Hermagor -
Die letzten Monate war es auffällig ruhig in Hermagor. Doch jetzt platzt geradezu eine Bombe. Die Urlaubsdestination Hermagor erhält Anschluss an das europäische Flugnetz.
Für Langstrecken ist das Auto out, die Bahn noch zu langsam und schwerfällig. Der Anteil jener Gäste, die per Flugzeug anreisen geht dafür rasant in die Höhe. Kärnten hat hier einen Wettbewerbsnachteil, der Flughafen Klagenfurt ist zu unattraktiv und Laibach viel zu weit weg. Wenn die Taxikosten zum und vom Hotel teurer sind als die Flugtickets, dann läuft einiges aus dem Ruder.
Ärmel hochkrempeln
In einer konzertanten, allerdings lange Zeit geheim gehaltenen Aktion haben schon im Sommer 2018 Bürgermeister Siegfried Ronacher und Stadträtin Christina Ball erste Kontakte in die Chefetagen der Flughäfen Frankfurt, München und Köln geknüpft. „Es waren harte Verhandlungen mit Managern, die das Geschäft bestens kennen“, sagt Ronacher. Mit einem freundlichen Lächeln bedeuteten uns die Manager Siegfried Lammer (Frankfurt), Manuel Tänzer (München) und Horst Sykorsky (Köln), dass wir für diese Liga eine Nummer zu klein seien. Daraufhin setzten die beiden erfahrenen Politiker ihre Gailtaler Schläue ein. Ball: „Ich habe dann dieses Trio für den Herbst 2018 auf eine Woche Urlaub in einem der Stadthotels in Hermagor eingeladen“. Sie seien auch gekommen und waren nach diesem Aufenthalt einfach begeistert von Hermagor und den vielen Möglichkeiten in diesem aufstrebenden, pulsierenden Zentrum Oberkärntens. Manuel Tänzer:” Unsere Gattinnen haben geshoppt auf Teufel komm raus und somit sehr viel Geld in den Hermagorer Geschäften gelassen. Noch heute sprechen des Öfteren über dieses unvergessliche Einkaufserlebnis in der Bezirksstadt.”
Kleine Flughafenstruktur
„Wenn, dann wollen wir nicht weit weg in Klagenfurt oder Laibach landen“, sondern so nahe wie möglich an Hermagor“, verlangten die Flugbetreiber. Was die Anforderungen hinsichtlich Landebahn und Infrastruktur anbelangt, zeigten sie sich verhandlungsbereit. „Weil wir ja nicht mit großen Maschinen kommen, sondern mit den kleineren Maschinen, die schon jetzt Klagenfurt anfliegen“, hieß ihre Forderung. Für Hermagor ein aufgelegter Elfmeter. „Zumal in Sachen Betriebsansiedelung am Burgermoos ohnehin bisher nichts läuft, weil sich die Betriebe ja aktuell in Lassendorf oder demnächst in Tröpolach ansiedeln, ist eine Umwidmung von Bauland/Gewerbe in Verkehrsfläche/Flughafen eigentlich kein Problem“, glaubt Stadträtin Ball.
Vizebürgermeister Leopold Astner ist bekanntlich alles andere als ein Flugfan. „Aber, wenn der Tourismus das will und die Vermieter in Tröpolach davon auch ein wenig profitieren können, werde ich dem auch entsprechen und eine Umwidmung beantragen“, verspricht er. Astner hat zuletzt ja seine ganze Kraft für neue Betriebsgelände Tröpolach-Ost eingesetzt und damit das Burgermoos entlastet.
Technik
Da keine Airbusse sondern nur die kleineren Turbo-Propellermaschinen vom Typ Aircraft Bombardier (50 Sitzplätze) landen und starten, braucht es nur eine 2 km lange und 10-12 m breite asphaltierte Lande/Startfläche. Geländekorrekturen sind nicht notwendig. „Die natürlichen Gegebenheiten sind großartig“, sagt Lammer.
Dazu zählt auch die verkehrstechnische Aufschließung durch die neue Überführung über Straße und Bahn an der Osteinfahrt Hermagors. „Dafür soll sie ja eigentlich auch gebaut werden“, sieht sich Ronacher im nachhinein bestätigt. Da es nur einen Tagbetrieb geben soll, braucht es auch keine für Nachtflüge sonst notwendige und sündteure Lande-Funksteuerung. Geradezu ideal sieht Flughafenmanager Manuel Tänzer den Standort des ÖAMTC-Stützpunktes. „Auf diesem Dach ist relativ günstig ein zweckorientierter und nicht übermäßig ausstaffierter Tower für eine kleine Flugsicherung aufzusetzen“. Die Übersicht über das gesamte Burgermoos sei da großartig gewährleistet.
Ein führendes heimisches Holzbauunternehmen hat die kostengünstige Errichtung einer kleinen Ankunfts- und Abfertigungshalle in Aussicht gestellt. „Wir wollen der Welt zeigen, was mit Holz aus dem Gailtal alles möglich ist“. Hangar brauche es keine. Der Naturschutz beim Land hat Zustimmung signalisiert. Begründung: „Es kann am Burgermoos eh nichts mehr zerstört werden“. Es seien zwar einige seltene Gräser (darunter das Bissigkraut, die Farfalan-Lilie wie das überaus gemeine Verhinderungs-Moos) vorhanden, die wären aber auch in und rund um die Stadt zu finden.
Kosten überschaubar
Während die Verhandlungen mit den Grundbesitzern (sie zeigten sich sehr entgegenkommend) großteils abgeschlossen sind, laufen schon die ersten Planungsarbeiten. Damit ist ein Wiener Technikbüro beauftragt. „Leider haben unsere Architekten keine Erfahrungen mit Flugplätzen“, sagt Vizebürgermeister Christian Potocnik. „Sonst hätte sicher ein heimisches Büro den Auftrag bekommen“.
Grobe Schätzungen zielen auf einen Finanzbedarf von rund 14 Millionen Euro hin. Diese Summe kann bis auf eine Finanzlücke in der Höhe von 5 Millionen Euro – hier wird eine Wirtschaftsförderung des Landes erwartet – in der Stadtgemeinde wie im Bezirk Hermagor aufgebracht werden.
Ausser Bürgermeister Windbichler („wir müssen zuerst unsere Straßen richten“) stehen alle weiteren Bürgermeister von Kötschach-Mauthen bis Nötsch und Freistritz diesem Leuchtturmprojekt positiv gegenüber.
Baubeginn könnte schon im Herbst 2019 erfolgen, die Fertigstellung ist für Frühjahr 2021 avisiert.
Finanzierung: wer macht mit?
Stadtgemeinde Hermagor (Rücklagen aus Tourismus und diverser Gebührenhaushalte, Rückstellung von Wegsanierungen)
alle Gemeinden des Gail- und Gitschtales (Kötschach-Weißbriach-Feistritz) treten ihre Bedarfszuweisungen für dieses Projekt ab
Rücklagen der Verbände bei der BH Hermagor (Gemeinde-, Sozial- und Schulgemeindeverband)
Kräftiger Zuschuss des Vereines „Gemeinsam für Hermagor“
Zugesicherte Finanzspritze der Wirtschaftstreibenden in Hermagor
Monatlich eine Kollekte von Seiten der katholischen und evangelischen Kirchen im Bezirk
Wirtschaftsförderung Land Kärnten
Bundesmittel
Stimmen:
Stadträtin Irmgard Hartlieb: Volle Zustimmung, sollte es Blumenschmuck entlang der Start- und Landebahn brauchen, dann wird der beigestellt. Unsere Bäder in der Gemeinde werden sicher davon profitieren.
Stadtrat Günter Pernul: Gerne stelle ich den Bauhof mit dem bewährten Asphaltiertrupp zur Asphaltierung der Lande/Startbahn ab, keine Frage.
Gemeinderätin Marion Mitsche: Als ehemalige Grüne bin ich entschieden gegen den Flugplatz, meine neue Liste FAIR spricht sich aber einstimmig dafür aus.
Gemeinderat Karl Tillian: Alles was der Wirtschaft gut tut, tut uns allen gut, daher Zustimmung. Einschränkung: Keine Start- oder Landeschleifen über Liesch (wegen Schafherde).
Amtsleiter Bernd Resch: Airport Hermagor – das hat einen Klang. Einfach ein Hammer, was da im Entstehen ist.
Bürgermeister Walter Hartlieb: Endlich erlebt Hermagor einen Höhenflug. Das gönne ich meinem Bürgermeisterkollegen aus ganzem Herzen. Freundschaft.
Christopher Gruber: Für den Tourismus am See, am Land zwischen Nampolach und Rattendorf, in der Stadt wie am Nassfeld ist dies das lang ersehnte Salz in der Suppe. Einfach großartig.
Arnold Pucher: Mir wäre der Flugplatz am Tröpolacher- oder Rattendorfer Moos lieber als am Burgermoos. Wegen der Entfernung zum Nassfeld.
WK Obmann Hannes Kandolf: “Geht’s der Wirtschaft gut, geht’s uns allen gut. Jede Aktivität für unsere Region ist überaus wichtig, um auch meinen Bäckerei, wegen der ganzen aus China importierten Semmeln, längerfristig zu erhalten.”
Max Rauscher: Die Hermagorer und Vellacher werden sich wegen der landenden und startenden Flugzeuge sicher nicht fürchten und sich schnell daran gewöhnen.
BH Heinz Pansi:Wenn alles im Sinne unserer bestens bewährten Verwaltung abläuft, spricht nichts dagegen.
Herbert Ebner(Hut Ab): Jetzt geht’s aufwärts. Neue und sicher interessante Gästeschichten aus ganz Europa können sich in Hermagors Nachtleben stürzen.
Helmut Regatschnig: Als Kirchenwart in Vellach verlange ich, dass nicht so tief geflogen wird, unser hohen Kirchtürme dürfen nicht gefährdet werden.
Ewald Ebner(Autospengler): Ich verlange von den Piloten Rücksicht beim Start. Beim Lackieren von Autos entsteht schon bei einem leichten Luftzug ein Malheur.
Resümee:
Die Stellungnahmen zu diesem Projekt sind also grundsätzlich positiv. Die Einschränkungen sind nachvollziehbar, aber kein Problem.
Das Gailtal Journal als die wahre und einzige Stimme der Region, die auch an Feiertagen wie den Faschingsdienstag ihre Arbeit sorgfältig erledigt, wird Sie auch weiterhin zu diesem Thema am Laufenden halten.
Text & Fotos: Unsere Auslandskorrespondenz
Nachtrag
Dieser Bericht ist frei erfunden und wurde am Faschingsdienstag verfasst!
LEI HER, LEI HER wünscht das Team vom Gailtal Journal
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