Ein Dankeschön an die Kunden!

Wurzer Dirndl verabschiedet sich

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Hermagor -

Nach 63 Jahren schließt ein echtes Gailtaler Traditionsunternehmen seine Pforten. Wurzer Dirndl bedankt sich bei seinen Kunden für die Treue und sagt zum Abschied leise „Servus“.

Hilde und Siegfried Wurzer haben in Hermagor einen Vorzeigebetrieb etabliert

Der Totalabverkauf beendet beeindruckende 63 Jahre eines Erfolgs-Unternehmens, die Kinder haben beruflich andere Wege eingeschlagen. Die Firmenchronik – eng verwoben mit der Lebensgeschichte von Siegfried (†) und Hilde Wurzer (84) liest sich beeindruckend.

Eine Erfolgsgeschichte

Siegfried Wurzer kommt 1938 als Sohn einer Magd und eines Försters unehelich im Metnitztal zur Welt. Er besucht 1953 die Holzfachschule in Kuchl, wandert 1954 nach Kanada aus und arbeitet die nächsten Jahre u.a. als Holzfäller, Feuerwehrmann und Minenarbeiter. 1959 kehrt er mit der Gewissheit nach Österreich zurück, sein eigenes Geschäft zu eröffnen. Er kommt nach Hermagor und verkauft in seinem Geschäft neben der damaligen Walker-Säge vorerst Matratzen und Bettwäsche, bald auch Kleider und Bademode. Als er 1961 per Inserat eine Schneidermeisterin sucht, meldet sich Hilde Opetnik. Drei Monate später heiraten die beiden. Die Tochter einer Köchin und eines Schneiders stammt aus Bleiburg, schloss die CHS Villach im Zweig Mode ab und absolvierte 1958 die Meisterprüfung. Danach praktizierte sie bei verschiedenen Herstellern in Wien, Graz und Salzburg, u.a. bei Lanz Trachtenmoden.

Dirndlkleider ab 1961

Von nun an führen sie das Geschäft gemeinsam und starten mit dem Verkauf von Dirndlkleidern. Weil sie von Kunden immer wieder darauf angesprochen werden, reift der Entschluss, Dirndlkleider selbst zu entwerfen und zu produzieren. Ein Meilenstein in der Unternehmensgeschichte: Die eigenen Dirndlkleider verkaufen sich besser als die aus anderen Produktionen. In weiterer Folge bieten Hilde & Siegfried Wurzer ihre Kleider auch anderen Händlern zum Verkauf an. Sie erhalten die ersten Aufträge von Trachtengeschäften in Kärnten und Tirol – und sind nach drei Tagen ausverkauft.

Vergrößerung der Produktion

Am Stadtrand von Hermagor entsteht 1967 die neue Erzeugung, die in den nächsten Jahren immer wieder auf bis zu 2.000 m² erweitert wird. Es entstehen Filialen am Weissensee, in Kötschach, Bad Hofgastein und München. Bis zu 50 Mitarbeiter, davon heute unvorstellbare 20 Lehrlinge, beschäftigte das Erfolgsunternehmen, jährlich wurden 15.000 Wurzer-Dirndln hergestellt. Das heutige Geschäftsgebäude in Kühwegboden wird 1975 direkt neben der Produktionsstätte gebaut. Ab nun profitieren die Gailtaler Kunden vom Einkauf im „Outlet“, direkt beim Produzenten.

Internationale Expansion 1987

Wurzer Dirndl belieferte mittlerweile weltweit seine zufriedenen Kunden, Unternehmen in Österreich, Deutschland, Italien, USA, Kanada und China. 1996 wird wieder vergrößert
und die erste Wurzer Dirndl-Internetseite entsteht. Als im Jahr 2000 Produktion und Verkauf in einem Gebäude vereint werden, können die Kunden aus dem Verkaufsraum durchs Fenster direkt in die Werkstatt blicken – innovativ und interessant: Dort können sie zusehen, wie in den Händen der Näherinnen die Trachten entstehen. 2002 erscheint der letzte gedruckte Katalog, ab da sind die „Original Wurzer Dirndl“ nur noch exklusiv im Stammgeschäft in Hermagor erhältlich.

Zwei Leben für die Wurzer-Dirndln

Bis zuletzt kümmerten sich Siegfried Wurzer, der 2022 im hohen Alter von 91 Jahren verstarb, und seine Gattin Hilde Wurzer (84), die bis heute noch im Geschäftslokal für ihre Kunden da ist, um den Traditionsbetrieb, der in Form der allerorts gerne getragenen „Original Wurzer Dirndln“ weiterlebt und ein Stück Gailtaler Kulturerbe ist und bleibt.