Ängste, Depressionen, familiäre Konflikte, Einsamkeit – das sind nur einige Beispiele für Belastungen der seelischen Gesundheit. Jede Person reagiert auf belastende Situationen anders – zunehmend mehr Menschen entwickeln eine psychische Erkrankung. Die gesellschaftliche Akzeptanz für psychische Erkrankungen ist in den vergangenen Jahren gestiegen – auch im ländlichen Raum. Seelisches Leid ist nicht länger ein Makel, den es zu verheimlichen gilt. Die Hemmschwelle, sich professionelle Hilfe zu holen, ist deutlich gesunken, wodurch auch der Bedarf an psychotherapeutischer Versorgung gestiegen ist.
Eine wesentliche Anforderung an ein gutes Gesundheitssystem ist, dass jeder Mensch Zugang zu einem flächendeckenden und kostenfreien Versorgungsangebot hat. Um den aktuellen Anforderungen nachzukommen, werden laufend Maßnahmen zur Verbesserung geschaffen. Die ÖGK wird daher das Angebot in der psychotherapeutischen Versorgung in den kommenden drei Jahren für ihre Versicherten noch weiter ausbauen.
Im Rahmen dieses Dreijahresplans soll die Psychotherapie auf Kassenkosten, über den Weg des Sachleistungsprinzips, um rund ein Drittel erweitert werden, d.h. eine zusätzliche Versorgung von mehr als 20.400 Menschen. Für besonders gefährdete Gruppen, wie zum Beispiel Kinder oder Menschen mit Traumatisierungen, werden zusätzliche Stundenkontingente geschaffen. Ebenso sollen ländliche Versorgungsdefizite ausgeglichen werden.
Was bedeutet das für Kärnten?
Für Kärnten stehen dadurch in Summe 25.543 zusätzliche Therapieeinheiten zur Verfügung, davon können im Jahr 2021 13.948 Einheiten vergeben werden. Bisher wurden 7.140 Stunden, davon 900 Stunden für besonders sensible Gruppen, auf bereits bestehende aber auch neue Vertragspartnerinnen und Vertragspartner verteilt. Der weitere Ausbau ist bereits in Planung.
Besondere Aufmerksamkeit gilt Kindern und Jugendlichen, denn es ist eine traurige Tatsache: es trifft genau diese Gruppe immer häufiger. Daher ist es wichtig, auch der jungen Zielgruppe bei der Bewältigung ihrer Schwierigkeiten die notwendige Unterstützung zu bieten. Die Österreichische Gesundheitskasse betreibt in Zusammenarbeit mit dem Kärntner Landesverband für Psychotherapie (KLP) ein Pilotprojekt zur psychotherapeutischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen bis zum
vollendeten 18. Lebensjahr.
Das Projekt mit entsprechendem Therapieangebot startete erfolgreich im April 2018 in den Bezirken Völkermarkt, Spittal an der Drau sowie Villach-Stadt. Mit Jänner 2020 wurde dieses Angebot auf das gesamte Bundesland Kärnten erweitert. Die Versorgung wird derzeit durch rund 50 ausgebildete Psychotherapeutinnen und -therapeuten sichergestellt.
Was sind mögliche Warnsignale für eine seelische Krise?
Ist die Seele krank, hat dies Auswirkungen auf den gesamten Lebensbereich eines Menschen. Mehrfachbelastungen wie Stress, Mobbing, Beziehungsschwierigkeiten, Vereinsamung, Ausgrenzung, Gewalt- und Missbrauchserfahrungen können zu tiefgreifenden psychischen und in weiterer Folge auch zu psychosomatischen Erkrankungen führen. Mögliche Anzeichen: Antriebslosigkeit, sozialer Rückzug, Schlafstörungen, Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen, Ruhelosigkeit, Sucht sowie andauernde depressive Stimmung und auch Suizidgedanken. Wenn mit diesen Symptomen ein großer Leidensdruck einhergeht, sollte man keine Scheu haben, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Was ist eine Psychotherapie?
Psychotherapie ist eine professionelle Heilbehandlung von psychischen, psychosozialen oder psychosomatisch bedingten Verhaltensstörungen und Leidenszuständen. Eine Psychotherapie kann Betroffenen dabei helfen, persönliche Entwicklungen und ganzheitliche Gesundheit zu fördern bzw. wiederherzustellen.