Kameritsch -
Man kann sehen, wie ihr das Herz aufgeht, wenn sie von ihren Blumen und Kräutern erzählt. Und sie erzählt gerne von ihrem bewegten Leben, das sie hier in Kameritsch mittlerweile alleine mit ihrem Mann Gerhard verbringt.
Hildegard Patterer (65 Jahre) bewohnt immer noch das Haus ihrer Kindheit, in dem sie mit der Mutter und ihren beiden älteren Brüdern aufgewachsen ist. Die Mutter, eine Nebenerwerbsbäuerin, hatte es bestimmt nicht immer leicht. Hildegard war 10 Jahre alt als der Vater, ein fleißiger Maurer, sich das Leben nahm. Da die älteren Brüder nach schwerer Kinderkrankheit mental beeinträchtigt waren, war sie der Mutter oft die einzige Stütze. „Gelernt hab‘ ich viel von der Mutter, besonders über die Natur und die Kräuter“, erzählt die rüstige Dame, und betont zugleich „aber ich hatte eine schöne, erfüllte Kindheit!“
Kraft aus der Natur
Dieses Wissen über die Kräuter und den Wald gibt sie gerne an Nachbarn, Verwandte und Freunde weiter, wenn die mit ihren Wehwehchen zur „Patterer“ kommen. Ihr selbst war die Natur seit jeher wichtig, ein Quell der Kraft. Vor einigen Jahren fiel sie in ein tiefes Loch. Burnout. Krankenhaus. Die Bürden des Alltags haben Spuren hinterlassen. Fünf lange Jahre hat sie die Mutter nach einem Schlaganfall zu Hause in Kameritsch gepflegt, direkt danach erkrankte einer der Brüder an Multipler Sklerose. Er saß 20 Jahre im Rollstuhl und erfuhr Hildegards liebevolle Betreuung. „Irgendwann sendet der Körper Signale, dass alles zu viel wird. Noch heute sehe ich meine Zeit im LKH Villach als Chance, das Leben neu zu begreifen, mich mehr an der Natur und meinen Bedürfnissen zu orientieren und auf meinen Körper zu hören.“ Von morgens bis abends ist Frau Patterer in Garten und Wald zu finden, pflegt die Blumen und Kräutlein im Garten oder tankt Kraft im Wald.
Hildegard Patterer privat
Mit ihrem Mann ist die gelernte Köchin/Kellnerin seit 45 Jahren glücklich verheiratet, zwei Kinder entstammen der Verbindung. Sohn Christian (43 Jahre) und Tochter Isabella (45 Jahre) kommen oft und gerne mit den Enkerln Mia (10 Jahre) und Jaron (3 Jahre) zu Besuch. Auch ihnen kommt ihr Wissen um die Kraft der Natur zugute. „Man lebt mit den Enkerln wieder auf“, freut sich die begeisterte Oma. Mia nimmt sie oft schon morgens um 6 Uhr mit in den Wald, Jaron lässt sich mehr von Omas Backkünsten verzaubern. Als wäre alledem nicht genug, engagiert sie sich im Pflegeheim St. Stefan, wo inzwischen ihr anderer Bruder untergebracht ist. Dort hilft sie oft und gerne bei kleinen Veranstaltungen, wenn Not am Mann ist oder nimmt teil an den „Singstunden“, wo die begeisterte Leseratte Literarisches von Gailtaler Dichtern (Ronacher, Bidner) weitergibt. Ganz nach ihrem Motto „Die Vergangenheit ist vorbei, die Zukunft unbestimmt. Lebe heute!“
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