Nach wie vor saß fast jeder zweite Verkehrstote in einem Auto. Aber: Waren es vor 20 Jahren noch 524 getötete Pkw-Insassen, verringerte sich diese Zahl bis zum Vorjahr trotz deutlich mehr zugelassener Autos und gestiegener Fahrleistung auf 161. Das entspricht einem Rückgang von fast 70 Prozent.
Zahl geht seit Jahren zurück
Insbesondere bei Moped- und Radfahrenden sind mit 13 bzw. 48 Getöteten Zunahmen bei den tödlichen Verkehrsunfällen zu verzeichnen. Konstant auf hohem Niveau blieb die Zahl der getöteten Motorradfahrenden (75). Bei Fußgänger:innen konnte dagegen der historisch niedrigste Wert (35) verzeichnet werden. “Grundsätzlich ist die Zahl der Getöteten im Straßenverkehr in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich zurückgegangen – von einem historischen, negativen Spitzenwert von 2.948 Getöteten im Jahr 1972 auf aktuell 359”, erklärt ÖAMTC-Verkehrsexperte David Nosé. Das entspricht einem Minus von 88 Prozent. Ein Wermutstropfen ist, dass in diesem Zeitraum die Zahl der Unfälle (minus 32 Prozent) und der Verletzten (minus 37 Prozent) nicht im gleichen Maß gesunken ist. “Die zukünftige Verkehrssicherheitsarbeit sollte somit nicht nur auf die Reduzierung der Zahl der Verkehrstoten abzielen, sondern muss imstande sein, vor allem die Zahl der Schwerverletzten deutlich zu senken”, so Nosé.
Fußgänger leben gefährlich
Bei zu Fuß gehenden Personen gab es zwar mit 35 Opfern einen neuen historischen Tiefstand. Bei Radfahrenden hingegen liegt der Wert mit 50 im Verkehr zu Tode gekommenen Personen höher als in den Vorjahren und über dem langjährigen Durchschnitt. 22 der 50 tödlich Verunglückten waren auf einem E-Bike unterwegs, weitere zwei Menschen auf einem E-Tretroller. Besonders in der Altersgruppe 65+ erfreut sich das E-Bike großer Beliebtheit, was sich leider auch im Durchschnittsalter der getöteten Menschen (rund 70 Jahre) widerspiegelt. Zudem ereigneten sich rund die Hälfte der tödlichen Fahrradunfälle außerorts.
“Um dieser Entwicklung entgegenzutreten, braucht es ein breites Bündel an Sicherheitsmaßnahmen”, so der ÖAMTC-Verkehrsexperte. “Mögliche Lösungen sind eigene Verkehrsflächen für Radfahrende, sichere Querungsmöglichkeiten für zu Fuß Gehende, eine verstärkte Bewusstseinsbildung hinsichtlich der Gefahren von Ablenkungen, z. B. durch die Nutzung von Smartphones im Straßenverkehr sowie der Grenzen des eigenen Fahrkönnens. Zum anderen sollten sich am Verkehr teilnehmende Personen mit reflektierender Kleidung sowie adäquater Beleuchtung an Fahrrädern gut sichtbar machen.” Die Erfahrung zeigt zudem: “Gerade Wiedereinsteiger:innen auf dem Zweirad, egal ob das ein Fahrrad, E-Bike oder Motorrad ist, überschätzen oftmals das eigene Fahrkönnen, was schließlich zu Überforderung und schweren Unfällen führen kann.”
Viele Motorradfahrer unter den Toten
Im Vorjahr waren 75 tödlich verunglückte Motorradfahrende zu beklagen. Das entspricht 21 Prozent aller Verkehrstoten. Auffällig ist der recht hohe Anteil an Eigenfehlern: Drei Viertel aller getöteten Motorradfahrenden kamen aufgrund von nicht angepasster Geschwindigkeit sowie riskantem Überholen ums Leben. Nosé: “Problematisch ist, dass viele Biker ihr Motorrad nur unregelmäßig nutzen, was zu einer Selbstüberschätzung sowie mangelnden Fahrzeugbeherrschung in Grenzsituationen führen kann. Besonders gefährlich wird es, wenn die eigenen Fahrkenntnisse überschätzt oder die korrekte Fahr-, Brems- und Blicktechnik nicht angewendet werden.” Trainings können helfen, sich mit dem Motorrad vertraut zu machen und das richtige Handling zu üben.
Auf die Technik achten
In modernen Kfz können elektronische Fahrassistenzsysteme wie Notbremssysteme mit Fußgänger- und Radfahrerkennung, Toter-Winkel-Warner oder Abbiegeassistenten viel bewirken. Daher ist es bei der Neuanschaffung eines Fahrzeuges besonders wichtig, auf die Sicherheitsausstattung zu achten. Diese schützt nicht nur die Insassen selbst, sondern im Falle eines Unfalls auch die Unfallgegner:innen. Generell ist festzuhalten: “Menschen machen Fehler, deshalb sollten vor allem Straßenraum und Fahrzeugtechnik solche Fehler ausgleichen, respektive die Unfallfolgen mildern können”, erklärt Nosé abschließend.