„Du kannst was“ – Unter diesem Motto sollen in Kärnten Hilfskräfte zu Fachkräften werden. Konkret geht es darum, dass Menschen, die keinen Lehrabschluss haben, ohne Lehre die Lehrabschlussprüfung nachholen können. Land Kärnten, Arbeiterkammer und Wirtschaftskammer haben die Initiative gemeinsam gestartet. Bildungsreferent Landeshauptmann Peter Kaiser (per Video zugeschaltet), Arbeitsmarktreferentin LHStv.in Gaby Schaunig, Christoph Appé von der Arbeiterkammer sowie WIFI-Geschäftsführer Andreas Görgei informierten über die Details heute, Freitag, in einer Pressekonferenz. Im ersten Durchlauf rechnet man mit 40 Teilnehmenden, für welche die Kurse kostenlos sind. Das Mindestalter beträgt 22 Jahre und es müssen zumindest fünf Jahre Praxiserfahrung vorliegen. Nach durchschnittlich zwei Jahren sollten dann alle den Lehrabschluss in der Tasche haben.
Vermittlung dauert seine Zeit
„Viele Kärntnerinnen und Kärntner sind am Arbeitsmarkt als Hilfskräfte eingestuft, verfügen aber über Kompetenzen, die weit über diese Einstufung hinausgehen“, betonte Kaiser. Ihnen wolle man bessere berufliche Perspektiven eröffnen. Die Vermittlung arbeitssuchender Fachkräfte dauere durchschnittlich 190 Tage, bei Hilfskräften 230 Tage. Der Landeshauptmann rechnete zudem vor, dass zum Beispiel im Bereich Handel/Verkauf das Einstiegsgehalt für eine Hilfskraft 1.589 Euro betrage und für eine Fachkraft 1.675 Euro. Im Bereich Tischler seien es 1.790 Euro für die Hilfs- und 2.071 Euro für die Fachkraft. „Die Vorteile liegen klar auf der Hand, vor allem weil sich das bis in die Pension auswirkt“, so Kaiser. Er hob dankend die gute Zusammenarbeit des Landes mit den Sozialpartnern hervor, aus welcher „Du kannst was“ hervorgegangen sei. Bildung werde in Kärnten als wichtigster Rohstoff angesehen und man wolle diesbezüglich möglichst breit wirken. Wie Kaiser weiters anmerkte, würden formale Nachweise alleine nichts über die Qualifikation eines Menschen aussagen. Und er betonte, dass man in Kärnten niemanden zurücklassen wolle.
Arbeitsmarktreferentin Schaunig
führte aus, dass sich „Du kannst was“ an Menschen richte, die ihre Lehre abgebrochen oder den Beruf nach dem Pflichtschulabschluss angetreten haben. „Diese Menschen verfügen über Fähigkeiten und Talente, die es zu bergen gilt“, so Schaunig. Bei der Einstellung würde aber die formale Qualifikation eine entscheidende Rolle spielen. Daher wolle man durch die Initiative die Vermittlungsquote der Betroffenen am Arbeitsmarkt erhöhen. Zudem brauche der Wirtschaftsstandort Fachkräfte. „Bestens ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind die beste Wirtschaftsförderung“, so Schaunig dazu. „Du kannst was“ schaffe somit eine Gewinnsituation für alle. An jährlichen Kosten bei kalkulierten 50 Teilnehmenden gab sie 125.000 Euro – 93.750 Euro vom Land, 31.250 Euro von der Wirtschaftskammer, Sachleistungen von der Arbeiterkammer als Projektträger – an.
Arbeiterkammer-Bereichsleiter Appé
sagte, dass man den Betroffenen Besserstellungen, berufliche Weiterentwicklung, mehr Selbstbewusstsein und mehr Chancen am Arbeitsmarkt ermöglichen wolle. Er sprach in diesem Zusammenhang auch das Lebenslange Lernen an. „Du kannst was“ beginnt laut Appé für die Teilnehmenden mit einer Erstberatung in der Arbeiterkammer, danach absolvieren sie ebenfalls in der Arbeiterkammer, zu 50 Prozent digital, einen begleitenden Selbsteinschätzungsprozess. Durch die Lehrlingsstelle der Wirtschaftskammer erfolgt als nächstes ein Qualifikationscheck, wo individuelle Weiterbildung bei BFI und WIFI empfohlen wird. Nach einem zweiten Qualifikationscheck kann die Ausstellung des Lehrabschlusszeugnisses erfolgen. Die Erstberatungen starten laut Appé sofort, die Maßnahmen dann im Herbst.
Auch WIFI-Geschäftsführer Görgei
sagte, dass die Wirtschaft Fachkräfte brauche und er verwies auf die Stärken der dualen Ausbildung. Zielgruppe für „Du kannst was“ seien rund 2.000 bis 3.000 Personen. Für diese gehe es um einen nachweislichen Ausbau der Kompetenzen und eine Stärkung des Selbstbewusstseins. „Zudem wollen wir sie als Vorbilder vor den Vorhang holen“, so Görgei. Das WIFI werde die Teilnehmenden jedenfalls nicht alleine lassen.