Gailtal Journal: Was sind Ihre Kernaufgaben?
Waldner-Pammesberger: Ich verantworte in erster Linie die Ö1 Journale und das Magazin Journal Panorama. Darüber hinaus bin ich stellvertretende Chefredakteurin der zentralen Radio-Information. Das ist eine ca. hundertköpfige Abteilung, die von Wien aus alle ORF-Radios (Ö3, FM4, Landesstudios…) mit Beiträgen und die meisten auch mit eigens konfektionierten stündlichen Nachrichten-Formaten versorgt.
Wie läuft bei Ihnen ein ganz normaler Tag ab?
Derzeit läuft nichts normal. Ich arbeite seit Wochen im 24/7-Modus. Und versuche dabei, einerseits mit den Entwicklungen der Corona-Krise inhaltlich Schritt zu halten und andererseits Personal und Ausweichstudios laufend neu zu organisieren, sodass wir auch unter noch so widrigen Umständen sendefähig bleiben. Wobei das Organisatorische weit schwieriger ist. Denn Dienstschichten so zu entzerren, dass Teams getrennt und damit gesund bleiben, erfordert eigentlich weit mehr Leute als wir haben.
Wie haben Sie den Wechsel vom Fernsehen zum Radio erlebt? Sie sind ja quasi wieder zu Ihrem Ursprungsmedium zurückgekehrt.
Nur positiv, ich wollte das ja. Ich könnte jederzeit ohne TV-Gerät leben, aber niemals ohne Radio. Ich bin hörsüchtig. Audio beflügelt mich wie Lesen. Und gleichzeitig informiert es so klar und unmittelbar wie kaum etwas.
Heutzutage sind Radiosendungen wie Ö1 an Social Media Kanäle wie Facebook, Instagram, Twitter oder YouTube gekoppelt. Wie verändert Social Media das Medium Radio?
Die Social Media machen gerade sehr viel Werbung fürs Hören, indem sie Podcasts stark pushen. Auch viele schlecht gemachte. Aber ich sehe das positiv. Je mehr Trommelwirbel für Audio an sich, desto besser fürs professionell gemachte Radio.
Ö1 ist Österreichs größtes Kultur- und Informationsmedium mit dem Schwerpunkt Nachrichten, Journale, Reportage, Radiokunst und Musik. Warum braucht es heute mehr denn je Radioformate wie Ö1?
Unsere Newsformate – egal ob fünf Minuten oder eine Stunde – sind einfach eine verlässliche Konstante. Sie helfen, den Tag zu strukturieren und wertvolle Lebenszeit zu sparen: Man erfährt im Badezimmer, im Auto oder beim Mittagessen immer das Wichtigste. Ganz nebenbei und von vertrauten Stimmen, auf die man sich verlassen kann. Was braucht man mehr?
Seichte TV-Formate und Medieninhalte sprießen heute mehr denn je wie die Schwammerln hervor. Hat ein Radiosender wie Ö1 mit einem Kultur- und Informationsauftrag noch Zukunft?
Na sicher! Je unübersichtlicher das Angebot, je größer der Tsunami an Pseudo-Information, je enger die Algorithmus-gesteuerte Echokammer, desto unverzichtbarer wird ein gut kuratiertes Programm. Also eines, das Profis sorgfältig für einen auswählen und aufbereiten.
Welche Interviewpartner waren in Ihrer journalistischen Laufbahn ein harter Brocken?
Schwierig. Jedes Gegenüber ist anders, insofern ist jedes Gespräch eine eigene Herausforderung.
Worauf sind Sie im Hinblick auf Ihren Job, Ihre Karriere besonders stolz?
Darauf, wie mein Team und ich die Ö1 Journale weiterentwickelt haben und dem Sender Ö1 jetzt fantastische Quoten bescheren können. Und ganz sentimental macht mich die Erinnerung an meinen verstorbenen Vater, wie er da ganz stolz und mit Tränen in den Augen in der Hofburg saß, als mir Bundespräsident Fischer vor Jahren den Robert Hochner-Preis überreichte. Mit diesem Moment konnte ich mich bei ihm und meiner Mutter für die vielen Entbehrungen zugunsten ihrer Kinder bedanken, ein schönes Gefühl.
2008 sind Sie für Ihre Radiointerviews mit dem Robert-Hochner-Preis ausgezeichnet worden. 2017 mit der „Goldenen Medienlöwin“. Was bedeuten Ihnen diese Würdigungen?
Sehr viel, das ist schon was Besonderes.
Wie schalten Sie privat ab?
Beim Gärtnern, Wandern, Kochen und bei meiner großen Leidenschaft, dem Wein.
Nach so vielen Jahren in der Medienbranche: Wie halten Sie das innere Feuer, das für Ihren Beruf, Ihre Arbeit brennt, am Lodern?
Gar nicht, es brennt einfach.
Was wird sich Ihrer Meinung nach für die Journalisten der Zukunft verändern, und wie ihre Arbeit?
Seriöser Journalismus wird – nach all den düsteren Prognosen der letzten Jahre – künftig wieder mehr Wertschätzung erfahren. Da bin ich ganz optimistisch.
Sie sind mit dem Kurier-Karikaturisten Michael Pammesberger verheiratet. Wie beflügelt seine Arbeit Ihre geistige Ebene – beruflich und privat?
Sehr, wir sind sehr kindisch.
Sie sind schon viele Jahre vom Gailtal weg. Haben Sie noch starken Bezug zur Heimat?
Natürlich! Meine Mutter lebt in Dellach. Die besten Kärntner Nudeln der Welt gibt’s beim Dellacher Dorfwirt, und ohne Einkehr beim Edelgreißler in Kötschach oder beim Bärenwirt in Hermagor geht sowieso nix.