Er illustriert das jetzige Chaos an einem Beispiel. „Ein Herzpatient, der im Spital behandelt
wurde, kommt mit einer Arznei-Empfehlung des Krankenhauses zu seinem Hausarzt. Dieser
verschreibt das empfohlene und dringlich notwendige Medikament. Aber der „anonyme“ ÖGK-Chefarzt lehnt die Bewilligung ab und fordert eine Verschreibung durch einen Facharzt. Der Patient steht teilweise tagelang ohne Arzneimittel da und eine zeitnahe Klärung mit der ÖGK ist nicht möglich und endet in zahlreichen erfolglosen Wartschleifen“, so Opriessnig.
ÖGK-Kontrollsystem wieder komplizierter
Für ihn ist es unverständlich, dass die ÖGK die chefärztliche Bewilligungspflicht, die während der Corona-Pandemie ausgesetzt war, ohne ausreichende Vorinformation und ohne Übergangsfrist wieder eingeführt hat. „Und jetzt ist das ÖGK-Kontrollsystem um einiges komplizierter und anonymer als es vorher war“, betont Opriessnig. Es geht dabei um Hunderte Verschreibungen pro Tag und um bis zu 15.000 Fälle pro Jahr.
Frust der Kassenärzte
Dies löse (mit Recht) Unmut bei den betroffenen PatientInnen aus und erzeuge Frust bei den KassenärztInnen. „Die ÄrztInnen müssen sich (völlig unschuldig) Vorhaltungen der
PatientInnen anhören und scheitern oft bei ihren Bemühungen, Ansprechpartner in der ÖGK zu finden“ so Opriessnig. Ihn ärgert es, dass die ÖGK die Arbeit der niedergelassenen
ÄrztInnen mit ihrer ausufernden Bürokratie erschwert.
Kritik
Für diese Kritik gibt es einen weiteren Grund. „Wir stehen vor einer Infektionswelle (Grippe,
Covid, RSV-Viren) und vor dem Problem, dass Antibiotika vor allem für Kinder wieder knapp werden. Angesichts dieser Herausforderungen sind exakte Diagnosen bezüglich des
Vorliegens einer viralen oder bakteriellen Infektion notwendig. Eine zielgerichtete
Antibiotikatherapie ist bei Vorliegen einer bakteriellen Infektion notwendig. Zur Absicherung
der Diagnose gibt es Schnelltests (CRP, Streptokokken), die aber mit der ÖGK nur in einem
geringen Ausmaß verrechenbar sind. Die Kostenübernahme erfolgt beim Hausarzt nur für
jeden 20. Patienten und bei den KinderärztInnen nur für jedes fünfte Kind. „Das sind
medizinisch nicht nachvollziehbare Einschränkungen, aber die ÖGK weigert sich seit Monaten, diese Limits aufzuheben“, zeigt Dr. Wilhelm Kerber, Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte, auf. Er fordert abschließend einen Kurswechsel in der ÖGK. „Im Interesse der notwendigen Versorgung der Menschen soll SIE die Arbeit der niedergelassenen ÄrztInnen unterstützen und nicht durch untaugliche Auflagen behindern.