Binnen zwei Jahren flächendeckend in Kärnten
Dem Roten Kreuz ist es bereits innerhalb der ersten zwei Jahre gelungen das psychosoziale Versorgungsnetz schrittweise soweit auszubauen, dass flächendeckend rund um die Uhr eine Betreuungsmöglichkeit nach traumatischen Ereignissen gewährleistet war. Maßgebend beteiligt daran waren der fachliche Landesleiter Mag. Dr. Elmar Dobernig (Klinischer- und Gesundheitspsychologe und Psychotherapeut), der auch heute noch die fachliche Leitung beim Roten Kreuz innehat und der damalige organisatorische Leiter auf Landesebene Friedrich Möderndorfer.
Im Lauf der Jahre hat die freiwillige organisatorische Leitung des Kriseninterventionsdienstes mehrmals gewechselt. Auf Möderndorfer folgten Leo Martinschitz (Einzelintervention) und Walter Schlacher (Großschadensfälle und Katastrophen). In den letzten 14 Jahren hat diese Funktion der pensionierte Polizeibeamte Georg Wurzer übernommen.
Zahlreiche Ehrungen bei den Feierlichkeiten
Im Bildungshaus St. Georgen am Längsee traf man sich letztes Wochenende um die 20jährige Arbeit in diesem Bereich zu würdigen, Rückschau zu halten und auch um verdiente Mitglieder des Teams zu ehren. Insgesamt wurden über 50 Personen für ihren Einsatz über 10, 15 und 20 Jahre in diesem Bereich ausgezeichnet. Unter anderem erhielten auch der organisatorische Leiter Georg Wurzer und der fachliche Leiter Mag. Dr. Elmar Dobernig das Dienstjahresabzeichen in Gold für ihre unermüdliche Arbeit.
Wiedergewinnung der Handlungsfähigkeit
Krisenintervention bietet Unterstützung und psychosoziale Betreuung für Personen nach traumatischen Ereignissen. Der Einsatz von Kriseninterventionsteams erfolgt unmittelbar nach dem Ereignis in der Akutphase, also noch mitten im Einsatzgeschehen und versteht sich als Krisenintervention und nicht als Therapie. Sofortiger Beginn der Betreuung ist wesentlich für die Reduktion der Wahrscheinlichkeit langanhaltender eigener Probleme, die über den tragischen Verlust hinausgehen. „Der Einsatz besteht meist nicht nur aus einem Betreuungsgespräch. Oft genug muss erst einmal eine Struktur geschaffen werden, die es ermöglicht zu helfen“, erklärt Rotkreuz Präsident Dr. Martin Pirz.
Ziele und Einsatzbereiche der Betreuung
Die Ziele der Betreuung liegen in der Wiedergewinnung der Handlungsfähigkeit traumatisierter Menschen, Begleitung bei der Bewältigung dieser traumatischen Situation und Unterstützung des Trauerprozesses. Der Betreute soll bei der unmittelbaren Bewältigung der traumatischen Situation begleitet werden. Gemeinsam werden Überlegungen angestellt, wie der Betroffene wieder in den Alltag zurückfindet. Mögliche Einsatzgründe für die Teams können etwa die Betreuung von Angehörigen nach dem Tod eines Familienmitglieds durch Erkrankung oder Verletzung sein, Kindernotfälle oder die Betreuung nach Verlust der Lebensgrundlage (z.B. im Falle einer Überschwemmung, eines Murenabganges, oder eines Erdbebens).
Mit Rat und Tat zur Seite stehen
Pirz weiter: „Die über 38.000 Personen, die es zu betreuen galt, zeigen, wie wichtig dieser Dienst ist. Für die Kärntnerinnen und Kärntner ist es beruhigend zu wissen, dass das Rote Kreuz den Menschen auch in solchen Fällen mit Rat und Tat zur Seite steht.“
20 Jahre Kriseninterventionsteams des Roten Kreuzes in Kärnten
Seit 20 Jahren gibt es in Kärnten die Möglichkeit, nach solchen einschneidenden Ereignissen Unterstützung und psychosoziale Betreuung für Angehörige, leicht- und unverletzte Betroffene oder Zeugen über die Kriseninterventionsteams des Roten Kreuzes anzufordern. Die Anforderung eines Teams, bestehend aus mindestens zwei Mitarbeitern, erfolgt ausschließlich durch Einsatzorganisationen über die Rettungsleitstelle des Roten Kreuzes.
Speziell ausgebildetes Team
Das speziell ausgebildete Team setzt sich aus Rotkreuz-Mitarbeitern und Personen aus psychosozialen Grundberufen zusammen, die auf freiwilliger Basis arbeiten und in Form von Bereitschaftsdiensten Tag und Nacht zur Verfügung stehen. Die Betreuung erfolgt mit Einverständnis der Betroffenen und ist immer kostenlos.
Ausbildung
Die Ausbildung zum Kriseninterventionsmitarbeiter umfasst 72 Stunden Theorie und 24 Stunden Praxis im Rettungsdienst, sowie einen 16-stündigen Erste Hilfe Kurs. Diese Ausbildung entspricht dem österreichischen Standard der Ausbildung für Kriseninterventionsmitarbeiter. Das Team arbeitet interdisziplinär, d.h. es sind nicht nur Rotkreuz-Mitarbeiter im Einsatz, sondern auch Mitarbeiter anderer Organisationen, die sich für diese Tätigkeit unter die Schirmherrschaft des Roten Kreuzes begeben.