Lithium aus Österreich: Hintergründe zum Wolfsberger Lithium-Bergwerk

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Beeindruckende Seen, imposante Berge und schmackhafte Kasnudeln. Kärnten ist für viele Dinge bekannt. Bald vielleicht auch für Europas einziges Lithium-Bergwerk. Einige Hintergründe zur Lithium-Förderung in Wolfsberg gibt es hier.


Steigender Lithiumbedarf: Inländische Fördermöglichkeiten sind die Zukunft

Der Klimawandel und seine Folgen werden immer spürbarer. Als Gegeninitiative laufen die Klimaschutzmaßnahmen in ganz Österreich auf Hochtouren. Neben der Energie- und Wärmewende gewinnt derzeit die Elektrifizierung des Verkehrs an Bedeutung. Schon heute ist in Kärnten jeder sechste Neuwagen ein Elektroauto. Benziner und Dieselfahrzeuge verlieren an Bedeutung und werden bald schon verboten. Analog zur Nachfrage nach E-Autos steigt der Bedarf an Lithium. Denn das Herzstück heutiger Elektrofahrzeuge sind Lithium-Ionen-Akkus. Als leichtestes Metall der Welt wurde Lithium Anfang des 19. Jahrhunderts entdeckt und hatte lange kaum Anwendungsbereiche. Neben der Schmiermittel-Industrie galt die Glasindustrie über Jahrzehnte als Hauptabnehmer für den Rohstoff. Heutzutage verzeichnet die Batterieindustrie den höchsten Bedarf. So wie Akkus für mobile Geräte wie Tablets auf der Technologie basieren, kommen Lithium-Ionen-Akkus längst auch in Flurförderfahrzeugen, Kleinelektrogeräten und Hubwagen zum Einsatz. Aus gutem Grund, denn die Lithium-Ionen-Batterie hat im Vergleich zu anderen Akkus klare Vorteile. Darunter vor allem

  • das leichte Gewicht
  • die hohe Energiedichte
  • die kompakte Bauform
  • die lange Lebensdauer
  • die hohe Anzahl an möglichen Ladezyklen
  • die schnelle Ladegeschwindigkeit

Laut der United States Geological Survey (USGS) wurden mehr als 70 Prozent des weltweit geförderten Lithiums im Jahr 2021 zur Akku-Produktion verwendet. Entsprechende Batterien bestehen aus zwei Elektroden, einem flüssigen Elektrolyt und einem Separator. Heutzutage gibt es sie in verschiedener Größe und Form, wobei sich auch die Spannungsbereiche der Modelle unterscheiden. Obwohl nach alternativen Ladungsträgern für Batterien geforscht wird, kann es derzeit kein anderer Rohstoff mit Lithium aufnehmen. Speziell in Elektrofahrzeugen bleibt das Alkalimetall vorerst konkurrenzlos, aber auch bei der Speicherung grüner Energie aus Sonne und Wind sind Lithium-Ionen-Akkus ungeschlagen. Deshalb gehen Experten angesichts der fortschreitenden Energiewende von einem weiteren Anstieg der Nachfrage aus. Bislang wird Lithium aus Ländern wie Australien und Chile importiert. Um den Lithiumbedarf künftig zu decken, könnte nun auch Österreich eine Rolle spielen.

Lithium-Förderung in Europa: Noch gibt es Hürden

Im Rahmen der Elektromobilität und Energiewende entwickelt sich Lithium zu einem der begehrtesten Rohstoffe überhaupt. Wegen der fortschreitenden Elektrifizierung des Verkehrs gehen Experten davon aus, dass die Akku-Industrie allein im Jahr 2028 mehr als 1,5 Millionen Tonnen benötigen wird. Die verwertbaren Lithiumreserven betragen etwa 14 Millionen Tonnen, wobei insgesamt Ressourcen von mehr als 60 Millionen Tonnen nachgewiesen wurden. Obwohl Lithium angesichts dieser Zahlen relativ häufig vorkommt, sind meist nur niedrige Konzentrationen davon vorhanden. Hinzu kommt, dass die internationale Gewinnung wegen ihrer CO2-Bilanz in der Kritik steht. Europäische oder inländische Fördermöglichkeiten gewinnen daher an Relevanz. In diesem Zusammenhang rückt Kärnten in den Fokus der Aufmerksamkeit. Denn in Wolfsberg ist Lithium-Gewinnung theoretisch möglich und nach einigen Hürden für 2025 geplant. Dass in Europa derzeit kein akkufähiges Lithium abgebaut wird, liegt laut Experten vor allem am umweltschädlichen Image des Bergbaus. Allerdings wird sich Europa zugunsten der Versorgungssicherheit in den kommenden Jahren wieder mit Bergbau anfreunden müssen. Konflikte mit der Umwelt können in Bergwerken durchaus vermieden werden. Die Lithiumgewinnung in Kärnten hat sich genau das auf die Fahnen geschrieben.

Lithiumgewinnung in Kärnten: Was man derzeit plant

Bei der Lithiumgewinnung in Kärnten will man das gesamte Spektrum an verwertbaren Rohstoffen tatsächlich verwerten. Als Verfahren soll Talsohlenbau mit Versatz zum Einsatz kommen. An der tiefsten Stelle wird dabei ein Stollen in den Untergrund getrieben, um aus der Sohle Gestein herauszuschlagen. Jenes soll schon im Bergwerk zerkleinert werden, wobei die Weiterverarbeitung in einem Konzentrator an der Oberfläche erfolgt. Neben lithiumhaltigem Erz werden hier die Rohstoffe Quarz, Feldspat und Glimmer vom tauben Gestein gelöst. Ganze 15 Erzgänge wurden in der Koralpe erkundet, wobei das lithiumhaltige Gestein Prognosen zufolge in 14 Jahren abgebaut werden kann. In dieser Zeit plant man, aus etwa zwölf Millionen Tonnen Gestein 129.000 Tonnen Lithium zu gewinnen. Derzeit geht man davon aus, dass in dem Gebiet noch andere Erzgänge vorhanden sind, die für insgesamt 40 Jahre einen Abbau ermöglichen. Während die Weiterverarbeitung des gewonnenen Gesteins zu batteriefähigem Lithium ursprünglich in Wolfsberg stattfinden sollte, plant man aufgrund der Energiekosten nun eine Auslagerung nach Saudi-Arabien. Zum Bau des Konzentrators an der Oberfläche des Kärntner Bergwerks steht noch immer ein Genehmigungsverfahren an. Denn die oberirdische Betriebsstätte erfordert eine Rodung und eine Versiegelung des Bodens. Die Bevölkerung hat in der Vergangenheit Bedenken geäußert, vor allem wegen einer vermeintlichen Zunahme des Lkw-Verkehrs. Trotzdem geben sich die Projektbeteiligten optimistisch und gehen davon aus, dass österreichisches Lithium schon bald zur Realität werden wird.

Experten-Ausblick zur Lithium-Förderung

Neben europäischen Fördermöglichkeiten wie der in Wolfsberg wird künftig das Rohstoff-Recycling aus Altbatterien in den Mittelpunkt der Lithiumgewinnung rücken. Weil zur Verwendung des Alkalimetalls in Batterien allerdings hohe Reinheitsanforderungen bestehen, muss der aus alten Akkus gewonnene Rohstoff zur Wiederverwendung zunächst aufwändige Aufbereitungsverfahren durchlaufen.