt wurden – körperlich wie seelisch. „Ihnen allen wünschen wir Kraft, Hoffnung und eine baldige Genesung“, so Kaiser. Er denke in diesen dunklen Stunden auch an Alaaeddin Alhalabi, sagte der Landeshauptmann – an jenen 42-jährigen Syrer, der mit seinem Einsatz womöglich Schlimmeres verhindert habe. „Sein Einsatz ist ein leuchtendes Beispiel dafür, dass Integration gelingen kann. Ihm gilt unser tiefster Dank, unsere Anerkennung und unser Respekt“, so Kaiser, der gerade heute die Bedeutung der Solidarität hervorhob.

Gedenkmarsch und Gottesdienst für den getöteten Jugendlichen in Villach. (c) LPD Kärnten/Höher

Ein Angriff auf die Grundwerte

„Unser Zusammenhalt, unsere Menschlichkeit und unsere Werte sind stärker als die Feigheit und der Hass von Verbrechern und Terroristen. Lassen Sie uns zusammenstehen. Für eine friedliche, solidarische und starke Gemeinschaft“, so der Landeshauptmann. Bundeskanzler Alexander Schallenberg sagte in der Villacher Stadthauptpfarrkirche, das grausame Attentat von Samstag habe Österreich zutiefst erschüttert. Im Namen der Republik sprach er der Familie des Opfers seine tief empfundene Anteilnahme aus. „Es gibt keine Worte, die angemessen wären angesichts dessen, was am Samstagnachmittag hier im Herzen von Villach passiert ist“, so Schallenberg. Die Tat mache nicht nur traurig, sondern auch unfassbar wütend, sagte der Bundeskanzler. Der Anschlag sei ein direkter Angriff auf unsere Grundwerte gewesen, aber gegen den islamistischen Terror werde es keine Toleranz geben. „Gerade im Namen der Toleranz behalten wir uns das Recht vor, die Intoleranz niemals zu tolerieren“, so Schallenberg. Man müsse als Gesellschaft die erforderlichen rechtlichen Instrumente schaffen, um unsere Werte und unser Lebensmodell zu verteidigen. „Hass, Intoleranz und Extremismus haben in unserer offenen, toleranten und pluralistischen Gesellschaft keinen Platz“, sagte der Bundeskanzler, der in seiner Rede all jenen Menschen dankte, die vor Ort rasch eingegriffen und geholfen hätten. Auch Schallenberg strich den syrischen Passanten hervor, der nicht gezögert habe, einzuschreiten. „Das ist genau das, was unsere Gesellschaft braucht und was uns ausmacht: Dass wir gemeinsam entschieden eintreten für unsere Werte, für den Pluralismus und für die Freiheit. Mit Courage und Wehrhaftigkeit“, sagte Schallenberg.

Bundeskanzler Alexander Schallenberg, LH Peter Kaiser, Landtagspraesident Reinhart Rohr und LHStv.in Gaby Schaunig beim Gedenkgottesdienst. (c) LPD Kärnten/Höher

,,Nicht in Worte zu fassen”

Auch Villachs Bürgermeister Günther Albel sprach den Familien der Opfer seine Anteilnahme aus. „Wie kann man etwas in Worte fassen, was so abscheulich und so unglaublich böse ist wie ein solch feiger Anschlag in unserer Stadt? Wie kann man eine Familie trösten, die um ihr Kind weint?“, fragte Albel. Es gebe keine Worte, die dies alles fassen könnten, so der Bürgermeister, „denn Worte allein sind zu wenig“. „Wir alle stehen hinter euch und versuchen, ein wenig eures Leides zu lindern“, sagte Albel in Richtung der Opfer und ihrer Familien. Die Menschen seien traurig, wütend und fassungslos. „Ich verstehe das, auch dafür muss Raum sein. Denn es war ein Anschlag auf uns alle, auf das, wie wir leben, auf unsere Demokratie und auf unsere Freiheit“. Es werde ausreichend Zeit für Trauer brauchen und Kraft kosten, „aber beugen wir uns nicht. Es wird ihnen nicht gelingen, uns zu spalten“, so Albel. „Die Antwort auf dieses feige Attentat ist Zusammenstehen. Halten wir zusammen mit den Opfern und ihren Familien, halten wir zusammen auch mit jenem Mann, der noch Schrecklicheres verhindert hat. Villach trauert, aber Villach bleibt stark“, so Albel.

Teilnehmer am Gedenkgottesdienst vor der Kirche. (c) LPD Kärnten/Höher