Alle tanzen nach seiner Pfeife

Grafendorf -

Gottfried Neuwirth (65) zählt unter Schiedsrichterkollegen schon zu den Urgesteinen. Seit fast genau 30 Jahren ist der Grafendorfer ein verlässlicher Schiri und leitete bisher über 2.200 Spiele. 2012 erhielt er die höchste Auszeichnung des Kärntner Fußballverbandes und zwar das Ehrenzeichen in Gold.

Bisher hat Gottfried Neuwirth 2.200 Spiele geleitet

Schiedsrichter zu sein ist nicht immer leicht. Stressbeständigkeit und Präzision sind die nötige Voraussetzung für die korrekte Ausführung einer solch verantwortungsvollen Tätigkeit. Das Wichtigste ist Persönlichkeit und Routine. Jede Woche gibt es in Kärnten um die 500 Spiele.

Gailtal Journal: Was war der Anlass zum Schiri und wieviel Spiele bisher geleitet?

Neuwirth: „Als ich als damaliger Sektionsleiter beim GSK-Grafendorf-Gundersheim über eine Schiedsrichterleistung sehr verärgert war, habe ich mich entschlossen, selbst Schiri zu werden. Ich war aber auch selbst Fußballer und zwar in der damaligen „Gailtaler Staudenliga“ und kannte mich daher schon mit den wichtigsten Regeln aus. Bis heute habe ich um die 2.200 Spiele geleitet und war über 400 Mal als Assistent im Einsatz. Rote Karten habe ich nur gegeben, wenn es regeltechnisch unbedingt notwendig war“.
Bis in welche Spielklasse gepfiffen und gab es besondere Ereignisse?
„Bis in die Unterliga (10 Jahre) und musste dann wegen des damals noch geltenden Alterslimits (48 Jahre) wieder in die 1. Klasse zurück. Mein größtes Spiel war Penk gegen Gmünd vor über 1.500 Zuschauern, wo es um den Aufstieg in die Kärntner Liga ging. Leider gab es aber auch Negatives und es ist kein Geheimnis, dass es auf Fußballplätzen ruppig zugehen kann und wir da gerne einmal zur Zielscheibe nicht schmeichelhafter Zurufe werden. Wenn man aber körperlich attackiert wird, wie es mir vor 5 Jahren von einem Spielervater in Nikolsdorf passiert ist, geht dies zu weit. Es gibt keinen Schiedsrichter, der keine Fehler macht, wie es auch keinen Fußballer gibt, der keine Fehler macht“.

Sind die neuen Regeln und der Video Assistent Referee (VAR) gut?

„Der VAR ist sicher eine super neue Einführung, aber unverständlich, dass es trotzdem noch Fehlentscheidungen gibt. Die Einführung der Rückpassregel und das kurze Abspiel beim Abstoß haben das Spiel schneller gemacht. Das große Problem ist die Auslegung des Handspieles, da es dafür kein eindeutiges Regelwerk gibt“.

Gottfried Neuwirth vor dem Spiel am 25. Mai 1997 Weißbriach gegen Weißensee

Wie sieht es mit Nachwuchs von Schiris aus?

„Leider vor allem in Oberkärntner und Osttiroler Raum ganz schlecht. So gibt es im westlichen Bereich von Kärnten nur 20 Schiris. Zum Vergleich im übrigen Kärnten mehr als 130 und davon ist ein Viertel im Pensionsalter, wie als Beispiel des 72-jährigen Peter Haring aus Maria Gail. Seit Ex-Ligakicker Helmut Marko aus Vorderberg vor 20 Jahren aufgehört hat, bin ich der einzige Schiri im Bezirk Hermagor und gehöre der Schirigruppe Lienz an.” Aktive aus dem unteren Gailtal sind auch nur Erich Kaiser und Walter Toplitsch. Laut Schiedsrichterobmann Karl Hitzenhammer fehlen mindestens 100 Schiris: „Das Gailtal ist davon besonders betroffen, obwohl wir seitens des Verbandes stets Aufrufe in den Vereinen machen. Viele Spiele müssen ohne Assistenten stattfinden und einige Nachwuchsspiele können nicht mehr besetzt werden. Sollte sich jemand für dieses tolle und finanziell nicht uninteressante Hobby begeistern, kann er sich gerne bei mir (06641313483, karl.hitzenhammer@gmx.at) oder Gottfried Neuwirth (0676889915210, gunderschum@live.at) melden.

Wann geht es in die Schiri-Pension?

„Wenn ich den jährlichen Fitnesstest bestehe hoffe ich noch auf ein paar schöne Jahre, denn es gibt nun kein Alterslimit mehr“. Privat ist Neuwirth mit Heidi verheiratet und hat mit Mario einen Sohn, der Kommandant bei der FF-Grafendorf-Gundersheim ist. Beruflich war er die letzten 15 Jahre als Bademeister im Schwimmbad Kirchbach tätig. Seine Hobbys sind Fußball und Sport aktiv sowie am Bildschirm sämtliche Fußballspiele anzusehen.