Bürokratie kostet Österreichs Unternehmen Millionen
Laut einer Markt-Studie im Auftrag der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) verbringen Unternehmen in Österreich im Schnitt 9,4 Arbeitsstunden pro Woche mit Bürokratie. Besonders kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind davon betroffen, da sie durchschnittlich 19,3 Stunden pro Woche auf bürokratische Aufgaben verwenden – das entspricht 50.000 Euro jährlich. Auch Einzelunternehmer (EPU) müssen mit einem halben Arbeitstag pro Woche rechnen. Für 88 Prozent der Betriebe ist der Bürokratieabbau daher eine der zentralen Forderungen. WK-Präsident Jürgen Mandl kritisiert, dass die Bürokratie in den letzten Jahren sogar gestiegen ist und fordert dringend Änderungen.
Wirtschaftskammer fordert entschlossene Maßnahmen
„Die Bürokratie kostet die österreichische Wirtschaft jährlich 10 bis 15 Milliarden Euro“, erklärt Mandl. Seit Jahren hat die Wirtschaftskammer konstruktive Vorschläge zur Bürokratieabbau gemacht, doch die Umsetzung durch die Landespolitik bleibe weitgehend aus. Jetzt, in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation, verlangt Mandl entschlossenes Handeln. Bereits 2013 machte die Wirtschaftskammer Kärnten auf die Hürden durch bürokratische Gesetze aufmerksam – beispielsweise das Lieferkettengesetz, das Unternehmen stark belastet. Mandl fordert, dass in der neuen Regierung ein Staatssekretariat für Digitalisierung und Deregulierung geschaffen wird, um unnötige Regelungen abzuschaffen und den bürokratischen Aufwand zu reduzieren.
80 konkrete Vorschläge zur Entbürokratisierung
Die Wirtschaftskammer hat der Kärntner Landesregierung bereits 80 konkrete Vorschläge zur Entbürokratisierung vorgelegt, darunter Lösungen zur besseren Verwaltung und Vereinfachung von Verwaltungsverfahren. Mandl betont, dass jetzt sofort gehandelt werden müsse, um die Bürokratie abzubauen und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu sichern. Ein zentraler Bestandteil der Initiative „Schluss mit Schikanen“ ist das Forderungspapier „Entlastung durch Entbürokratisierung“. Hier werden konkrete Probleme bei der Umsetzung von Bundesgesetzen auf Landesebene sowie der Vollziehung durch Verwaltungsbehörden benannt. Die Wirtschaftskammer fordert unter anderem Verbesserungen beim E-Government und Änderungen im Kärntner Naturschutzgesetz. Mandl sieht die Überbürokratisierung als eines der größten Wachstumshemmnisse für die Wirtschaft.
Bürokratie als Hindernis für Unternehmensgründungen
Christiane Holzinger, Steuerberaterin und WK-Bezirksstellenobfrau, zeigt auf, dass Bürokratie besonders bei Unternehmensgründungen eine große Hürde darstellt. Der bürokratische Aufwand sei enorm und könne die Erfolgschancen von Neugründungen erheblich beeinträchtigen. Holzinger fordert daher die Schaffung eines One-Stop-Shops, der alle bürokratischen Aufgaben für Unternehmen vereinfacht. Ein dramatisches Beispiel für bürokratische Missstände in der Verwaltung kommt von Harald Dullnig, Landesinnungsmeister der Mechatroniker. In einem Fall wurde der Bau von Einfamilienhäusern und Betriebswohnungen in einem Gewerbegebiet genehmigt, obwohl dies aufgrund der Raumordnung nicht zulässig war. Jetzt drohen den betroffenen Unternehmern rechtliche Probleme und hohe Schadenersatzforderungen. Dullnig fordert daher, die Bauübertragungsverordnung umzusetzen, um solche Fehler künftig zu vermeiden.
Neue Plattform gegen Bürokratie-Schikanen
Die Wirtschaftskammer Kärnten hat das Portal www.schlussmitschikanen.at ins Leben gerufen, auf dem sowohl Unternehmer als auch Nicht-Unternehmer ihre Erfahrungen mit der Bürokratie teilen können. Das Ziel ist, die Landespolitik zu einer aktiven Entbürokratisierung zu bewegen und bürokratische Hürden abzubauen. „Es gibt keine Ausreden mehr – jetzt muss gehandelt werden“, betont Mandl.