Über 60 Jahre Liebe und Höflichkeit

Hermagor -

Einen „brotlosen“ Beruf nannte ihn der Vater der quirligen Blonden Karla Essl zur damaligen Zeit, als sie ihren Wunsch äußerte, die Kunstakademie zu besuchen. „Ein Mäderl vom Land allein in der Großstadt Wien!?“, „sie solle doch lieber zuhause bleiben und die Verkaufstradition der Eltern“, Karoline und Franz Essl, im Schuhfachhandel „fortführen“. So kam es dann auch, dass die junge Karla die Lehre per 1. Juni 1956 im elterlichen Geschäft, einem 300-Jahr-geschichtsträchtigen Haus (Essl- vlg. Poßnig) begonnen und mit Volunteerjahren in Deutschland und der Firma Warmuth in Villach vervollständigt hat.

Über zehn Jahre lang führten sie eine Fernbeziehung, an Heilig Abend 1960 folgte die Verlobung, acht Monate später die Hochzeit: Carla und Charly Eichwalder sind bis heute glücklich geblieben

Von Ellen Rettenbacher

Der flotte Blondschopf mit den langen Haaren wollte der Welt „ein Loch“ schlagen. Das Schicksal wollte es anders und die Liebe siegte. Karl Eichwalder, zur damaligen Zeit 1960 Berufssoldat in Klagenfurt, wurde als Kursleiter der Österr. Wasserrettung für die Ausbildung zum Rettungsschwimmer der Zoll- und Gendarmerie sowie des Bundesheeres zum Presseggersee abkommandiert. Am letzten Kurstag gewann er das Herz der um neun Jahre jüngeren, sportlichen, fröhlichen Karla und eine große Liebesgeschichte begann.

Nie aus Hermagor weggegangen

Bis heute und sechs Jahrzehnte nach diesem Kennenlernen sind die beiden unzertrennlich. So galt es anfängliche Schwierigkeiten zu überwinden, war doch damals keine Gemeindewohnung erhältlich, auch Privat unterzukommen erschien schwierig. Nach der Verehelichung am 12. August 1961 – es schien ein Glücksdatum zu sein – (so hielten auch Karlas Eltern an jenem Datum ihre Silberhochzeit) – folgten die Kinder Sohn Karl-Franz (†60) und Tochter Patricia (57), die heute über die Wintermonate in ihrem Traumland Indien lebt und als moderne Künstlerin tätig ist. 1971 nach zehn Jahren Wochenendehe war es soweit; vom Bundesheer in Klagenfurt zur Bezirkshauptmannschaft nach Hermagor! Was für ein Glücksfall! Zu diesem erfreulichen Ereignis gesellte sich der Erwerb des eigenen Bauplatzes mitten in der heutigen Stadtgemeinde.

Vor 40 Jahren entstand dieses Familienfoto

Einzug ins Eigenheim am 7.7.77

Von 1965 an führte Karla Eichwalder die Alleinverkaufsstelle der Firma Del~Ka bis zum Jahre 1980, da wurde das alte Geschäft umgebaut und in „Schuhboutique Carla“ umbenannt. Im Jahr 2000 wurde mutig für fünf Jahre eine Vergrößerung der Schuhboutique im „Dr. Sorger“ bzw. dem alten „Ritscher-Haus“ vorgenommen. Mit Inge Fercher an ihrer Seite hatte die sportliche Tennisspielerin eine treue Wegbegleiterin über 35 Jahre, beruflich wie privat. Carla (80) liebte nicht nur den elitären Breitensport der gelben Filzkugel; hatte sie auch in der Vergangenheit, trotz der vielen Arbeit noch Liebe fürs Skifahren, Langlaufen, Eislaufen, Bergwandern und Reiten, während „Charly“ als einer der agilsten Fußballspieler seiner Zeit in Erinnerung bleiben sollte. „Seine Freistöße ins Kreuz waren legendär“, schmunzelt die rüstige Hermagorerin und schwärmt verliebt über ihren Mann.

Elegantes Zuhause

Wurde ihr gemeinsames Eigenheim in den 70iger Jahren noch mit dem Landhausstil eingerichtet, musste dieser Look bald für elegante Kunst und Antiquitäten weichen. Auch ich konnte mich von dem geschmackvollen Ambiente in dem Familie Eichwalder mit ihrem Hund Otello Nr. 2, einem schneeweißen Maremmano, wohnt, überzeugen.

30 Jahre in Pension und kein bisschen leiser

„Das Skifahren habe ich mittlerweile seinlassen, es ist rundum zu gefährlich. Aber zum kalten Ausgleich macht mir das Eisstockschießen mit lieben Kollegen immer noch einen Riesenspaß. Stock heil! Mit dem Tennisspielen denke ich derzeit noch nicht aufzuhören“. Man bedenke Charly Eichwalder (89) ist seit drei Jahrzehnten in Pension und schwingt wöchentlich im Doppelduell die Vor- und Rückhand und hängt durch seine Drahtigkeit so manchen jungen Sportsfreund ab.