Bei Kindern und Jugendlichen nehmen psychische Auffälligkeiten und Probleme durch die Corona-Pandemie zu. Hier ist es wichtig, aktiv hinzuschauen statt zu verschweigen und vor allem professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, appellieren Landeshauptmann Peter Kaiser, Gesundheitsreferentin LHStv.in Beate Prettner und Primarius Wolfgang Wladika von der Abteilung für Neurologie und Psychiatrie des Kindes- und Jugendalters am Klinikum Klagenfurt.
„Die Jüngsten nicht alleine lassen“
„Die Pandemie bringt Ängste zutage, schafft durch fehlende Tagesstrukturen oftmals Perspektivenlosigkeit, Hilflosigkeit, Kontrollverlust und Verzweiflung. Wir müssen alle darauf achten, dass speziell unsere Jüngsten nicht mit diesen Belastungen alleine sind“, betonte der Landeshauptmann.
Er wiederholte daher seine Forderung an die Bundesregierung, beim Erstellen von Maßnahmen neben Statistikern, Virologen und Mathematikern vor allem auch Psychologen, Pädagogen und Soziologen einzubinden. Auch macht der Landeshauptmann deutlich: „Wenn immer es die Entwicklung zulässt: Kinder gehören in die Schule und in die elementarpädagogischen Einrichtungen.“
Es gibt viele Hilfsangebote in Kärnten
Laut Gesundheitsreferentin Prettner zeige sich, dass sich der Zulauf zu Beratungsstellen, Kriseninterventionen und Therapieplätzen trotz der Corona-Krise in Grenzen halte: „Viele Menschen nehmen also die Hilfsangebote nicht an, obwohl sie sie brauchen würden.“
Dabei sei es wichtig, Probleme anzusprechen, sich an Vertrauenspersonen und vor allem auch an das Beratungsnetzwerk zu wenden. Prettner hob die vielen ambulanten, stationären und auch mobilen Hilfsangebote in Kärnten hervor. Im Vorjahr sind beispielsweise kärntenweit die mobile Suchtberatung, der mobile Krisendienst und der Familienrat realisiert worden. Man hat die Frühen Hilfen erweitert und die Schulsozialarbeit ausgebaut. Neue Angebote schaffe man mit dem Kinderschutzzentrum Spittal sowie den KABEG-Ambulatorien inklusive der mobilen Betreuung durch ein multiprofessionelles Team in Klagenfurt und Villach.
Erste Anzeichen frühzeitig erkennen
Primarius Wladika erklärte, dass auch in seiner Abteilung am Klinikum Klagenfurt eine Zunahme junger Patienten zu verzeichnen sei: „Wir haben aber noch Platz für stationäre Aufenthalte.“ Wladika weiß: „Man muss genau hinschauen und Probleme frühzeitig erfassen.“ Aus der Praxis berichtete er von Leistungsabfällen, Schlafstörungen, einer Tag-Nacht-Umkehr, Depressionen, Zwängen, Ängsten und Essstörungen bei betroffenen Kindern und Jugendlichen.
Sein Appell: Eltern sollten Probleme und Auffälligkeiten aktiv ansprechen. „Fragen Sie Ihre Kinder, wie es ihnen geht. Suchen Sie gemeinsam mit ihnen nach Lösungen und nehmen Sie die regionalen Unterstützungen an,“ so Wladika. Auch Lehrerinnen und Lehrer sollten Belastungen ansprechen und sie aktiv verarbeiten helfen.