Gailtal -
Das Gailtal Journal sprach mit Ing. Wilfried Klauss, Ökostrompionier und Geschäftsführer der AAE-Firmengruppe.
Bericht vom Ablauf der Katastrophe
Mit 170 km/h Orkangeschwindigkeit gemessen an der Windturbine Plöckenpaß und mit 750 mm/m2 Niederschlag standen und überlebten die Kraftwerke und Stauseen der AAE das Extremereignis, jedoch mit vielen kleineren und größeren Schäden. Das Geschehen war dramatisch und das E-Werksteam verfolgte von der Leitwarte und aus den Kraftwerken die vorbeirollenden Wassermassen und die durch die Luft wirbelnden Bäume.
Bereits vorbeugend wurden die drei Plöckenstauseen abgesenkt, um die Flutwelle auffangen und dämpfen zu können, die dann mehrmals anrollte und bewältigt werden konnte, denn die Fernsteuerung der Staumauergrundablässe und Überlaufklappen funktionierten reibungslos. Vor Einsetzen des starken Orkans, wurden alle Mitarbeiter aus dem Plöckengebiet abgezogen, denn man möchte es nicht glauben, es gab dieses Mal keinen sicheren Platz mehr für Personen im gesamten Plöckengebiet. Nicht einmal in den Krafthäusern wäre man sicher gewesen, denn durch die Fensteröffnungen hätte plötzlich auch ein Baumstamm eindringen können. Letzter Zufluchtsort wäre nur mehr der Kraftwerksstollen gewesen, doch dort rinnen flossen auch Wässer ab.
Kann die Stromversorgung aufrecht erhalten werden?
Als dann der Orkan tobte, konnte man nur hoffen, soviele als möglich der Kraftwerke noch von der AAE-Leitwarte fernsteuern zu können. Eines nach dem anderen ging dann durch Vermurungen der Wasserfassungen vom Netz, doch jene mit den Stauseen hielten sich wacker und hielten die Stromversorgung aufrecht, bis es dann doch noch 1 Stunde finster wurde im Versorgungsnetz Kötschach, da der Orkan 1 km der Stromleitung niederlegte. Die Reserveleitung wurde in Betrieb genommen und dadurch gab es mit Ausnahme dieser einen Stunde eine gesicherte Stromversorgung, damit die Rettungskräfte vor Ort gut agieren konnten. Die beiden Kärntner Windturbinen gingen bei 100 km/h vom Netz und stellten sich mit den Flügeln aus dem Wind auf Orkanstellung.
Als dann der Regen abklang, die Nebel die Sicht frei gaben, kamen die Schäden zu tage. Wir freuten uns zu früh, gimpflich davon gekommen zu sein, doch als wir die Wasserfassung Valentinbach wieder von der Ferne aktivieren wollten, gab es von ihr kein Lebenszeichen mehr – sie war weggespült inkl. 120 Laufmeter Rohrleitung. Gleich darauf bekamen wir den Auslöser per Helikopterbild geliefert. Auf der Unteren Valentinalm hat der Orkan die Wälder großflächig niedergelegt. Die AAE rechnet mit einem Gesamtschaden von ca. 0,5 mio. Euro bei ihren Anlagen.
Ing. Wilfried Klauss erlebt bereits seit Jugendjahren, also über 55 Jahre, das Kraftwerks- und Wettergeschehen aktiv mit. “Ich merke ganz deutlich die klimatischen Veränderungen, die sich beschleunigen und stets extremer werden, wenn sie zuschlagen. Wenn man nach einer solchen Katastrophe auch die erst kürzlich errichteten Wasserschutzbauwerke schon wieder als zu gering bemessen erkennen kann und die großflächige Vernichtung vorallem der monokulturartigen Fichtenbestände sieht, müßte das Umdenken jetzt wohl noch rascher einsetzen.”
Der weltweite Umstieg auf Ökoenergie geht viel zu langsam vor sich. Mit der derzeitigen Umstellungsgeschwindigkeit, vor allem der langen Behördenbewilligungswege für Ökokraftwerke, Umbau und Verstärkung der Netze, schafft die Menschheit ihr Überleben nicht, denn es werden große Völkerwanderungen und Unruhen dadurch ausgelöst werden. Es benötigt hiefür neue Gesetzesanpassungen, die schnelles Reagieren ermöglichen und nicht Scharren von Experten und Gutachter, die nur vom Schreibtisch aus philosphieren und Regeln und Gesetze erfinden, die mit der Realität nicht mehr überein stimmen. Die raschere Umstellung auf saubere Energie kostet nur einen Bruchteil der Schäden, die durch die Klimaveränderung verursacht wird.
Gute Voraussetzungen im Gailtal
Für das Gailtal sieht Ing. Wilfried Klauss, die energetische Zukunft gut bewältigbar, jedoch mit mutigen Lösungen und neuen Denkansätzen. Die Energieumstellung für das Gailtal könnte wie folgt gelingen: Da auch die Trockenperioden zunehmen, wäre es wichtig, wenn noch weitere zusätzliche Süßwasserbecken (Stauseen wie in der Plöcken oder die Beschneiungsteiche am Naßfeld) zu den schon bestehenden Hochdruck-Wasserkraftwerken im Gailtal zugebaut werden, mit denen die Wasserregulierung während Trockenperioden verbessert wird. Mit ihrer Hilfe kann man Wind- und Sonnenenergie speichern und zu wichtiger Zeit wieder abrufen. Sie stellen gleichzeitig Hochwasserschwallbremsen dar (Hochwasserschutz) und erzeugen bei Katastrophensituationen (Schneemassen oder Hochwasser) gesichert regional autark Energie, sodaß ein Netzwerk gesicherter regionaler Energiequellen für Inselstromversorgungen entstehen. Ohne Strom und Trinkwasser steht das Leben still.
Blackout
Es können ja auch europaweite Strom-Blackouts eintreten. Für diesen Fall wäre man gerüstet wenn auch die Quellversorgungen höher liegen als die Ortschaften, damit mit Eigendruck ohne Pumpe das Wasser fließt. Ferner sollte man sich überlegen, wie man die Forstwege anlegt, denn einige gebärden sich bei Hochwasser wie kleine Flußläufe, die dann die wichtigen Hauptstraßen vermuren. Zurückkehren sollte man auch zum gesunden Gailtaler Mischwald. Die Luftbildaufnahmen der Orkanschäden zeigen eindeutig – Fichten-Monokulturen werden von den heftiger werdenden Stürmen wegradiert. Den Flüssen und Bächen müßte man mehr Ausbreitungsflächen (Auen und Seitenarme) zurückgeben – für den natürlich funktionierenden Hochwasserschutz und als Tier-Lebensräume. Die Umstellung des Verkehrs auf E-Mobilität wäre im Gailtal einfach bewältigbar – einfach auf E-Auto umstellen, denn die saubere Energie dafür erzeugen wir im Gailtal bereits heute schon ausreichend. Die AAE produziert zudem in Kötschach E-Tankstellen. Es wäre alles da, wenn nicht das Umsetzen durch viel Bürokratie so verzögert würde.
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