Groß-Parkplätze entsiegeln, Boden vor Versiegelung schützen, Treibhausgas-Emissionen rascher reduzieren

VCÖ: In Kärnten gibt es pro Kopf 198 Quadratmeter versiegelte Verkehrsfläche – verstärkte Entsiegelung nötig und möglich

Kärnten -

In Kärnten kommt auf eine Person 435 Quadratmeter versiegelte Fläche, davon 198 Quadratmeter durch Verkehrsflächen, informiert der VCÖ. Mit Asphalt versiegelte Böden können kein Wasser aufnehmen, der Niederschlag fließt ab und das Kanalsystem wird dadurch bei Starkregen zusätzlich belastet. Das Entsiegelungspotenzial ist im Verkehrsbereich sehr groß, insbesondere bei Groß-Parkplätzen und ist verstärkt zu nutzen, betont der VCÖ.


Solidarität und nachhaltige Maßnahmen nach der Hochwasserkatastrophe

“Die große Hilfsbereitschaft bei der Hochwasserkatastrophe in Ostösterreich ist vorbildlich. Jetzt steht die Hilfe für die betroffenen Menschen und Regionen im Vordergrund. Diese Zusammenarbeit, diesen Schulterschluss braucht es auch künftig beim Schutz unserer Böden, bei der verstärkten Entsiegelung, damit Böden wieder Wasser aufnehmen können und auch bei der rascheren Reduktion der Treibhausgas-Emissionen”, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest. Mit der Erderhitzung nehmen Häufigkeit und Intensität von extremen Wetterereignissen zu.

 Viermal mehr Fläche für Autos als für Wohnraum

Insgesamt sind in Österreich fast 3.000 Quadratkilometer Fläche versiegelt, allein 41 Prozent davon sind Verkehrsflächen In Kärnten sind 245 Quadratkilometer Fläche versiegelt, der Verkehr verursacht 46 Prozent der Versiegelung, informiert der VCÖ. Pro Kopf sind in Kärnten 198 Quadratmeter Fläche für den Verkehr versiegelt, das ist viermal so  viel wie pro Person als Wohnnutzfläche zur Verfügung steht.

Potenzial der Entsiegelung

Entsiegelung ist insbesondere bei größeren Parkplätzen, wie beispielsweise bei Unternehmen, Freizeiteinrichtungen, Ausflugszielen, Supermärkten, Fachmarktzentren oder Einkaufszentren möglich. Allein die Parkplätze und Zufahrtsstraßen der Fachmärkte, Supermärkte und Shopping Center in Österreich machen gemeinsam eine Fläche von rund 1.560 Hektar aus, das entspricht der Fläche von rund 2.600 Fußballfeldern, macht der VCÖ aufmerksam.

Klimafitte Parkplätze

Während bei asphaltierten Parkplätzen bei Regen kein einziger Liter Wasser im Boden versickern kann, sind es bei Rasengittersteinen pro Hektar durchschnittlich rund 825 Liter Wasser pro Sekunde. Zudem sind bei Groß-Parkplätzen Bäume im Schwammstadt-Prinzip zu pflanzen. Dabei wird den Bäumen ein großer Wurzelraum gegeben, wo viel Wasser gespeichert werden kann. Zusatznutzen für die Autofahrerinnen und Autofahrer: Werden ausreichend Bäume vorgeschrieben, gibt es an heißen Tagen mehr schattige Parkplätze. “Es braucht für die klimafitte Sanierung von größeren Parkplätzen rasch gesetzliche Vorgaben”, betont VCÖ-Experte Michael Schwendinger.

Transformation in Tulln

In Tulln in Niederösterreich wurde beispielsweise der ein großer Platz, der früher ein Parkplatz für mehr als 200 Pkw war, Großteils begrünt und in einen Park umgewandelt. Während vorher 80 Prozent der Fläche versiegelt waren, sind es jetzt nur noch sieben Prozent. Hochgerechnet hat sich die Wasserspeicher-Kapazität des Platzes dadurch mehr als vervierfacht.

Hohe Entsiegelungspotenziale bei Parkplätzen und Straßenrückbau

Der VCÖ hat mehr als 240 Fachleute von insgesamt rund 180 Organisationen und Instituten zum Entsiegelungspotenzial im Verkehrsbereich befragt. Das größte Potenzial sehen die Fachleute bei den Parkplätzen, einerseits durch eine Reduktion der Parkplatzflächen und andererseits durch ihre Entsiegelung. Das zweitgrößte Potenzial sehen die Fachleute beim Rückbau überdimensionierter Straßen. Ein Beispiel ist die B83 Kärntner Straße bei Arnoldstein, wo ein eineinhalb Meter breiter Streifen entsiegelt und begrünt wurde.  

Tempo 30 für mehr Grün

Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet ermöglicht wiederum etwas schmälere Fahrbahnen und damit breitere Grünstreifen. “Auch wenn eine um 30 Centimeter schmälere Fahrbahn scheinbar wenig ist, auf einen Kilometer kann so eine zusätzliche versickerungsfähige Grünfläche von 300 Quadratmetern entstehen. Es sind viele kleine Schritte, die in Summe viel bewirken”, erklärt VCÖ-Experte Schwendinger. Auch die Förderung von Entsiegelungsprojekten sehen die Fachleute als wichtige Maßnahme.

Zersiedelung eindämmen und Ortskerne stärken

Eine zentrale Aufgabe der künftigen Bundesregierung sowie der Landesregierungen sieht der VCÖ im Schutz der Böden vor Versiegelung. Wichtig ist eine verkehrssparende Siedlungsentwicklung. Zersiedelung führt zu mehr Bodenverbrauch, auch durch zusätzliche Erschließungsstraßen. Die Stärkung der Ortskerne reduziert umgekehrt den Bodenverbrauch. Österreich hat bereits eines der dichtesten Straßennetze Europas. In Kärnten gibt es 11.700 Kilometer Straßen.

Verkehr bleibt Emissionshauptverursacher

Auch wenn die Treibhausgas-Emissionen des Verkehrs seit dem Jahr 2019 um rund vier Millionen Tonnen reduziert wurden, mit 19,8 Millionen Tonnen verursacht der Verkehr als einziger Sektor in Österreich deutlich höhere Emissionen als im Jahr 1990. Der VCÖ weist darauf hin, dass viele Klimaschutz-Maßnahmen im Verkehr nicht nur die Emissionen, sondern auch die Kosten für die Haushalte und die Gesellschaft reduzieren.