Wirtschaftliche Herausforderungen hinterlassen tiefe Spuren
Das Jahr 2024 markiert in Kärnten ein Rekordjahr bei Firmeninsolvenzen, das jedoch im Vergleich zur Finanzkrise von 2009/2010 noch nicht die Höchstwerte erreicht hat. Die Auswirkungen der anhaltenden Wirtschaftskrise sind deutlich spürbar, insbesondere in der Gastronomie, im verarbeitenden Gewerbe und in der Bauwirtschaft. Während die Zahl der Insolvenzen in den einzelnen Branchen in Kärnten stark anstieg, bleibt der Zuwachs der Verbindlichkeiten besorgniserregend.
Branchen im Fokus: Gastronomie und verarbeitendes Gewerbe am stärksten betroffen
Besonders auffällig sind die Insolvenzen im Jahr 2024 in den Bereichen Gastronomie und verarbeitendes Gewerbe. In der Gastronomie verdoppelte sich die Zahl der Insolvenzen im Vergleich zum Vorjahr, und im verarbeitenden Gewerbe kam es zu einer nahezu Vervierfachung der Insolvenzfälle. Auch die Solar- und Photovoltaikbranche verzeichnete eine starke Zunahme von Insolvenzverfahren. Insgesamt wurden in Kärnten 376 Firmeninsolvenzen verzeichnet, was einen Anstieg von 26,6 % im Vergleich zu 2023 darstellt. Besonders stark stieg die Zahl der eröffneten Insolvenzverfahren am Landesgericht Kärnten: 218 Verfahren wurden 2024 eröffnet – ein Plus von 55,71 % im Vergleich zum Vorjahr. Interessanterweise konnte Kärnten auch einen höheren Anteil an Sanierungsverfahren verzeichnen, mit 39,13 % abgeschlossener Sanierungen, was deutlich über dem österreichweiten Durchschnitt von 29,09 % liegt. Jedoch gibt es auch zunehmende Fälle, in denen Sanierungspläne nicht erfüllt wurden. Mit der Zunahme der Insolvenzen stiegen auch die Verbindlichkeiten. Diese erhöhten sich von rund 121,9 Millionen Euro im Jahr 2023 auf etwa 349,2 Millionen Euro im Jahr 2024. Gleichzeitig nahm die Zahl der von Insolvenzen betroffenen Arbeitnehmer zu – von 582 im Jahr 2023 auf 988 im Jahr 2024. Diese Entwicklungen deuten auf die wachsende wirtschaftliche Belastung und die Unsicherheit hin, die viele Unternehmen und deren Beschäftigte derzeit erfahren.
Privatinsolvenzen in Kärnten: Eine stabile, aber wachsende Verschuldungssituation
Im Gegensatz zu den Firmeninsolvenzen gab es bei den Privatinsolvenzen in Kärnten einen leichten Rückgang von 692 Verfahren im Jahr 2023 auf 662 Verfahren im Jahr 2024. Dennoch ist ein deutlicher Anstieg bei den mangels Masse abgewiesenen Verfahren zu verzeichnen, was auf eine Verschlechterung der Verschuldungssituation bei Privatpersonen hinweist. Die Gesamtverbindlichkeiten im Bereich der Privatinsolvenzen lagen bei rund 63,5 Millionen Euro, was einen leichten Rückgang im Vergleich zu 2023 darstellt, jedoch stieg die durchschnittliche Verschuldung pro Person von 95.600 Euro auf 99.200 Euro. Der AKV (Alpenländischer Kreditorenverband) rechnet mit einem weiteren Anstieg der Insolvenzen im Jahr 2025, insbesondere im Bereich der mittelständischen Unternehmen, die unter den gestiegenen Zinsen leiden. Auch im Privatinsolvenzsektor wird mit einer Zunahme der Verfahren gerechnet, besonders wenn die Arbeitslosigkeit weiter steigt. Es wird erwartet, dass die Zahl der Privatinsolvenzen 2025 wieder 700 Verfahren erreichen wird. Der Trend deutet darauf hin, dass die derzeitige wirtschaftliche Erholung nicht ausreichen wird, um die langfristigen Belastungen abzuwenden.
Quellen:
- Daten Alpenländischer Kreditorenverband (AKV)
- Berichte des Landesgerichts Kärnten
- Wirtschaftliche Analyse der Kärntner Wirtschaftskammer
Die genaue Insolvenzstatistik für das Jahr 2024 findest du hier:
AKV Insolvenzstatistik Jahresstatistik 2024 – Kärnten im Detail