Seilbahnen wollen regionale Energieversorger werden

Klagenfurt -

Kärntens Seilbahnwirtschaft ist von der Strompreisexplosion stark betroffen und fordert mehr Tempo beim Ausbau der „Erneuerbaren“ in Form von Photovoltaik, Wind- und Wasserkraft. Dabei verstehen sich die Betreiber nicht nur als unverzichtbarer Bestandteil des Wintertourismus, sondern aufgrund ihrer bestehenden Infrastrukturen auch als starker Partner bei Alternativenergieprojekten. Doch noch scheitern sie an der Bürokratie.

Setzen sich für Energiepläne der Seilbahnwirtschaft ein: WK-Präsident Jürgen Mandl, WK-Fachgruppenobmann Manuel Kapeller-Hopfgartner und Landesrat Sebastian Schuschnig

Mit einem Energiegipfel haben gestern Kärntens Seilbahnunternehmen einen neuen Vorschlag in die laufende Debatte um die Kärntner Energiewende eingebracht: Sie verfügen in den heimischen Skigebieten über gute ausgebaute Zufahrtswege, Stromleitungen, Verrohrungen, aber auch Strombezugs- und Einspeiserechte. „Diese hervorragende Infrastruktur kann mit dem geringstmöglichen ökologischen Fußabdruck sofort genutzt werden“, erklärte der Sprecher der Kärntner Seilbahnen, Manuel Kapeller-Hopfgartner, im Pressegespräch nach dem Gipfel.

Energiegipfel in Klagenfurt (c)WKK/studiohorst

Mit ambitionierten Ausbauvorhaben, die alle namhaften Wintersportregionen bereits in der Schublade haben, könnten die Seilbahnen nicht nur der Strompreisexplosion um 300 Prozent entgegenwirken, sondern zu regionalen Stromversorgern werden und ihre Partner wie die Hotellerie und Gastronomie am Berg mitnehmen. Im Schnitt geht es um die Errichtung von Photovoltaik auf Frei- oder auch Steilflächen in Pistennähe im Ausmaß von einem bis vier Hektar, um ein bis zwei Windkraftanlagen pro Skigebiet und die energetische Nutzung der Teiche für die Kunstschneeanlagen als Pumpspeicherkraftwerke zur Abdeckung von Spitzenlasten.

Bürokratie macht einen Strich durch die Rechnung

Aber bisher macht den Seilbahnern die Bürokratie einen fetten Strich durch die Rechnung: Auf der vorherrschenden Widmung „Grünland/Skipiste“ könne man laut Kapeller-Hopfgartner fast alles machen — nur keine PV-Anlage, die bedarf nämlich einer Umwidmung. Er sieht hier eine Benachteiligung im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen, die beispielsweise auf einer Industriewidmung bei mehr als 50 Prozent Eigenverbrauch sehr wohl PV-Flächen errichten könnten. „Wir fordern hier eine rasche Gleichstellung. In Summe haben wir eine Kostensteigerung bei Energie und Lieferanten von 20 Prozent, haben aber die Preise nur um acht Prozent erhöht, damit Skifahren für die Familie leistbar bleibt. Auf längere Sicht reißt uns das die Investitionsbasis weg.“

Solche Initiativen können die Zukunft des Wintertourismus absichern

Umso kritischer, als die Seilbahnen in den vergangenen Jahren durch innovative Maßnahmen bis hin zur Wärmerückgewinnung aus den Antrieben 20 Prozent ihres Energieverbrauchs eingespart haben, wie Tourismus- und Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig betonte: „Das kann nicht jeder Sektor für sich in Anspruch nehmen.“ Die Seilbahnen haben einen Anteil am Kärntner Gesamtenergieverbrauch von 1,2 Prozent, die oft kritisierte Beschneiung von 0,3 Prozent.

Das kommt auch daher, dass sich die Effizienz von Schneekanonen in den vergangenen Jahren verdoppelt, jene von Schneelanzen sogar verdreifacht hat. Die Pläne der Seilbahnen bezeichnete Schuschnig als vorbildhaft: „Strom wird vor Ort produziert und verbraucht ohne immense Mehrbelastung der Netze. Solche Initiativen können die Zukunft des Wintertourismus absichern.“

(c)WKK/studiohorst

Wintertourismus unter Druck

Der Wintertourismus steht ohnehin gehörig unter Druck, mahnte Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl: „Das ist einerseits ein Wettbewerbsthema, und es ist ganz entscheidend, dass wir kostengünstig produzieren und unseren Gästen ein entsprechendes Produkt anbieten können. Andererseits hinterfragen aber auch die Gäste vermehrt, wie wir im Einklang mit der Natur und in Ausrichtung auf die Klimaziele handeln. Dazu gibt es hier konkrete Projekte, aber man muss uns auch lassen!“