Keine Entwarnung bei Kärntens Konjunkturaussichten

Klagenfurt -

Gekommen, um zu bleiben: Die trüben Aussichten bei der Wirtschaftsentwicklung halten sich hartnäckig, zeigte die aktuelle Kärntner investitions- und Konjunkturkonferenz (KIKK). Die Wirtschaftskammer verlangt Gegenmaßnahmen wie eine Bauoffensive und Investitionserleichterungen.

Die Wirtschaftskammer Kärnten lud zur 20. Investitions- und Konjunkturkonferenz. Am Bild v.l.: Herwig Draxler, WK-Wirtschaftspolitik-Leiter, LH Peter Kaiser, WK-Präsident Jürgen Mandl, Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig, WK-Direktor Meinrad Höfferer und Thomas Eibl, Abteilung für Wirtschaftspolitik der WKÖ.

Leichte Besserung, aber keine Entwarnung

Nicht ganz so trüb wie im vergangenen Herbst, aber keine Entspannung in Sicht: Die schlechte Stimmung unter Kärntens Unternehmerinnen und Unternehmern hält sich hartnäckig. Die Erwartungsindikatoren Gesamtumsatz, Investitionen und Auftragslage werden mit einem Wert von –19 % gegenüber dem zweiten Halbjahr 2023 (-40 %) etwas weniger pessimistisch, aber noch immer negativ beurteilt. Im Durchschnitt erwarten rund 32 % der Unternehmen Verschlechterungen bezüglich dieser drei Aspekte, im zweiten Halbjahr 2023 waren es noch 49 %.

Gemeinsam Herausforderungen bewältigen: Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig, LH Peter Kaiser, WK-Präsident Jürgen Mandl und WK-Wirtschaftspolitik-Leiter Herwig Draxler. (c) WKK/Studio Horst

Wirtschaftskammerpräsident fordert bessere Rahmenbedingungen für Kärntens Unternehmen

Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl: „Die in Zahlen gegossene Stimmung ist nach wie vor bedenklich. Mein flammender Appell an die Politik ist, ungeachtet von Wahlen und Weltanschauungen alles zu tun, um die Rahmenbedingungen für die Unternehmen zu verbessern.“ Wie dringend politisches Gegensteuern ist, zeigt ein Blick in die Arbeitsmarktstatistik: Allein seit dem letzten KIKK im Dezember 2023 hat Kärnten 4.000 Arbeitsplätze verloren.

Anhaltende Herausforderungen, minimale Erholungen

Im zweiten Halbjahr 2023 wurde das abgefragte Wirtschaftsklima mit einem Saldo
von -78 % aus positiven und negativen Erwartungen bewertet. Die aktuellen Umfrageergebnisse zeigen, dass sich die wirtschaftliche Stimmung auf einen Durchschnittswert von -41 % verändert hat. Dieser Wert bleibt weiterhin im negativen Bereich und weist auf anhaltende Herausforderungen hin. Einer der Hauptgründe: Österreich verliert im internationalen Vergleich zunehmend an Wettbewerbsfähigkeit. Auch die aktuelle Umfrage unter Kärntner Unternehmen, die ihre Erwartungen bezüglich der zukünftigen Wettbewerbsposition abfragte, offenbart eine deutlich pessimistische Stimmung. Die Mehrheit der befragten Unternehmen äußert Bedenken hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts und befürchtet, dass der Abwärtstrend sich weiter fortsetzen könnte.

Als größte Belastungen werden die Kosten von Vorleistungen und Material, die Arbeits- und Energiekosten, der Personalmangel und die überbordende Bürokratie genannt. Landeshauptmann Peter Kaiser: „Ich sehe es als unsere gemeinsame Aufgabe an, in enger Kooperation der Sozialpartner mit der Landesregierung dieser Situation zu begegnen.“ Konkret kündigte Kaiser ein Bündel an Maßnahmen an, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, die Investitionsbereitschaft und Innovationsfähigkeit anzukurbeln und den Arbeitsmarkt durch die weitere „Veredelung von Arbeitskräften“ zu beleben.

Leichte Stabilisierung bei Investitionsvolumen

Die schlechte Wirtschaftslage und die gebremsten Zukunftserwartungen spiegeln sich auch in den Investitionen wider: In der aktuellen Umfrage erwarten 12 % der Unternehmen ein steigendes Investitionsvolumen, verglichen mit 6 % im zweiten Halbjahr 2023. Der Ersatzbedarf erweist sich als der wichtigste Investitionsgrund. Neuinvestitionen sind nur noch für 30 % der Unternehmen das Hauptmotiv. Investitionen konzentrieren sich hauptsächlich auf die Bereiche ökologische Nachhaltigkeit, Innovation und Digitalisierung.

Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig ist dennoch optimistisch: „Wir haben viele Instrumente in der Hand, um den Standort auf den Wachstumspfad zurückzuführen!“ Bedenken hat er angesichts der anhaltenden und ausufernden Windrad-Diskussionen hingegen um das politische Selbstverständnis im Land: „Diese faktenbefreite Debatte ist ein Sittenbild, das aber letztendlich darüber entscheiden wird, ob wir erfolgreich sind – oder eben nicht.“ 

Export: Es ist kompliziert

Laut der aktuellen Umfrage zu den Exportumsatzerwartungen geben 8 % der befragten Unternehmen an, positive Erwartungen zu haben (2. HJ 2023 10 %). 28 % der Unternehmen erwarten sinkende Exportumsätze (2. JH 2023 50 %), während 64 % der Befragten mit gleichbleibenden Umsätzen rechnen (2. HJ 2023 40 %).

Herwig, Draxler, Leiter der Wirtschaftspolitik der WKK: „Diese Ergebnisse verdeutlichen die vielfältigen Einschätzungen der Unternehmen bezüglich zukünftiger Exportumsätze und zeigen, wie gemischt die Stimmung innerhalb der Exportwirtschaft ist.“ Insgesamt attestiert Draxler dem Stimmungsbarometer „katastrophale Werte – um es freundlich zu formulieren. “Diese Ergebnisse vor allem bei Investitionen und Lohnstückkosten werden uns auch in den nächsten Jahren unter Druck bringen.“

Politik ist gefordert

Die KIKK für das erste Halbjahr 2024 gibt also keine Entwarnung: Die wirtschaftliche Lage in Kärnten zeigt sich in der aktuellen Umfrage minimal ansteigend. Besonders alarmierend sind jedoch die stark gestiegenen Preise sowie die im europäischen Vergleich überdurchschnittlich hohen Lohnkosten, die die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen. Der Produktivitätszuwachs bleibt hinter dem Kostenanstieg zurück. Dies führt dazu, dass ein beträchtlicher Teil der Investitionen von Österreich in die EU und in Drittländer abfließt. Steigende Kosten und eine abnehmende Wettbewerbsfähigkeit stellen derzeit zentrale Herausforderungen dar.

Die Wirtschaftskammer verlangt nun als Erste-Hilfe-Maßnahmen, die Bauoffensive des Bundes in Kärnten massiv zu unterstützen, die Wohnbauförderung attraktiver zu machen und eine Investitionsprämie aufzulegen. Mandl: „Wenn wir es nicht schaffen, dass die Unternehmerinnen und Unternehmer wieder an den eigenen Standort glauben, wird es nicht gelingen, hier wieder Investitionen auf den Boden zu bringen.“