Das Wichtigste ist die Gesprächsbasis

Kötschach-Mauthen -

Dr. Johann Lederer war insgesamt 26 Jahre lang Notar in Kötschach-Mauthen, seit kurzem ist er im Ruhestand. Die Unparteilichkeit ist ein Eckpfeiler seines Berufsstandes und Rechtsstreitigkeiten sollten grundsätzlich vermieden werden. Bei rechtlichen Problemen soll versucht werden, die Gesprächsbasis zu erhalten.

Dr. Lederer war zweimal Präsident vom Rotary Club Hermagor

Von Wilfried Buchacher

Lederer (Jahrgang 1956) wurde in Treßdorf beim vlg. „Schmied“ geboren und besuchte die Volksschule in Kirchbach sowie die Hauptschule in Kötschach-Mauthen. Anschließend das BORG in Hermagor und maturierte 1975, es folgte das Jusstudium in Wien mit der Promotion 1981. Das Gerichtsjahr machte der angehende Notar in Wien und war Notariatskandidat in Millstatt von 1982 bis 1995, Notar in Kötschach-Mauthen dann von 1995 bis 2021. Der Oberkärntner hat zwei Töchter und lebt mit seiner Lebensgefährtin in Mauthen.

Dr. Johann Lederer ist seit kurzem im Ruhestand

Gailtal Journal: Herr Notar, Sie kennen das Tal und seine „Eigenheiten“ sehr gut?

Dr. Johann Lederer: Als gebürtiger Gailtaler kannte ich natürlich die örtlichen Verhältnisse und viele Menschen aus dem Tal. Das war sicherlich ein Vorteil für meine Berufstätigkeit. Und ich war glücklich, dass ich wieder in meine Heimat zurückkehren konnte.

Sie stammen aus einer bäuerlichen Familie, ein Vorteil?

Meine Herkunft aus einer Bauernfamilie war ein Vorteil, da ein Landnotar die bäuerliche Mentalität kennen sollte. Ein Notar muss aber grundsätzlich zu allen Berufsgruppen und allen Bewohnern seines Sprengels einen guten Zugang haben, um sein Amt gut auszuüben.

Notare genießen generell ein sehr hohes Ansehen in der Bevölkerung?

Die Unparteilichkeit, die Objektivität und die Amtsverschwiegenheit sind wesentliche Grundpfeiler der notariellen Tätigkeit. Diese müssen stets konsequent beachtet und befolgt werden. Sie sind die Grundlagen für das Vertrauen zum Notar.

Ehrlich gesagt, fällt Ihnen der „Abschied“ etwas schwer nach einer so langen Zeit?

Wenn man seinen Beruf 40 Jahre gerne ausgeübt hat, fällt der Abschied natürlich nicht leicht. Man kann nicht von einem Tag auf den anderen umschalten. Man braucht etwas Zeit, um in den „Ruhemodus“ zu kommen.

Wie hat sich Ihr „Berufsbild“ in den letzten Jahren oder Jahrzehnten geändert?

Es hat sich entscheidend durch die Digitalisierung (elektronisches Grundbuch und Firmenbuch, elektronischer Rechtsverkehr mit den Gerichten und Verwaltungsbehörden, elektronisches Urkundenarchiv) geändert. Trotz dieser technischen Hilfsmittel steht aber immer die persönliche Besprechung und Beratung des Klienten im Vordergrund.

Sie engagieren sich auch im humanitären Bereich?

Alle gemeinnützigen Vereine sind für unsere Gesellschaft wichtig und wertvoll. In bin seit langem Mitglied des Rotary Club Hermagor, der vor allem dort hilft, wo staatliche Hilfe zu kurz oder zu spät kommt. Ich hatte auch die Ehre, zweimal Präsident zu sein. Der Club ist aber auch deshalb wichtig, weil man Menschen aus anderen Berufen kennenlernt und dadurch über den eigenen „Tellerrand“ hinaussieht.

Beim Schifahren am „Vorhegg” in Kötschach

Wie werden Sie zukünftig Ihre Freizeit verbringen?

Ich möchte jetzt das tun, was ich bisher aus Zeitmangel zu wenig tun konnte, vor
allem mehr lesen, mehr sportliche Aktivitäten wie Wandern und Schifahren, und Reisen. Besonders interessieren mich Geschichte (vor allem Zeitgeschichte) und gute Literatur.

Was liegt Ihnen sonst noch am „Herzen“ ?

Ich empfehle jedem, der ein rechtliches Problem hat, das Gespräch mit dem anderen zu suchen, auch wenn es schwerfällt. Im Gespräch ergeben sich meistens mehr Lösungsmöglichkeiten, als man glaubt. Der gerichtliche Rechtsstreit sollte die letzte
Alternative sein. Abschließend möchte ich allen meinen Klienten für die langjährige Treue und Verbundenheit danken.