Stimmung war noch nie so schlecht
WK-Präsident Jürgen Mandl beim Pressegespräch nach dem KIKK: „Die Stimmung war noch nie so schlecht wie jetzt. Wir haben mit der Landesregierung heute intensiv über ein Kärntner Wachstumschancengesetz mit stärkerer Unterstützung und deutlicher bürokratischer Entlastung der Unternehmen gesprochen, um diese Krise zu bewältigen.“
Sorge um Wettbewerbsfähigkeit
Denn deutlicher, so der oberste Wirtschaftsvertreter des Landes, könne die Warnung der Wirtschaft nicht sein: „Klarer im negativen Bereich hätte die Umfrage gar nicht ausfallen können.“ Besondere Sorgen macht Mandl, dass die Hälfte der Unternehmen sinkende Exportumsätze erwarten – eine Folge von steigenden Lohn-, Lohnneben- und Lohnstückkosten. „In einer Situation, wo wir heute schon weniger geleistete Arbeitszeit haben als andere Länder, ist die Diskussion um eine weitere Arbeitszeitverkürzung im weltweiten Wettbewerb nicht hilfreich!“
Wachstumschancen nutzen
Ein weiteres Sorgenkind aus Sicht der Wirtschaft ist die demografische Entwicklung: Bis 2040 werden in Kärnten 40.000 Personen im erwerbsfähigen Alter fehlen. „Durch qualifizierten Zuzug muss es uns gelingen neue Arbeitskräfte zu gewinnen. Daher ist es wichtig, die richtigen Rahmenbedingungen im Land zu schaffen, damit wir Menschen davon überzeugen können, Kärnten zu ihrem Lebensmittelpunkt zu machen.“ Mit einem „Kärntner Wachstumschancengesetz“ mit 25 konkreten Maßnahmen von vorgezogenen Bauinvestitionen über zusätzliche Investitionsanreize bis zum Abbau bürokratischer Hemmnisse will die Wirtschaft nun gemeinsam mit der Landespolitik konjunkturell rasch gegensteuern. Mandl: „Denn eines haben wir nicht: Zeit.“
Politik beschwört Zusammenhalt
Die Botschaft ist bei der politischen Spitze des Landes angekommen. „Wir werden öffentliche Aufträge vorziehen, um die Investitionen zu steigern“, kündigte Landeshauptmann Peter Kaiser an. Er vertraut zwar auf eine „gewisse Robustheit“ des Kärntner Arbeitsmarktes, hält aber qualifizierten Zuzug ebenfalls für unumgänglich. Der Ausbau der Energienetze, eine stabile Grundausbildung im schulischen Bereich auf Basis der Gesamtschule, die Stärkung der Kaufkraft und die Potentiale der Koralmbahn nannte Kaiser unter anderem als dringende Erfordernisse: „Wir sind herausgefordert, auch was den Zusammenhalt weit über Partei- oder institutionelle Grenzen hinweg anlangt.“
Jahrhundertchance Koralmbahn
Der dramatische Einbruch bei den Exporterwartungen alarmiert naturgemäß auch Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig: „Darunter leiden vor allem mittlere und große Unternehmen. Bei einer Exportquote von 65 bis 70 Prozent stellen wir mit dieser Entwicklung den gesamten Wirtschaftsstandort zur Disposition!“ Für ihn ist die Koralmbahn auch diesbezüglich eine Jahrhundertchance, nicht nur beim Personen-, sondern vor allem beim Güterverkehr: „Wir müssen an einem Strang ziehen. Investitionen am Logistikstandort Fürnitz sind unabdingbar, um international bestehen zu können. Der Güterverkehr wird stattfinden – es geht darum die Wertschöpfung nach Kärnten zu bringen.“ Dabei nahm Schuschnig konkret die ÖBB in die Pflicht: „Den salbungsvollen Worten müssen in naher Zukunft Taten folgen!“
Rückgang bei Investitionen und Beschäftigung
Die wenig rosigen Aussichten des Konjunktur- und Investitionsbarometers präsentierte zu Beginn der Leiter der wirtschaftspolitischen Abteilung der Wirtschaftskammer, Herwig Draxler. „Die größten Herausforderungen sind die hohen Kosten für Arbeitskräfte und Rohstoffe sowie die Inflation und der Fachkräftemangel.“ Dementsprechend rückläufig sind die Erwartungen der Unternehmen nicht nur im Export, sondern auch bei Investitionen und Beschäftigung. Als größte Herausforderungen nennt die Wirtschaft die hohen Arbeitskosten 81 Prozent), die Preise von Energie, Rohstoffen und Vorleistungen (72 Prozent), die Inflation (70 Prozent) sowie den Arbeits- und Fachkräftemangel (61 Prozent).