Die Erdbebenlinie im Gailtal – aktiv oder nicht aktiv?

Gailtal -

Viele Erdbeben haben sich ins Gedächtnis der KärntnerInnen eingebrannt. So die Villacher Beben von 1348 und 1690 sowie das Friaulbeben von 1976. Letzteres ist noch heute vielen Gailtal- und LesachtalerInnen in Erinnerung, zumal es im Tal zu großen Sachschäden führte und im benachbarten Friaul fast 1.000 Menschenleben forderte. Ob für die Beben die Gailtallinie bzw. die Periadriatische Störung (PAL) verantwortlich ist oder nicht, darüber gehen die Meinungen auseinander.

Forschungsziele (Erdbeben und Alpenentstehung)

Ein deutsches Forschungsteam will nun diese Frage klären und herausfinden, welche Störungen bei uns seit Beginn der Eiszeiten seismisch aktiv waren und damit eventuell für die jüngsten, aber großen Beben verantwortlich sind.

Weiters will das Team zeigen, welche jüngsten tektonischen Bewegungen zur Hebung der Südalpen (z.B. Karnische Alpen) und der Ostalpen (z.B. Gailtaler Alpen) beigetragen haben.

Die größte Störungslinie der Alpen

Die Periadriatische Störung PAL durchzieht die gesamte Alpenkette und tritt in Kärnten markant in Form des Gail- und Lesachtals in Erscheinung.

Störungen sind geologische Bruchlinien, entlang derer Gesteinseinheiten unterschiedlichster Größe gegeneinander bewegt werden. Durch die Bewegung lockern die Gesteine auf, die Erosion setzt an und formt mit der Zeit tiefe Gräben, Schluchten und Täler. Die Bewegungen sind auch die Ursache von Erdbeben.

Das Forschungsteam

Das Forschungsteam wird geleitet von Kamil Ustaszewski von der Universität Jena und der Wissenschafterin Sumiko Tsukamoto von der Universität Hannover.

Was tun die GeologInnen in Kärnten?

Aktuell entnehmen die GeologInnen von Süd- und Osttirol über Kärnten bis Slowenien zahlreiche Gesteinsproben. Denn junge wie alte Erbeben hinterlassen in Gesteinen Spuren. Unter „jung“ versteht man die letzten 2,4 Millionen Jahre, also die Periode der Eiszeiten.

Was passiert weiter?

Aus den Gesteinen werden im Labor Quarze und Feldspäte herausgelöst, an denen dann als Datierung für den Zeitpunkt der Erdbeben die optisch stimulierte Lumineszens und die Elektronenspinresonanz zum Einsatz kommt. Die Ergebnisse der Arbeiten werden wohl erst in rund zwei Jahren vorliegen. Der Geopark wird berichten.

Das gesamte Forschungsteam im Gelände - Kamil Ustaszewski, Christoph Grützner, Erick Prince, Sumiko Tsukamoto mit Geoparkleiterin Gerlinde Krawanja-Ortner