Fachkräftemangel: Wie Unternehmen die Herausforderung meistern

Zahlreiche österreichische Unternehmen haben Probleme damit, vakante Stellen neu zu besetzen. Oft dauert es sehr lange, bis sie einen geeigneten Kandidaten finden, denn das Jobangebot ist groß, während sich die Nachfrage in Grenzen hält. Um sich die besten Fachkräfte zu sichern, müssen Arbeitgeber umdenken und sich dem Arbeitnehmer gegenüber möglichst attraktiv präsentieren. Nur so können sie Talente anziehen und im besten Fall auch lange im Unternehmen halten.

Was sind die Hauptursachen für den Fachkräftemangel?

Einer der Hauptgründe für den aktuell vorherrschenden Fachkräftemangel ist der demografische Wandel. Die Generation der Babyboomer verschwindet langsam vom Arbeitsmarkt und tritt nach und nach in den Ruhestand ein. Währenddessen kommt aber einfach nicht ausreichend Nachwuchs nach. Durch die Digitalisierung steigen gleichzeitig die Ansprüche an das Fachwissen von Arbeitnehmern. Das Bildungssystem kommt aber kaum nach, sodass es schwierig ist, Angestellte zu finden, die das notwendige Know-how mit sich bringen.

Welche Branchen sind besonders vom Fachkräftemangel betroffen?

Laut des Fachkräfteradars der WKO herrscht vor allem in den folgenden Bereichen ein enormer Fachkräftemangel:

  • Handwerk
  • Gastgewerbe/Fremdenverkehr
  • Büro und Verwaltung

Weniger problematisch sieht die Lage bei den persönlichen Dienstleistungen oder beim medizinischen Personal aus. Allerdings ist auch dort ein Mangel erkennbar. Er fällt nur nicht so signifikant aus.

Wie können Unternehmen ihre Arbeitgebermarke stärken?

Wer Talente anlocken und sich von der Konkurrenz abheben möchte, muss eine gute Arbeitgebermarke aufbauen. Es geht darum, die eigene Unternehmenskultur klar aufzuzeichnen und zugleich die Vorzüge für die Angestellten hervorzuheben. Im Rahmen dessen spielen die folgenden Aspekte eine wichtige Rolle:

  • Werte und Ziele: Unternehmen sollten klar kommunizieren, wofür sie stehen. Stichworte wie Nachhaltigkeit, soziales Engagement, Achtsamkeit oder Authentizität können genutzt werden, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Dadurch werden Arbeitnehmer angezogen, die die gleichen Werte vertreten.
  • Benefits: Zusatzleistungen in Form einer Kinderbetreuung, eines Mobilitätsangebotes oder von kostenlosen Gesundheitskursen werden von Kandidaten oft positiv aufgenommen. Der Arbeitgeber zeigt damit, dass er sich um die Bedürfnisse seiner Angestellten Gedanken macht und sich sogar darum kümmert.
  • Arbeitsmodelle: Immer mehr Arbeitnehmer wünschen sich flexible Arbeitsmodelle. Sie wollen im Homeoffice oder sogar Remote arbeiten. Auch Teilzeitangebote sind eine Option. Auf diese Weise lassen sich qualifizierte Menschen in den verschiedensten Lebenslagen erreichen.

Damit die individuellen Vorzüge eines Unternehmens auch nach außen hin sichtbar sind, sollte außerdem eine durchdachte Marketingstrategie entwickelt werden. Zum Beispiel kann es sinnvoll sein, sich auf Social Media zu präsentieren und dort Einblicke in den Arbeitsalltag im Unternehmen zu bieten. Auch auf der eigenen Webseite sollte sofort ersichtlich sein, welche Philosophie das Unternehmen vertritt. Neben der klassischen Über-uns-Seite kann dort unter anderem ein Imagevideo veröffentlicht werden. Darüber hinaus können weitere Kanäle wie Jobportale und Jobmessen genutzt werden, um die eigenen Werte an die Öffentlichkeit zu tragen.

Welche Strategien helfen, um die Mitarbeiterbindung zu erhöhen?

Das große Jobangebot macht es Unternehmen schwer, Arbeitnehmer zu finden. Gleichzeitig steigt dadurch das Risiko, dass Angestellte kündigen und sich eine andere Beschäftigung suchen. Sie haben schließlich eine riesige Auswahl und können dementsprechend bei Unzufriedenheit einfach ihren Arbeitgeber wechseln. Umso wichtiger ist es, dass sich Unternehmen mit dem Thema Mitarbeiterbindung beschäftigen.

Positives Arbeitsumfeld kreieren

Arbeitgeber sollten alles daransetzen, dass sich ihre Angestellten wohl im Unternehmen fühlen. Dazu gehören ein freundlicher Umgang auf Augenhöhe und ein gutes Konfliktmanagement. Schwelende Streitereien sollten möglichst frühzeitig aufgelöst werden. Auch die Einrichtung und die Möglichkeiten vor Ort sind von großer Bedeutung:

  • Eine gute Raumakustik sorgt für angenehmes Arbeiten und kann das Stresslevel reduzieren. Sie lässt sich durch Wandpaneele, Schallschutzwände und Pflanzen realisieren. In Großraumbüros kann es zusätzlich notwendig sein, Verhaltensregeln aufzustellen.
  • Großzügige Pausenräume und Ruhezonen sorgen dafür, dass sich die Angestellten zwischendurch erholen können. Zusätzlich können Snacks und Heißgetränke angeboten werden.
  • Eine ergonomische Büroausstattung beugt zahlreichen haltungsbedingten Gesundheitsbeschwerden vor. Das verringert Ausfälle und erhöht zugleich die Mitarbeiterzufriedenheit.

Offene Kommunikation betreiben

Alle Angestellten sollten ihre Meinung frei äußern können. Deswegen ist es wichtig, dass auch Führungskräfte kritikfähig und in der Lage sind, Empathie zu zeigen. So schöpfen die Mitarbeiter Vertrauen und fühlen sich gesehen. Außerdem kann ein lebendiger Austausch von Ideen entstehen, der die Produktivität des Teams spürbar verbessert.

Talente fördern

Arbeitnehmer, die ständig unterfordert sind und das Gefühl haben, nicht wertgeschätzt zu werden, verlieren schnell das Interesse an ihrem Job. Sie arbeiten häufig weniger produktiv oder suchen sich woanders ihre Herausforderungen und kündigen. Deswegen ist es enorm wichtig, dass Arbeitgeber die individuellen Talente ihrer Angestellten erkennen und entsprechend fördern. Das kann zum Beispiel über Weiterbildungen geschehen.

Feedback einholen

Es schadet nicht, sich regelmäßig zu erkunden, was den Mitarbeitern im Unternehmen gefällt und wo sie Verbesserungsbedarf sehen. Arbeitgeber können sich im persönlichen Gespräch Feedback einholen. Zusätzlich sollte es eine Möglichkeit geben, seine Meinung anonym kundzutun. Dann werden vielleicht auch Punkte angesprochen, die sich sonst keiner zu erwähnen traut. Dafür kann beispielsweise ein Briefkasten eingerichtet werden, in den die Mitarbeiter ihre Verbesserungsvorschläge, ihre Kritik, aber natürlich auch ihr Lob hineinwerfen können.