Temu & Shein: Handelsverband fordert Anti-Ultra-Fast-Fashion-Gesetz nach französischem Vorbild

Österreich -

Der österreichische Handelsverband schlägt Alarm angesichts der massiven Zunahme von extrem billig produzierter Kleidung, die vor allem über Onlineplattformen wie Temu, Shein oder AliExpress auf den europäischen Markt gelangen. Diese sogenannten Ultra-Fast-Fashion-Produkte werden in großer Menge importiert und überschwemmen die Märkte – ein Trend, der durch die neuen US-Zölle auf China-Importe noch verstärkt wurde. Diese Zölle führen dazu, dass viele Händler den europäischen Markt bevorzugen und damit die heimische und europäische Textilwirtschaft zunehmend unter Druck setzen. Vor diesem Hintergrund fordert der Handelsverband nun ein Anti-Ultra-Fast-Fashion-Gesetz für Österreich, das sich am französischen Vorbild orientiert und den Raubbau an Umwelt und Gesellschaft eindämmen soll.

Dramatische Umlenkungseffekte von China-Paketen in EU durch US-Zölle. HV fordert Strafzahlungen für extrem umweltschädliche Produkte, Werbeverbot, Handling Fee & Plattformhaftung!

Französischer Senat setzt mit Gesetzesentwurf ein Zeichen

In Frankreich wurde bereits im Juni 2025 ein Gesetzesentwurf verabschiedet, der darauf abzielt, die negativen Auswirkungen von Ultra-Fast-Fashion zu bekämpfen. Ziel ist es, den rücksichtslosen Konsum einzudämmen und insbesondere junge Käuferinnen und Käufer für die sozialen und ökologischen Folgen ihres Konsumverhaltens zu sensibilisieren. Das französische Gesetz sieht unter anderem Werbeverbote und Strafzahlungen für besonders umweltschädliche Produkte vor. Diese Maßnahmen sollen einen Beitrag leisten, um die Produktions- und Lieferketten nachhaltiger zu gestalten und den Modemarkt langfristig sozialverträglicher zu machen. Der Handelsverband sieht darin einen wichtigen Schritt und will ein vergleichbares Gesetz in Österreich durchsetzen.

Plattformen wie Shein und Temu im Fokus der Kritik

Die Online-Riesen Shein und Temu stehen besonders im Zentrum der Kritik. Ihr Geschäftsmodell basiert darauf, möglichst schnell und billig Modeartikel in großer Stückzahl anzubieten – oft auf Kosten von Umweltstandards und Arbeitsrechten. Der Handelsverband warnt davor, dass diese Praktiken nicht nur den Planeten belasten, sondern auch heimische Modeunternehmen in ihrer Existenz bedrohen. Denn während europäische Hersteller zunehmend auf nachhaltige Produktion setzen, fluten diese Billigimporte den Markt und senken die Preise auf ein Niveau, das fair produzierende Betriebe kaum mitgehen können. Dadurch gerät die gesamte europäische Modeindustrie unter Druck.

Konkrete Forderungen für Österreich

Um dem entgegenzuwirken, fordert der Handelsverband drei konkrete Maßnahmen für Österreich: Erstens sollen für umweltschädliche Produkte Strafzahlungen von mindestens fünf Euro pro Artikel eingeführt werden, insbesondere bei Textilien, die mit problematischen Chemikalien belastet sind. Zweitens soll es ein umfassendes Werbeverbot für Ultra-Fast-Fashion in klassischen und sozialen Medien geben, inklusive Influencer-Marketing, um die Nachfrage zu drosseln. Drittens schlägt der Verband eine Handling Fee von mindestens zwei Euro pro Paket aus Drittstaaten vor, um die wachsenden Importmengen zu regulieren und damit auch faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. Diese Maßnahmen sind Teil eines ganzheitlichen Ansatzes, um die heimische Wirtschaft zu stärken und zugleich die Umwelt zu schützen.

Finanzielle Belastung der Plattformen und veränderte Marktanteile

Die Maßnahmen der USA, insbesondere die Einführung von Zöllen und Gebühren auf China-Importe seit April 2025, haben bereits zu spürbaren Verschiebungen geführt. Während Temu in den USA einen Rückgang von 36 Prozent im Umsatz hinnehmen musste, stiegen die Umsätze in Europa im Mai um 63 Prozent. Shein verzeichnete ähnliche Trends mit einem Wachstum von 19 Prozent in der EU, während die USA rückläufig blieben. Diese Entwicklungen zeigen, wie stark der europäische Markt bereits von der Verlagerung der Billigimporte betroffen ist. Der Handelsverband sieht darin die Notwendigkeit, auf europäischer Ebene zu handeln und einheitliche Regeln zu schaffen, um dem Marktversagen entgegenzuwirken.

EU-weite Reformen und Plattformhaftung gefordert

Neben nationalen Maßnahmen drängt der Handelsverband auch auf eine EU-weite Abschaffung der Zollfreigrenze von 150 Euro für Pakete aus Drittstaaten. Darüber hinaus fordert der Verband eine verbindliche Plattformhaftung: Online-Marktplätze wie Temu sollen künftig als sogenannte „deemed importer“ für die korrekte Warendeklaration, Zollzahlung und Steuerabfuhr verantwortlich gemacht werden. Diese Regelung soll verhindern, dass Händler sich der Verantwortung entziehen und Steuern sowie Zölle umgehen. Der Handelsverband spricht von massiver Steuervermeidung und fordert daher eine ausgeweitete Marktüberwachung sowie einen konsequenten Rechtsrahmen, um faire Wettbewerbsbedingungen für Handel und Verbraucher in Europa sicherzustellen.