Systematischer Lohn- und Gehaltsbetrug
ÖGB-Bundesgeschäftsführerin Helene Schuberth bezeichnet diesen Zustand als “systematischen Lohn- und Gehaltsbetrug”. Durch die unbezahlten Überstunden entgehen den Arbeitnehmer:innen jährlich rund 2,3 Milliarden Euro Bruttoentgelt, was der Arbeitsleistung von etwa 40.446 Vollzeitarbeitsplätzen entspricht. Darüber hinaus verliert der Staat rund 330 Millionen Euro an Sozialabgaben und 960 Millionen Euro an Einkommensteuer – Summen, die in der aktuellen Budgetkrise zusätzlich fehlen. Die Folgen der unbezahlten Überstunden sind jedoch nicht nur finanzieller Natur. Auch die Gesundheit der Beschäftigten leidet: Erschöpfung und eine gestörte Work-Life-Balance gehören zu den häufigsten Beschwerden. Studien belegen, dass Überstunden zu einer höheren Fehlerquote, sinkender Produktivität und steigenden Kosten führen können. Zudem beeinflussen sie die Motivation und Loyalität der Mitarbeitenden negativ.
Personalmangel als Hauptursache
Ein wesentlicher Grund für die hohe Zahl an Überstunden ist der zunehmende Personalmangel. Immer weniger Beschäftigte müssen immer mehr Aufgaben übernehmen, was zu einem permanenten Gefühl führt, länger arbeiten zu müssen – sei es aus Rücksicht auf Kolleg:innen, Vorgesetzte oder Kund:innen. Schuberth warnt vor diesem zunehmenden Druck und betont, dass solche Arbeitsbedingungen nicht akzeptabel sind.Der ÖGB fordert daher, dass Arbeitgeber stärker zur Verantwortung gezogen werden, um diesen Missbrauch zu verhindern. Ein Vorschlag ist, Überstunden, die nicht bezahlt werden, mit einem doppelten Entgelt zu entschädigen. Dadurch sollen Beschäftigte von ihren Überstunden profitieren, während es für Arbeitgeber nicht mehr lohnenswert wäre, das Risiko unbezahlter Mehrarbeit einzugehen.
Rechtzeitig Überstunden geltend machen
Schließlich appelliert der ÖGB an die Beschäftigten, ihre Überstunden rechtzeitig geltend zu machen. Viele Arbeitsverträge beinhalten kurze Verfallsfristen, sodass nicht ausbezahlte Überstunden oft schon nach drei Monaten verfallen. Arbeitnehmer:innen sollten sich dieser Fristen bewusst sein und ihre Ansprüche zeitnah einfordern.