Hier stemmt sich ein ganzes Dorf gegen Billigprodukte, anonyme Nahrungsmittelindustrie und den gedankenlosen Umgang mit den natürlichen Ressourcen. Denn hier im Köstlichsten Eck Kärntens sind die Dickköpfe zu Hause und ticken die Uhren anders. Zusammenhalten ist Ehrensache, denn wie Edelgreißler und Rädelsführer Herwig Ertl meint: „Wenn wir nicht neidisch sind, haben wir alle genug.“
Dass das keine leeren Parolen sind und man sich diese sogar genüsslich auf der Zunge zergehen lassen kann, zeigt ein kurzer Besuch bei ebendiesen Dickköpfen – die alle Querdenker und die, die es noch werden wollen, herzlich willkommen heißen!
Fernsehtipp:
Wann: Samstag 9. Jänner 2021, 16:30 Uh
Wiederholung: Mittwoch 13. Jänner 2021, 10:40 Uhr
Köstlichste Eck Kärntens
Tief im Kärntnerischen liegt ein außergewöhnlicher Flecken Erde, das Köstlichste Eck Kärntens“ wo der Mensch noch zählt, und die Qualität noch Stimme hat. Wer auf die Landkarte blickt, dem mag es wohl abgelegen scheinen. Auch für all jene, die aus der Hauptstadt anreisen, sind erst nach vielen Kurven die Kirchtürme von Kötschach und Mauthen zu erspähen. Auszahlen tut es sich allemal. Denn es ist keine gewöhnliche Fahrt, sondern eine Art Zeitreise, die zu diesem Flecken im äußersten Südwesten Kärntens führt.
Umfangreiches Angebot
Eine Art deswegen, weil hier die Uhren langsamer und gleichzeitig schneller laufen, das Vorgestern aufs Übermorgen trifft und das Getane aufs Gedachte. Überhaupt ist hier ein Treffpunkt, ein Epizentrum schlechthin. Sogar ganz im Großen gesehen. Die euroasiatische Platte trifft hier auf die afrikanische, und so gesehen leben die Gail- und Lesachtaler auf der Schnittstelle zwischen zwei Welten. Doch Geologie, tektonische Verschiebungen und periadriatische Nähte beiseite – hier trifft noch viel mehr aufeinander. Wie im Großen, so im Kleinen, lautet eine alte Wahrheit der Mystiker, Magier und Alchemisten. Und so läuft eins ins andere. Zu einer Zeit, als in der römischen Straßenstation „Loncium“ – im heutigen Mauthen – noch niemand ans Bierbrauen gedacht hat oder die Kraft der Gebirgswasser mehr Ärgernis denn Energiequelle war, da trafen bereits Kulturen, ganze Welten aufeinander, mischte sich Slawisches mit Keltischem und Mediterranem. Wo früher erschöpfte Soldaten auf Befehl den Plöckenpass unter Einsatz ihres Lebens gegen die Nachbarn verteidigten, fährt man heute gerne von hüben nach drüben, auf einen Espresso oder zum Einkaufen.
Und jene Pfade, auf denen einst die Sage weiße Gämsen, salige Frauen oder gar den Leibhaftigen gesehen haben will, sorgen heute etwa als Karnischer Höhenwanderweg für Naturerlebnisse und verbindlichen Weitblick. Es mag wohl diese Verbindung zwischen Bodenhaftung und Blick in die Ferne sein, der rund um Kötschach-Mauthen außergewöhnlich viele Querköpfe und Vordenker entstehen ließ. Die Begegnungen haben fruchtbare Spuren hinterlassen, einen Menschenschlag geschaffen, der sich nicht unterkriegen lässt und seinen Visionen treu bleibt. Auch, wenn andere darüber lächeln. „Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen.“ Das sagt einer, der hier geboren ist und der wie kaum ein anderer diesen Geist, den Genius Loci, hinausträgt – über das Tal und über die Landesgrenzen hinweg.
Gourmets suchen den Weg nach Kötschach-Mauthen
Herwig Ertl hat aus der Greißlerei seiner Eltern eine Pilgerstätte für Gourmets gemacht und ist der nimmermüde Botschafter für einen genussvollen Umgang mit der Natur, mit den Mitmenschen und nicht zuletzt mit sich selbst. Wer über sein Engagement im „hintersten Eck“ Kärntens schmunzelt, dem setzt der Edelgreißler gerne entgegen: „Eck ja, aber das köstlichste Eck Kärntens!“ So nennt er es, seit mit dem ersten „Käsefest“ der kulinarische Höhenflug der kleinen Region ihren Anfang nahm. Schon damals setzten die Kötschacher und Mauthner dem Internationalisierungswahn ihre eigenen Ideen und Produkte entgegen, ein Weg, der konsequent weiter gegangen wurde und damit ein modernes Märchen schuf. Heute gehören die Passstraßen wieder den Menschen, die hier leben.
Die Verkehrsfluten rauschen weit abseits über die Autobahn, nach München, Wien und Udine. In Kötschach-Mauthen und seinen umliegenden Dörfern jedoch ist es nur scheinbar still geworden.
Unter der sanften Decke der Beschaulichkeit pocht ein ruhiger, kraftvoller Herzschlag. Wer seinen Fuß auf diesen Boden setzt, spürt ihn. Wer hier lebt, ist Teil davon – Teil des Eigensinns, der Beharrlichkeit von gestern, ebenso wie der Neugierde, der Ungeduld, der Fantasie von morgen. So entstehen Projekte. So werden neue Wege betreten und zu Straßen in die Zukunft. So werden Ideen angewandte Wirklichkeit.
So wird ein Ort, eine Region zu einem Kraftplatz. Der sie im Grunde immer schon war.