Vom Feindbild Ärzteschaft verabschieden
Die Politik sollte sich vom Feindbild Ärzteschaft endlich verabschieden“, fordert Opriessnig. „Wenn die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte verbindlich die erste Anlaufstation für die Patienten sind und damit gewährleistet wird, dass nur jene Fälle in die Spitäler kommen, die tatsächlich dort hingehören, hätten wir viel gewonnen. Das Prinzip der ‚richtigen Behandlung am richtigen Ort‘ ist ein wesentliches Rezept, um unser Gesundheitssystem langfristig stabil halten zu können“, betont Opriessnig.
Der ländliche Bereich braucht Einzelordinationen
Er bedauert, dass die Politik in diesem Zusammenhang nur von ärztlichen Versorgungszentren spricht. „Diese sind gut und sinnvoll, aber kein Allheilmittel. Wir brauchen vor allem im ländlichen Bereich weiterhin Einzelordinationen von Ärztinnen und Ärzten. Der niedergelassene Arzt ist die effizienteste und kostengünstige Einrichtung, um Spitäler zu entlasten, damit diese nicht mehr mit medizinischen Bagatellfällen konfrontiert sind“, so Opriessnig. Zu diesem Zweck müsste man die niedergelassenen Arztstellen entsprechend ausbauen.
Krankenkassen: 300 Millionen Euro reichen nicht aus
Hier sieht Opriessnig die größte Schwäche der Reformpläne. „Mit den 300 Millionen Euro, welche man den Krankenkassen zur Verfügung stellen will, wird man nicht weit kommen. Die ambulanten Arztstellen müssten sich allein am steigenden Bedarf (immer mehr ältere Patienten) orientieren und nicht an politischen Vorgaben, wie z.B. bei der 100.000 €-Anschubfinanzierung ausgewählter Ordinationen. Überdies wäre es notwendig, die Arbeitsbedingungen von Kassenärzten zu verbessern. Reduzieren wir die ausufernden bürokratischen Regelungen, die das ärztliche Handeln massiv erschweren und erhöhen
wir die zum Teil unfair niedrigen Honorare für bestimmte Leistungen im Zuge eines neuen und modernen Leistungskatalogs, ohne Limitierungen“, appelliert Opriessnig.
„Es ist bedauerlich, dass diese Notwendigkeit beim Gesundheits-Gipfel keine Beachtung fand. Solange sich die Politik dieser Herausforderung nicht stellt, wird eine Lösung der Probleme nur schwer gelingen“, stellt Opriessnig abschließend fest.