Stranig / Kanada -
Hannes Grimmer und Simon Wurzer haben sich dieses Jahr in die kanadischen „Rockys“ auf eine emotionale Skitourenreise der besonderen Art begeben.
Zwei Gailtaler, Simon Wurzer aus Mauthen und Hannes Grimmer aus Stranig, stehen nach 30 Stunden Anreise mit ihrem Gepäck am Flughafen „Calgary International Airport“ in Kanada. Von hier aus, rund 8000 Kilometer von der Heimat entfernt, brechen die beiden nach Revelstoke auf. Dort wird das Duo 13 Tage lang stationiert sein. In den Columbia Mountains, einem Untergebirge der Rocky Mountains im Südosten der kanadischen Provinz British Columbia, soll die Skitouren-Expedition stattfinden.
Wie alles begann
Einige Monate zuvor kam Grimmer, der als Zimmermann bei einer Gailtaler Holzbaufirma tätig ist, auf seinen Freund und Skitourenkollegen Wurzer zu und meinte: „Vor meinem 50. Geburtstag im März will ich nach Kanada, eine Skitour machen, kommst mit?“ Nach etwas Bedenkzeit willigte Wurzer, der dieses Jahr im Jänner seinen 40er feierte, ein. Dass die zwei Wochen in Kanada mitunter auch zu einem Prüfstein werden, ahnten die Freunde zu dem Zeitpunkt noch nicht. „Nach der Ankunft haben wir uns erstmal mit der Wetter-, Lawinen- und Schneesituation vor Ort und den örtlichen Gegebenheiten vertraut gemacht, bevor wir eine Tour ins Auge gefasst haben“, berichtet Wurzer. Er ist seit 17 Jahren selbständig und leitet die Firma Go Vertical – Alpinschule & Industrieklettern in Mauthen. Von der Unterkunft, einem „Day`s Inn“ Appartement in dem Städtchen Revelstoke, fuhren Wurzer und Grimmer täglich rund 140 Kilometer über den Trans-Canada-Highway auf den Rogers Pass in den Glacier National Park.
Eisige Temperaturen
Vom Visitor Center des Revelstoke Nationalparks aus starteten die Gailtaler die Touren: Lily Col, Youngs Peak mit Forever Young Colouir, Mount Cheops, Bonney Morens und Mount Grizzly, um nur einige zu nennen. Die Bilanz: über 17.000 Höhenmeter und 64 Stunden auf den Skiern – in 13 Tagen. „Jeden Tag sind wir zwischen fünf bis neun Stunden auf den Bretteln unterwegs gewesen“, erinnert sich Wurzer – und das mit zehn Kilogramm Gepäck am Buckel. Temperaturen von minus 25 bis 30 Grad Celsius haben das Duo auf eine harte Probe gestellt. „Die eisige Kälte nagte ziemlich an unserer Substanz“, erwähnt Grimmer. Am eindrucksvollsten – so die zwei, „war das unermesslich riesige Gebiet – die Weite, die Einsamkeit, die unberührte Natur“. Die Kälte, die Länge der Touren und die Dauerbelastung von 13 Tagen gingen an den beiden nicht spurlos vorüber. Simon ergänzt: „Erst zuhause haben wir gespürt, dass wir ziemlich ausgelaugt waren und an unsere Grenzen gegangen sind.“
Auf die Vernunft gehört
An ein Ereignis werden sich die Gailtaler sicher noch lange erinnern: Ausgerechnet bei der Forever Young Tour, der Wunsch-Route von Hannes, kam es zu einer richtungsweisenden Entscheidung. Wurzer und Grimmer beabsichtigten, vom Youngs Peak über eine Abfahrt ins Falcon Valley das Forever Young Colouir zu fahren. „Aufgrund der schlechten Schnee- und Lawinenverhältnisse dort, haben wir uns entschlossen, umzudrehen. Wir sind 300 Meter wieder zurück, rauf auf den Youngs Peak, und nahmen eine andere Abfahrt“, sagt Wurzer und fügt hinzu: „Es war eine lange Tour und schließlich ein riesiger Aufwand. Wir haben aber auf unseren Verstand gehört und gesehen, dass es an diesem Tag einfach nicht passt.“ „In so einer Situation ist es verständlich, dass man darüber nachdenkt, dass nichts passieren darf und man wieder gesund zuhause ankommt“, so Wurzer und Grimmer.
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