Vor gut zwei Jahren – nach 28 Arbeitsjahren in der Fabrik bei Mahle Filtersysteme – hat es die damals 50-jährige Michaela Micheu aus Feistritz ob Bleiburg nach Klagenfurt verschlagen. „Ich wollte schon immer in einem Sozialberuf arbeiten. Als meine Tochter das Pharmazie-Studium in Graz begonnen hat und aus dem Haus war, gab es für mich kein Halten mehr,“ sagt die quirlige zweifache Mutter, eine gelernte Köchin und Kellnerin, voll Stolz. Auf dem zweiten Bildungsweg – über die Schule für Sozialbetreuungsberufe der Caritas in der Tagesform in Klagenfurt – absolvierte sie erfolgreich die Ausbildung zur Pflegeassistentin und Fachsozialbetreuerin. Im Zuge ihres Abschlussprojektes hat Micheu mit Pflegewohnhaus-Bewohner*innen eine Teufelsgeige gebaut und diese dann bei einem von ihr organisierten Frühschoppen mit den Bewohner*innen erklingen lassen. „Die Arbeit mit alten Menschen macht mir Freude. Man bekommt viel an Wertschätzung und Anerkennung zurück“, sagt sie. Als ihre Schwiegermutter vor einigen Jahren an Demenz und Schizophrenie erkrankte, sie sich um sie kümmerte und pflegte, war für die SOB-Studierende klar: „Jetzt ist es Zeit, meinen Kindheitswunsch, in einem Sozialberuf zu arbeiten, zu erfüllen.“ Nunmehr widmet sich Micheu dem Diplom zur Sozialbetreuung in der Altenarbeit.
50 und kein bisschen leise
Vor gut zwei Jahren ist die Klasse der Oma eines Enkelsohnes mit 33 Studierenden in die Ausbildung gestartet. Für das dritte Jahr, das Diplomjahr, hat sie sich mit acht Kolleg*innen entschieden. Gemeinsam drücken sie zurzeit täglich bis etwa 14.45 Uhr die Schulbank. „Stillstand ist für mich der Tod. Ich muss immer was dazu lernen, ich kann nicht Nichts tun. Mir gefällt es, dass wir ein bunt durchgemischter Haufen sind. So lernen und profitieren wir voneinander,“ unterstreicht Micheu den guten Zusammenhalt und den Facettenreichtum der Gemeinschaft. Ihr Mann habe ihr zu ihrem ersten Tag in der SOB sogar eine „Schultüte geschenkt“. Sie war damals 50 – und kein bisschen leise, wie sie sagt.
Die perfekte Mischung
Die Kombination aus Theorie und Praxis beeindruckt Micheu an der SOB. „Du kannst dir Wissen aneignen und es in den Praktika, die allesamt in der Schulzeit zu absolvieren sind, direkt anwenden,“ führt sie die Vorzüge der Ausbildung an. Der Stundenplan ist mit Sprachen, wie Italienisch und Slowenisch, ebenso gefüllt wie mit Übungen zu Bewerbungsgesprächen oder kreativen Ansätzen für die Altenarbeit. Laut der Diplomschülerin sei „alles dabei, was man braucht – die Mischung macht es aus“. Im Sommer 2023 ist Michaela mit der SOB fertig und möchte in einem Pflegewohnhaus zu arbeiten beginnen. „Ich konnte in den letzten beiden Jahren schon in unterschiedlichen Einrichtungen mitarbeiten, mir gute Kontakte aufbauen.“ Einer ihrer ersten Wege wird sie ins Caritas-Pflegewohnhaus Haus Maria/Dom Marija nach Bleiburg/Pliberk führen. Ein Vorteil der gut vernetzten Caritas-Schulen ist es ja, dass die Studierenden gleich nach der Ausbildung in einem der zehn Pflegewohnhäuser der Caritas in Kärnten einen Job finden können.
Micheu hat sich aufgrund ihrer Umschulung und des Besuchs der Caritas-Schule für ein Fachkräftestipendium qualifiziert. „Das hat mir den Entschluss, nochmals in die Schule zu gehen, viel leichter gemacht. Jede und jeder, die/der eine Ausbildung in einem Beruf mit Fachkräftemangel machen möchte und die Kriterien erfüllt, kann dieses Stipendium in Anspruch nehmen,“ so die SOB-Studierende.
Arbeit mit Sinn
Berufsumsteiger*innen werden an der SOB in Klagenfurt ebenso wie Neuanfänger*innen für eine „Arbeit mit Sinn“ zu Pflegefachkräften fundiert und qualifiziert ausgebildet. Die Schule richtet sich an alle Interessierten ab 19 Jahren, an Menschen in Karenz, nach der Familienpause oder in der Arbeitslosigkeit, für die es auch Fördermöglichkeiten durch das AMS gibt. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, übernimmt das Land Kärnten die Schulerhaltungskosten. Das heißt, dass der Semesterbeitrag für die Studierenden entfällt. SOB-Direktor Wilfried Hude: „Gerade die Corona-Krise zeigt, wie wichtig und unverzichtbar die Berufe im Pflege- und Sozialbereich für unsere Gesellschaft sind.“ Die Aussichten, nach der Ausbildung einen Arbeitsplatz zu bekommen, sind bestens. Hude: „Bei der Zeugnisverteilung und nicht etwa erst danach haben mindestens vier Fünftel der Studierenden bereits einen krisensicheren Job!“ Dass es sich um einen Beruf mit Zukunft handelt, macht auch die demographische Entwicklung deutlich. Denn die Menschen werden immer älter, wodurch der Pflegebedarf steigt und gut ausgebildete Fachkräfte verstärkt gebraucht werden.
Infotermin am 13. Jänner 2023
Die nächste Ausbildung für den Bereich Altenarbeit inklusive Pflegeassistenz in der Berufstätigenform beginnt am 23. Februar 2023 an der SOB in Klagenfurt. Alle weiteren Ausbildungen an den Schulstandorten Klagenfurt, Villach, Spittal an der Drau, Wolfsberg und Althofen starten wieder mit Schulbeginn im Herbst 2023. Und damit auch jene im Bereich Behindertenbegleitung in Klagenfurt und Villach. Informationen zu allen Ausbildungen erhalten Interessierte am Freitag, 13. Jänner 2023, um 17 Uhr in der Schule für Sozialbetreuungsberufe, Viktringer Ring 36, 9020 Klagenfurt. Eine Teilnahme ist ohne Anmeldung möglich. Alle Auskünfte und Informationen zu den Ausbildungen gibt es auch über die Website www.sobs.at oder Montag bis Donnerstag von 7 bis 13 Uhr und Freitag von 7 bis 12 Uhr persönlich im Sekretariat der Schule. Schulanmeldungen sind auch via
E-Mail – office@sobs.at – oder per Telefon 0463/51 14 04 möglich.