Österreichweites Projekt
HiZ – Hauskrankenpflege im Zentrum hat am 01. Jänner 2019 begonnen und ist ein österreichweites Projekt von Hospiz Österreich gemeinsam mit den Projektverantwortlichen aus den Bundesländern Kärnten, Oberösterreich, Steiermark und Vorarlberg.
Verantwortlich sind die landeskoordinierenden Hospiz- und Palliativorganisationen und 21 Träger und 66 Krankenpflegevereine aus den jeweiligen Bundesländern. Das Ziel des Projektes ist es, über Maßnahmen der Organisationsentwicklung und Fortbildung die Mitarbeitenden der Hauskrankenpflege in ihrer Arbeit mit schwerkranken und sterbenden Menschen zu unterstützen und die Zusammenarbeit mit zentralen Stakeholdern in der Betreuung zu verbessern. Durch das Projekt soll der Wunsch der Menschen, zu Hause betreut zu werden und auch zu Hause versterben zu können, stärker als bisher Realität werden.
In Kärnten nehmen derzeit 10 Träger der Hauskrankenpflege mit insgesamt 19 Stützpunkten an dem Projekt HiZ – „Hauskrankenpflege im Zentrum” teil. Ein wichtiger Schritt darin ist, den Grundgedanken von Hospizkultur und Palliativ Care in die mobile Hauskrankenpflege zu tragen und dadurch auch eine innerliche Wertehaltung unter den Mitarbeitenden zu entwickeln. (das könnte man eventuell streichen, weil es ohnehin in den oberen Absätzen erklärt wird)
Im Folgenden wird ein konkretes Beispiel von vielen beschrieben, wenn der Grundgedanke nicht Einzug gehalten hat, obwohl die Mitarbeitenden motiviert sind!
- Ein 87-jähriger männlicher Klient mit der Diagnose Lungenkrebs im Endstadium wird von seiner Gattin (85 Jahre alt) betreut. Die beiden erwachsenen Kinder kommen nur gelegentlich vorbei. Unterstützt wird das Ehepaar von der mobilen Hauskrankenpflege, insbesondere für Hilfestellungen bei der Körperpflege und Heimhilfe für den Haushalt. Der Klient hat im Gespräch mit einer Pflegeassistenten seinen Wunsch geäußert, dass er nicht mehr ins Krankenhaus möchte und Zuhause versterben will.
- Eine medikamentöse Schmerzeinstellung erfolgte durch den Hausarzt, der Einbezug eines mobilen Palliativteams wurde abgelehnt. Als an einem Tag eine Heimhilfe zum Klienten kam, war die Gattin sehr aufgelöst, da ihr Mann nicht mehr ansprechbar war. Die Heimhilfe wusste nichts von dem Gespräch mit der Pflegeassistentin und dem Willen des Klienten und war selbst auch mit der Situation überfordert. Sie hatte wenig Wissen im Bereich Hospiz und Palliative Care und bisher auch noch keine Möglichkeit eine Schulung zu diesem Thema zu besuchen. Da es sich um einen Notfall handelte, wurde die Rettung verständigt. Die Mitarbeiter*innen der Rettungsorganisation handelten gemäß ihren Vorgaben und brachten den Patienten ins Krankenhaus, wo er schlussendlich auch verstarb.
An diesem Beispiel ist gut zu erkennen, wie wichtig eine Schulung in der Betreuung von Schwerstkranken und Sterbenden ist. Es ist sehr wichtig eine Ansprechperson zu haben und informiert zu werden, welche Möglichkeiten es auch zur Willensäußerung gibt. (Bsp. Patientenverfügung, Vorsorgedialog).
Psychische wie auch körperliche Belastungen
Pflegende Angehörige sind großen psychischen wie auch körperlichen Belastungen ausgesetzt. Die Obsorge gilt dem schwerkranken Angehörigen und gleichzeitig werden oft die eigenen Bedürfnisse „hintenangestellt“. Betroffene werden begleitet vom täglichen Gedankenkarussell: „Schaffe ich es alleine?“ , „Werde ich zurechtkommen?“, „Werden mich meine Kräfte wohl nicht verlassen?“„Wie lange noch..?!“, „Ich würde sehr gerne Unterstützung vom mobilen Pflegedienst in Anspruch nehmen, aber…“
Die Situation rund um Covid-19 stellt pflegende Angehörige nun noch einmal vor weitere, zusätzliche Herausforderungen.
In den Fortbildungsmaßnahmen des Projektes HiZ wird u.a. auch anhand von Fallbeispielen besprochen, wie eine Begleitung von Schwerkranken und Sterbenden mit deren Angehörigen sein kann, wenn kein persönlicher Besuch möglich ist.
- Herr K. ist 68 Jahre alt und hat vor 6 Monaten die Diagnose Knochenkrebs erhalten und er spürt selbst, dass seine Lebenszeit auf einmal sehr begrenzt ist. Liebevoll wird er von seiner Gattin und der Tochter, die jeden Tag kommt, betreut. Wegen COVID –19 möchte Herr K. sehr gerne mit seiner Familie „unter sich“ bleiben. Gemeinsam besprechen sie aber auch, dass für Fragen und „Seelischem Beistand“ ein Kontakt nach „außen“ möglich sein sollte. Somit nimmt die Tochter mit einer mobilen Hauskrankenpflege ihres Vertrauens Kontakt auf. Sie weiß, dass dort Personen für solche Gespräche geschult sind und diese die Verschwiegenheitspflicht einhalten. In Folge telefoniert eine Diplomkrankenpflegerin (DGKP) in vereinbarten, regelmäßigen Abständen mit der Tochter.
- Die Tochter spricht klar und deutlich aus: „Ich bin so froh, dass es diese DGKP mit viel Wissen im Hospiz und Palliative Care Bereich gibt. Obwohl wir nur telefonieren, aber ich habe immer das Gefühl sie sitzt mir gegenüber. Ihre ruhige und freundliche Stimme beruhigt und stärkt mich und meine Mutter sehr. Ein Gefühl des Vertrauens, nicht alleingelassen Werdens, jemand ist für mich/uns da, entsteht. Sie spürt wie es mir geht und sie findet immer die richtigen Worte. Wenn wir telefonieren bin ich immer bei meinen Eltern. Diese wohnen dem Gespräch bei, indem sie zuhören und einmal haben wir sogar alle drei geweint, dies hat uns noch mehr zusammengeschweißt. Ich kann nur sagen, ich bin sehr froh darüber, dass es Menschen wie diese Diplomkrankenpflegerin gibt, die geschult sind und wissen was sie tun und für uns immer ein offenes Ohr haben – DANKE“, so die Tochter von Herrn K.
Diese Diplomkrankenpflegerin wirkt sehr engagiert in der Umsetzung des Projektes HiZ in Kärnten mit. Obwohl es ab März 2020 ein sehr herausforderndes Projektjahr wurde, da COVID-19 im Projektverlauf Vieles durcheinander gebracht, spürt man nach wie vor unter den Projektbeteiligten den Zusammenhalt und die Motivation, sogar verstärkt, weil alle noch mehr davon überzeugt sind, wie notwendig, wichtig und punterstützend Hospiz und Palliative Care in der Hauskrankenpflege im normalen Arbeitsalltag ist und verstärkt in der Krisensituation.