Gailtal Journal: Sie sind sehr vielseitig in künstlerischen Bereichen tätig?
Katharina Knap: Ja, das stimmt. Ich wundere mich selbst manchmal, aber ich habe eigentlich alles, was ich als Kind gerne gemacht habe, einfach weitergemacht. Schauspiel habe ich studiert (Anmerkung: sie ist Magistra Artes), zu malen habe ich nie aufgehört und geschrieben habe ich auch schon immer. Das alles verträgt sich gut mit meiner Arbeit am Theater.
Derzeit spielen Sie am Staatstheater in Darmstadt (Deutschland)?
Die letzte Vorstellung wird im Dezember sein und ich bin eingesprungen, weil eine Kollegin ausgefallen ist. Zwei Wochen proben und dann gleich Premiere, das passt gut zu mir. Ich arbeite gerne allein und bin schnell beim Textlernen. Selbstverständlich fliege ich nicht nach Deutschland, sondern fahre mit dem Zug. Ich besitze auch kein Auto sondern ein Elektrofahrrad – das ist lange nicht genug, aber so fühle ich mich besser und weiß, ich gehe in die richtige Richtung.
Im Radio (Ö1) sind Sie auch öfters zu hören?
2016 habe ich im Funkhaus in Wien meine erste Hörspielrolle „eingesprochen“ und bin seit dieser Zeit immer wieder dort. Ich lerne viel unterschiedliche Literatur kennen. Es ist mir eigentlich die „liebste“ aller Arbeiten. Man kann sich in Ruhe vorbereiten und dann bei der Aufnahme bin ich ungestört in einem schalldichten Raum – traumhaft.
Das Corona-Virus scheint auch die Künstler besonders getroffen zu haben?
Ich war genauso eine Betroffene, mir wurden Vorstellungen ersatzlos gestrichen und ich musste mich arbeitslos melden. Ansonsten hatte ich genug Zeit, um lange Spaziergänge zu machen, zu malen und nachzudenken. Können wir das Alte verlassen und Neues probieren? Ja! Der Mensch ist genial und voller Ideen, ich bin guter Dinge und schaue positiv in die Zukunft.
Im Fernsehen sah man Sie bei SOKO Kitzbühel, SOKO Donau oder Schnell ermittelt?
Die Fernseharbeit, welche ich gemacht habe, hat mir schon Spaß gemacht. Allerdings ist die „Arbeitsweise“ eines Seriendarstellers doch sehr anders. Man ist nicht „live“ und hat eigentlich kein Risiko, kein Problem, wenn man sich im Text „verhaspelt“ oder sonst etwas passiert. Natürlich auch keinen Applaus wie auf der Bühne, kein direktes Ergebnis, alles erst viel später irgendwann im Fernsehen. Das meiste habe ich nie gesehen. Man spielt vor einer Kamera und kann das Publikum nicht so „verzaubern“ wie im Theater, das ist ein großer Unterschied.
Sie wurden 2014 als Nachwuchsschauspielerin des Jahres ausgezeichnet?
Ich bin unheimlich froh über diesen Preis und muss niemandem mehr etwas beweisen. Es genügt – mir zumindest – für das schauspielerische Selbstbewusstsein und das braucht man. Jeder Mensch auf der Erde soll einmal einen Preis bekommen, denn jeder verdient einen für irgendwas. Ich habe ihn verdient, weil ich alles gebe, um ehrlich zu sein – auf der Bühne und mit einem fremden Text.
Ihre Mutter stammt aus dem Gitschtal und die Familie hat hier auch ein Wohnhaus?
So oft es geht bin ich dort und liebe diesen Ort. Das Gitschtal ist meine zweite Heimat, ich tanke sehr viel Kraft und Inspiration hier. Am stärksten beeindruckt mich die gute Luft. Mir gefällt auch, wie fortschrittlich manche Bauern hier denken und dass nachhaltige Landwirtschaft längst ein Thema ist. Auch die „Biokiste“ macht mich total glücklich, „ihr seid’s a Wahnsinn“.
Haben Ihre Eltern Ihre Karriere immer gefördert?
Nicht von Anfang an. Ich wollte immer Ärztin werden, als ich nach einem Jahr Medizinstudium gleich beim ersten Versuch an der Schauspieluniversität Graz genommen wurde, waren meine Eltern im ersten Moment geschockt. Ich wollte es nicht bereuen, es nie versucht zu haben. „Mama, ich fürchte, ich werde jetzt Künstlerin“, sagte ich. Als ich dann in Graz fest im Ensemble war und regelmäßig Geld verdiente, waren sie beruhigt und vielleicht auch etwas stolz. Sie kommen immer zu den Premieren.
Was sagt Ihre Verwandtschaft zu Ihren „Ambitionen“?
Ich habe in puncto Theater eine „Sonderstellung“ innerhalb der Familie. Das macht es etwas schwierig. Meine Arbeit ist nicht so leicht zugänglich, denn man muss ins Theater gehen, um mich zu sehen. Das gefällt mir aber gerade daran. Ich sehe viele Dinge anders. Ich liebe meine Arbeit, sehe sie nicht als Pflichterfüllung, oder als Möglichkeit, Geld für irgendwas zu verdienen. So geht es vielen aus meinem Bereich. Deshalb werden wir auch so schlecht bezahlt. Schauspielen macht süchtig.