Jugendliche Mädchen psychisch stärker belastet als Burschen
Besonders fällt dieses Mal der Unterschied zwischen den Geschlechtern zu Ungunsten der Mädchen auf. Wohl wiesen Mädchen ab ca. 13 Jahren auch in der Vergangenheit bei der psychischen Gesundheit schlechtere Werte als Burschen auf, jedoch waren die Geschlechtsunterschiede dieses Mal bei folgenden Indikatoren wesentlich größer als bei der letzten Erhebung im Jahr 2018. 44 Prozent der Mädchen und 25 Prozent der Burschen sind häufig gereizt oder schlecht gelaunt, 35 Prozent versus 18 Prozent sind häufig nervös und 30 Prozent zu 12 Prozent sind häufig niedergeschlagen.
Sorgen, Ängste und Einsamkeit
Bei den wegen der Pandemie erstmals erhobenen Symptomen lauten die Ergebnisse: 29 Prozent der Mädchen und 17 Prozent der Burschen machen sich häufig Sorgen um ihre Zukunft, 29 Prozent bzw. 9 Prozent haben häufig Angst und 66 Prozent bzw. 43 Prozent haben sich in den letzten zwölf Monaten vor der Erhebung manchmal, meistens oder immer einsam gefühlt. Dies deckt sich auch mit den Ergebnissen des Frauengesundheitsberichts, der im Februar erstmals seit 10 Jahren präsentiert wurde. Demnach leiden Frauen häufiger an psychischen Erkrankungen als Männer: Sie machen 15 Prozent der Erkrankungen von Frauen aus, bei Männern sind es 13,9 Prozent. Bei Mädchen und jungen Frauen unter 20 Jahren sind psychische Erkrankungen mit 27 Prozent sogar die häufigste Ursache für in Krankheit und in Beeinträchtigung verbrachte Lebensjahre.
Die gute Nachricht: Mehrzahl der Schüler nach wie vor mit ihrem Leben zufrieden
31 Prozent der Mädchen und 19 Prozent der Burschen sind mit ihrem Leben nicht sehr zufrieden, wobei es bei den Jüngsten keine Geschlechtsunterschiede gibt, diese aber mit zunehmendem Alter steigen. Über alle Altersgruppen hinweg, und das ist die gute Nachricht, zeigt sich bei 42 Prozent der Schülerinnen und 65 Prozent der Schüler jedoch eine hohe Lebenszufriedenheit. Die Anzahl der Schülerinnen und Schüler mit Übergewicht oder Adipositas ist weiter gestiegen, bei beiden Geschlechtern und in allen Altersgruppen.
So sind gemäß den selbstgemachten Angaben zu Gewicht und Körpergröße nun 17 % der Schülerinnen und 25 % der Schüler als übergewichtig oder adipös einzustufen. Und dies, obwohl sich im Vergleich zu früher nun mehr bemühen, täglich Obst und/oder Gemüse zu essen und/oder mehr Bewegung zu machen. Allerdings hat auch der Konsum von Süßigkeiten und Softdrinks und die Anzahl der Stunden, die mit Aktivitäten am Handy verbracht wird, zugenommen. Auf das Frühstück an Schultagen wird häufig verzichtet.
Weniger Zigaretten, dafür andere Nikotinprodukte
Seit 2010 gibt es erfreulicherweise immer weniger Schülerinnen und Schüler, die Zigaretten rauchen. Dafür finden andere Nikotinprodukte wie E-Zigaretten, Wasserpfeifen, Snus oder Nikotinsäckchen Abnehmer unter den Jugendlichen. Die Anzahl der Schülerinnen und Schüler, die mindestens 1 Mal wöchentlich Alkohol konsumieren, ist seit 2010 rückläufig. Im Vergleich zu 2018 gab es beim Konsum von Cannabis im Jahr 2022 eine Steigerung bei den Konsumentinnen, auch wenn nach wie vor etwas mehr Burschen als Mädchen Cannabis zu sich nehmen.
Neu vorgegeben wurde älteren Schülern eine Frage zur Impfwilligkeit, nicht nur gegen COVID-19, sondern auch gegen andere Erkrankungen. Basierend auf den Empfehlungen der Gesundheitsbehörden würden sich mehr als die Hälfte sicher und weitere 30 % wahrscheinlich impfen lassen. Insgesamt ca. 30 % fühlen sich allerdings über Impfungen nicht gut informiert.
Schwerpunkt Kinder- und Jugendgesundheit: Zahlreiche Maßnahmen auf den Weg gebracht
Das Gesundheitsministerium und andere Stakeholder haben bereits vor einiger Zeit begonnen, Schwerpunkte auf Kinder- und Jugendgesundheit, insbesondere auf die psychische Gesundheit von jungen Menschen zu setzen: Das Projekt „Gesund aus der Krise“ wurde auf 2023 verlängert, bei dem Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene psychologische und psychotherapeutische Beratungen und Behandlungen kostenfrei in Anspruch nehmen können. Speziell zur Unterstützung von sozial benachteiligten Mädchen und jungen Frauen und zur Stärkung ihrer psychosozialen Gesundheit gibt es seit Mai 2022 das überregionale und vom Gesundheitsministerium geförderte Projekt „Selbstwert – Mädchen und junge Frauen stärken“.
Vom Bildungsministerium gibt es das „Pädagogische Sofortpaket“ zur Unterstützung der Schülerinnen und Schüler und von der Anfang 2022 vom Gesundheitsministerium und der Gesundheit Österreich GmbH ins Leben gerufenen Agenda Gesundheitsförderung verschiedene Maßnahmen zur Stärkung der psychosozialen Gesundheit von jungen Menschen. Zusätzlich wurde, unterstützt von beiden Ressorts, die Plattform www.wohlfuehl-pool.at geschaffen, welche Angebote zur Stärkung der psychosozialen Gesundheitskompetenz für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene und deren Bezugspersonen umfasst.
Aktionsplan psychosoziale Gesundheit
Da es in Österreich verschiedene Anlaufstellen und Angebote für die psychosoziale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen gibt, wird aktuell an einem Mapping bestehender Angebote gearbeitet. Zusätzlich dazu wird auch eine Bedarfserhebung durchgeführt, um anhand von Daten den österreichweiten Bedarf der psychosozialen Versorgung von Kindern und Jugendlichen noch genauer einschätzen zu können. Hierzu hat ebenfalls bereits ein Aktionsplan zur psychosozialen Gesundheitsförderung begonnen, in den Umsetzungseinrichtungen miteinbezogen werden.
Weiters werden zur Sensibilisierung von Kindern und Jugendlichen und deren Bezugspersonen, Pädagoginnen und Pädagogen, sowie Multiplikatoren schulische und außerschulische Beteiligungsmaßnahmen umgesetzt. Eine weitere Maßnahme zur Bewusstseinsbildung ist eine Informationskampagne zur psychosozialen Gesundheitsförderung, deren Ziel die Bereitstellung von Information sowie Awareness-Building ist.