Bei Karin kommen Verliebte unter die Haube

Kirchbach -

Karin Patterer aus Waidegg führt Paare in den Hafen der Ehe.

„Oft stolpere ich beim Lesen oder im Internet über passende Zitate und Geschichten, die ich dann in der Traurede einpacke“, sagt Patterer

Von Iris Zirknitzer

Ein klassisches Schnapsdatum. An besonderen Daten wie diesen geben sich viele Heiratswillige das Eheversprechen. Für Karin Patterer war es jener Tag, an dem sie offiziell ihren Dienst als Standesbeamtin angetreten hat. Seit über 25 Jahren ist die 55-Jährige in der Marktgemeinde Kirchbach als Verwaltungsangestellte tätig und hat die Bereiche Standesamt, Tourismus, Finanz- und Abgabenverwaltung sowie die Öffentlichkeitsarbeit über. Mit der Dienstprüfung 2007 kam das Standesamt dazu. Rund 100 Paare hat die „Beamtin“ bislang in den gesetzlichen Stand der Ehe geführt. Nachdem die Ehefähigkeit ermittelt und sämtliche Formalitäten erledigt sind, geht es ans Eingemachte. Karin Patterer nimmt das Paar unter die Lupe und checkt ab: Wie ticken die beiden? Welche Wünsche und Vorstellungen haben sie? Will sich das Paar in die Trauungszeremonie einbringen? Findet die Trauung in einem kleinen oder großen Kreis statt? – und so fort.

An die hundert Paare haben bei Karin schon „Ja“ gesagt. Darunter ein Brautpaar aus Amerika und drei Omis

Spezielle Locations gefragt

Das Standesamt ist nach wie vor die erste Adresse für Heiratswillige. Der Trend zur individuellen Hochzeitslocation ist auch in der Gemeinde Kirchbach zu beobachten. „Paare möchten immer öfter an einem speziellen Ort getraut werden“, weiß die Waideggerin zu berichten. So haben sich etliche Verliebte am Golfplatz in Waidegg unter freiem Himmel, beim Waidegger Wirt im nur 800 Meter entfernten Steinbruch oder zuhause im eigenen Garten verliebt das „Ja“ zugehaucht. Der König der Gailtaler Alpen, der Reißkofel, bot die wohl bisher spektakulärste Kulisse für eine Trauungszeremonie. „Das war eine der stimmungsvollsten Trauungen“, erinnert sich Patterer. Zu Fuß ging es im Sommer 2021 auf die Hochwiesn, ein Plateau im Südwesten des Reißkofels. Dort oben in luftiger Höhe gab sich das Brautpaar das Jawort.

„Anker fürs Eheleben“

Eine standesamtliche Trauung vorzunehmen beschreibt die Obergailtalerin als „schönen Ausgleich zu meiner administrativen Arbeit in der Gemeinde“. „Meine Brautpaare sollen eine wunderschöne Erinnerung und ein großartiges Gefühl für diesen besonderen Tag mitbekommen. So etwas kann man sich später wieder herholen, als Anker für den Alltag – besonders wenn mal stürmische Zeiten in der Ehe aufziehen.“ Ratschläge erteilt die Standesbeamtin ihren Brautpaaren nicht: „Es gibt kein Geheimrezept, kein Allheilmittel für eine gute Ehe“, sagt Patterer, die vor 29 Jahren Gatten Heribert (58) die Hand fürs Leben gereicht hat. Mit ihm hat sie zwei Kinder, 13 und 25 Jahre alt. „Dass man sich weiterentwickelt, redet, offen ist, sich gegenseitig vertraut, den Partner wertschätzt, Herausforderungen gemeinsam meistert und sich zusammen rauft“, ist ihr fürs eigene Glück wichtig.

Mit ihrem Mann Heribert in den Villgrater Bergen


Gemeinsam unternimmt das Ehepaar Patterer Skitouren in den heimischen Bergen und in der Osttiroler Gegend oder strampelt auf den Rädern die Almwege hoch. Beim Kneipp Aktiv Club Hermagor ist Karin seit fast 30 Jahren Mitglied und leitet als Indian- Balance-Trainerin eine Gruppe. Das mentale Fitnessprogramm hilft der 55 Jährigen, entspannt den Alltag zu meistern.