ÖVP-Clubgespräch zur Kärntner Drogenproblematik: Experten über Wege aus der Misere.

Volkspartei kämpft gegen Drogen in Kärnten

Kärnten -
Im ersten Mal lud der Landtagsclub der Volkspartei zu einem Clubgespräch. ÖVP-Clubobmann Markus Malle klärte – gemeinsam mit Experten und Betroffenen – eine durchaus provokante Frage: „Ein Land im Drogenrausch?!“ 2018 ist bereits jetzt ein trauriges Rekordjahr: 22 Drogentote nach jeweils zwölf Opfer in den beiden vorigen Jahren.

Kampf gegen Drogen: Martin Gruber, Birgit Jäger, Gottlieb Türk, Markus Malle
Zur Bekämpfung der Problematik hat die ÖVP einen Maßnahmenplan vorgelegt – er wurde von allen Parteien einstimmig beschlossen. „Wir werden noch heuer Maßnahmen in die Umsetzung bringen“, kündigt Malle an. Zusätzlich will er den ÖVP-Club als „Ort des Diskurses“ etablieren. „Wir sorgen Austausch mit Experten zu brennenden Themen.“ Und: die Drogenproblematik ist eines davon. „Es geht um die Zukunft unserer Kinder, und damit auch unserer Gesellschaft“, begründet ÖVP-Landesrat Martin Gruber die Initiative.

Starkes Plus bei Anzeigen

Beim Clubgespräch zeigt sich Gottlieb Türk, Leiter der Kärntner Kriminalpolizei, überzeugt: „Suchtmittel sind ein reines Kontrolldelikt; je mehr wir kontrollieren, desto höher wird die Zahl der Anzeigen.“ Die stärkere Konzentration der Beamten auf die Drogenbekämpfung zeigte sich bereits 2017 mit einem Plus von 30 Prozent bei den Anzeigen. Dennoch betont Türk: „80 Prozent der Drogenopfer sterben an einem Mix mit legalen, von Ärzten verschriebenen Medikamenten.“

Hilfe für Betroffene

Deshalb sei Prävention und Betreuung entscheidend, wie Birgit Jäger von der Drogenberatung „Viva“ erklärt. „Wir müssen den Betroffenen helfen, einen möglichst drogenfreien Alltag zu verbringen“, sagt sie. Sinnvolle Beschäftigung sei ein wesentlicher Schlüssel. Das erlebte auch Szene-Insiderin Julia während ihrer Therapie. „Der Halt in meiner Familie und die Beschäftigung mit meinem Hund haben mich gerettet“, blickt sie auf ihre eigene Sucht zurück.

Kürzere Wartezeiten

Für die Betreuung hat sie einen Wunsch: „Kürzere Wartezeiten für den Entzug.“ Wenn sich jemand dazu entscheidet, müsse er Hilfe bekommen, bevor er wieder abtaucht. Das sieht auch Jäger so: „Kürzere Wartezeiten auf Entzugsbetten sind wichtig.“ Ebenso: „Wenn mehr praktische Ärzte Ersatztherapien weiterführen, entlastet das die Drogenambulanzen.“ Am Ende betont Malle: „Wir haben den Kampf gegen die Drogen nicht verloren – wir müssen uns dem gemeinsam als Gesellschaft stellen.“ Vor allem aber: „Die Zeit des Wegsehens ist vorbei!“