Julia & Capi:

Eine Freundschaft fürs Leben

St. Stefan -
Die Geschichte von Julia Krieber und ihrem Pferd Capillon ist die Geschichte über ein Band, das zwischen den beiden über viele Jahre behutsam und sacht geknüpft werden musste, das an einigen Stellen porös und in manchen Zeiten zerbrechlich war. Das letztendlich so stark wurde, dass scheinbar nichts und niemand dieses Band, diese innige Freundschaft zu trennen vermag.

Die 19-jährige Julia Krieber aus Latschach mit ihrem „Herzenspferd“, dem 13-jährigen Oldenburger Wallach „Capillon“. Die beiden verbindet eine innige Vertrautheit
Ich war vier Jahre alt. Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als mich mein Opa das erste Mal auf den Rücken seines Hengstes Con Viktor gesetzt hat. Da dachte ich mir sofort: ‚Hier ist es schön. Hier bleibe ich‘“, erzählt Julia Krieber. Mit diesem Erlebnis war in dem jungen Mädchen die Leidenschaft für diese wunderschönen Tiere entfacht. Heute verbringt die 19-Jährige aus Latschach jede freie Minute auf dem Rücken von Capillon. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt Julia, die im Alter von 12 Jahren das erste Mal ihrem „Herzenspferd“ begegnete. Julias Onkel Gerald Beck – er lebt in Gols, ist seit über 40 Jahren im Springsport aktiv und besitzt einen Privatstall mit derzeit sechs Springpferden – hatte vor sieben Jahren den braunen, 13-jährigen Oldenburger Wallach als solches erstanden. Schon während ihrer Zeit am BORG Hermagor ist Julia jedes Wochenende mit dem Zug ins Burgenland getingelt, um bei ihrem „Capi“, so der Spitzname des Wallachs, zu sein.

Julias Traum: Pferde heilen

Was die Zukunft betrifft, setzt Julia bei ihrer Berufswahl nach einem kleinen Umweg jetzt aufs richtige Pferd. Seit Oktober wohnt sie bei ihrem Onkel und ihrer Oma in Gols, studiert Veterinärmedizin an der Veterinärmedizinischen Universität in Wien und büffelt im ersten Semester gerade die Grundlagen: Anatomie, Osteologie, Arthrologie, Myologie, Histologie, Zellbiologie, Chemie, Physik und Genetik u.v.m. „Ab dem neunten Semester strebe ich als Vertiefungsmodul das Pferde-Modul an. Ich hoffe, dass ich gut durchs Studium komme und in sechs Jahren ausgebildete Tierärztin sein werde. Mein größter Wunsch ist es, Pferde zu heilen. Sie haben mir schon so viele schöne Erlebnisse in meinem Leben beschert. Ich möchte ihnen etwas zurückgeben“, betont Julia.

Vom Stall in die Uni

Die Gailtalerin hat den Tierärzten schon immer gerne bei den Behandlungen der Sportpferde ihres Onkels über die Schulter geschaut. In der Maturaklasse kam der Wunsch auf, Veterinärmedizin zu studieren. Dass sie durch die geografische Nähe – die Achse Burgenland – Wien – mehr Zeit mit Capillon verbringen kann, kommt ihr gelegen. Bereits vor sechs Uhr morgens trifft man Julia im Stall beim Füttern der Pferde an, bevor es in die Bundeshauptstadt in den Hörsaal der Uni geht. „Ich liebe es, morgens als Erste und abends als Letzte im Stall zu sein.“ An den Wochenenden verbringt sie die meiste Zeit auf oder mit den Pferden. Striegeln und Ausmisten gehören dabei zu ihren Lieblingsbeschäftigungen. Die Studentin ist, ebenso wie ihre Cousine, dem Onkel eine große Stütze. Oft betreut sie sechs Pferde im Alleingang.

Pferdetagebuch geplant

Julias schriftstellerische Ader befindet sich derzeit im Ruhemodus – es mangelt an Zeit. Mit 12 Jahren hat sie ihr erstes Buch, Paulinas Traum, geschrieben und heimste 2014 beim Bachmann Junior Preis den zweiten Platz ein. Im Hinterkopf schlummert dennoch ein Vorhaben: „Mein Pferdetagebuch ist ein Herzensprojekt von mir. Ich versuche jeden Tag aufzuschreiben, was ich mit Capi gemacht habe und wie es funktioniert hat. Irgendwann hätte ich auch vor, Teile meines Trainingstagebuchs zu veröffentlichen. Besonders die Situationen, die für mich lehrreich waren, würde ich gerne mit anderen teilen“, berichtet Julia und fügt hinzu: „Die Arbeit mit den Pferden, vor allem mit Capi, hat meine Persönlichkeit stark geprägt.“ Nicht immer lief zwischen dem Duo Julia & Capillon alles aalglatt. Die beiden mussten erst zusammenfinden und die eine oder andere Hürde nehmen: „Wie auch ich, war Capi noch jung und hatte etliche Flausen im Kopf. Die beste Kombination also. Es war nicht immer leicht. Aber wir haben bis jetzt jede Schwierigkeit gemeistert und sind über die Jahre zu einem unzertrennlichen Team zusammengewachsen. Ohne Capi keine Julia, ohne Julia kein Capi“, schmunzelt die hochgewachsene, blonde Gailtalerin, die nächstes Jahr mit Capillon ihre Springturnierkarriere starten will.