„Kärnten verfügt über ein sehr dichtes Notarztnetz – wir sind flächendeckend gut aufgestellt. Die bodengebundene notärztliche Versorgung ist von neun Notarztstützpunkten – in Klagenfurt, Villach, St.Veit an der Glan, Spittal an der Drau, Friesach, Hermagor, Völkermarkt, Feldkirchen und Wolfsberg – sichergestellt. Damit das auch in Zukunft so bleibt, müssen wir vorausschauend agieren und rechtzeitig die Weichen stellen. Neue Herausforderungen sind bereits absehbar“, erklärt Gesundheitsreferentin LHStv.in Beate Prettner.
Notärztliche Versorgung wird weiter abgesichert
Zu den Herausforderungen wie Arbeitszeitgesetz, fehlender Ärztenachwuchs und den Ärzte-Anspruch auf work-life-balance komme nun aktuell die Coronakrise dazu: „Die COVID-Pandemie bedeutet vor allem für Anästhesisten und Intensivmediziner, die ja auch vorrangig als Notärzte im Einsatz sind, eine enorme Belastung“, weiß Prettner. Bei der montägigen Regierungssitzung wird sie daher einen Akt zur Beschlussfassung einbringen, der die notärztliche Versorgung weiter und verlässlich absichert.
Erhöhung des ärztlichen Honorars für Wochenend-Dienste
„Langfristig wird Kärnten das Freiwilligensystem auf ein Angestelltensystem umstellen: Weil aber Ärzte […] nicht vom Himmel fallen, dauert der Übergang seine Zeit. In der Zwischenzeit werden kurzfristige Maßnahmen die notärztliche Versorgung auf ihrem hohen Niveau weiterhin garantieren. Dazu zählt eine Erhöhung des ärztlichen Honorars für Wochenend- und Feiertagsdienste“, informiert Prettner. Konkret wird die Abgeltung dieser Dienste um 25 Prozent angehoben. „Damit wird ein 24-Stunden-Dienst mit 1.243 Euro abgegolten. Und das rückwirkend mit 1. Jänner 2021“, präzisiert die Gesundheitsreferentin. Die 25-prozentige Honorar-Erhöhung bedeute Mehrkosten von 233.000 Euro für 2021. In Summe zahle das Land für die Notärzte 2,8 Millionen Euro pro Jahr.
Parallel dazu werde der erste wichtige Schritt in Richtung Systemumstellung gesetzt: Ab 1. Jänner 2024 werden die Standorte Klagenfurt und Villach an den Wochenenden nicht mehr durch freiwillige Notarztdienste, sondern vielmehr aus den Krankenanstaltendiensten besetzt. „Dazu sind zum bestehenden Personalbedarf an den beiden Abteilungen für Anästhesie und Intensivmedizin in Klagenfurt und Villach zusätzlich je zwei weitere Vollzeitkräfte anzustellen“, sagt die Gesundheitsreferentin.
13.500 Notärzteeinsätze pro Jahr
Pro Jahr werden in Kärnten rund 13.500 Notärzteeinsätze verzeichnet. 79 Prozent davon erfolgen über bodengebundene Mittel, knapp 21 Prozent über den Hubschrauber. „Die mit Abstand meisten Einsätze passieren vom Stützpunkt Klagenfurt aus: Pro 24 Stunden sind es 6,9 Einsätze. Vom Stützpunkt Villach sind es 4,4 Einsätze. Die restlichen sieben Stützpunkte verzeichnen pro Tag zwischen 1,4 und 2,8 Einsätze“, informiert Prettner. Sie dankt den einsatzbereiten Notärzten.
FPÖ über Anpassungen erfreut
In einer Reakktion der Freiheitlichen erklärt der Kärntner FPÖ-Klubobmann Gernot Darmann: „Anpassungen des Kärntner Notarztsystem waren längst überfällig. Die Anhebung des Honorars für Wochenend- und Feiertagsdienste, um die Tätigkeit für die Ärzte attraktiver zu machen, fordern wir Freiheitliche schon seit langer Zeit. Im Kärntner Landtag wurden unsere Inititativen nach kurzer Diskussion aber gekonnt von den Regierungsparteien schubladisiert. Das lange Aufschieben der Reform kann demnach nur im Müßiggang der Gesundheitsreferentin selbst begründet sein“, so FPÖ Klubobmann Gernot Darmann.
Der Spittaler Stadrat und FPÖ-Landtagsabgeordnete Christoph Staudacher habe ebenfalls dauerhaft auf die gesundheitspolitische Schieflage im Kärntner Notarztsystem hingewiesen, denn der Bezirk Spittal sei von einem stetigen Notärztemangel, insbesondere an den Wochenenden und Feiertagen, stark betroffen. „Langfristig ist eine Ausbildungsoffensive unabdingbar, um den Notarzt-Nachwuchs sicherzustellen. Weitere Anreize, damit viele junge Ärzte die Notarztausbildung absolvieren sind demnach das Gebot der Stunde“, bekräftigt Staudacher abschließend.