VCÖ: Fast jedes 3. zu Fuß verunglückte Kind wurde am Schutzweg angefahren

In Kärnten wurden im Vorjahr 27 Kinder als Fußgänger im Straßenverkehr verletzt

Kärnten/Österreich -

27 Kinder verunglückten im Vorjahr in Kärnten als Fußgängerinnen und Fußgänger im Straßenverkehr. Davon wurden drei Kinder schwer verletzt, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. Kinder sind vom “Vertrauensgrundsatz” in der Straßenverkehrsordnung ausgenommen. Und ist ersichtlich, dass ein Kind die Straße überqueren möchte, dann ist das auch dort zu ermöglichen, wo es keinen Schutzweg gibt.

Seit 30 Jahren in der StVO: Kindern ist immer das sichere Überqueren der Fahrbahn zu ermöglichen - auch ohne Schutzweg!

30 Jahre ‘Unsichtbarer Schutzweg

Die Regelung des “unsichtbaren Schutzweges” ist vielen unbekannt, obwohl sich nun im Oktober ihre Aufnahme in die Straßenverkehrsordnung (StVO) zum 30. Mal jährt. Neben verstärkten Bewusstseinskampagnen, ist im Ortsgebiet für die Sicherheit der Kinder auch mehr Tempo 30 statt 50 wichtig, betont die Mobilitätsorganisation VCÖ.

Schutz für Kinder im Straßenverkehr oft ignoriert

“Vermag der Lenker eines Fahrzeuges zu erkennen, dass Kinder die Fahrbahn einzeln oder in Gruppen, beaufsichtigt oder unbeaufsichtigt, überqueren oder überqueren wollen, so hat er ihnen das unbehinderte und ungefährdete Überqueren der Fahrbahn zu ermöglichen und anzuhalten.” Seit nunmehr 30 Jahren steht diese Regelung als §29 a / 1 in Österreichs Straßenverkehrsordnung. Eine Regelung, die jedoch häufig missachtet wird. Kinder sind zudem vom Vertrauensgrundsatz ausgenommen (StVO, §3), was sich im Fahrverhalten bemerkbar machen sollte: “Der Lenker eines Fahrzeuges hat sich gegenüber Personen für die der Vertrauensgrundsatz nicht gilt, insbesondere durch Verminderung der Fahrgeschwindigkeit und durch Bremsbereitschaft so zu verhalten, dass eine Gefährdung ausgeschlossen ist.”

Unfallstatistik 2023: Kinder im Straßenverkehr weiterhin gefährdet

Leider zeigt sich auch in der Unfallstatistik, dass die in der Straßenverkehrsordnung verankerte besondere Rücksichtnahme und Achtsamkeit Kindern gegenüber häufig missachtet werden. Eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt, dass allein im Jahr 2023 in Kärnten 27 zu Fuß gehende Kinder Opfer eines Verkehrsunfalls wurden. Drei Kinder wurden schwer verletzt. 26 Kinder wurden im Ortsgebiet als Fußgänger Opfer eines Verkehrsunfalls, informiert der VCÖ.

VCÖ fordert Kultur der Rücksichtnahme

“Wir brauchen eine Kultur der Rücksichtnahme zwischen den Verkehrsteilnehmenden und mehr Bewusstsein über den verpflichtenden Schutz der Kleinsten”, betont VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky.

Alarmierende Zahlen

Besonders alarmierend: Fast jedes dritte im Vorjahr als Fußgängerin oder Fußgänger verunglückte Kind wurde am Schutzweg angefahren, also dort, wo es offensichtlich sein sollte, dass Kinder absoluten Vorrang haben. Auch hier ist eigentlich die Straßenverkehrsordnung sehr deutlich: Ein Fahrzeug darf sich “einem Schutzweg nur mit einer solchen Geschwindigkeit nähern, dass das Fahrzeug vor dem Schutzweg anhalten kann” (StVO § 9/2). Alle acht Schutzweg-Unfälle passierten im Ortsgebiet auf Straßen mit einem Tempolimit von 50 km/h , wie die VCÖ-Analyse zeigt. Bei 50 km/h ist der Anhalteweg (Reaktionsweg plus Bremsweg) rund doppelt so lange wie bei 30 km/h. Gemeinden und Städte können durch mehr Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet die Verkehrssicherheit von Kindern stark erhöhen.

VCÖ fordert bessere Sichtbarkeit: Halteverbot vor Schutzwegen auf zehn Meter erweitern

Zudem sind Straßenquerungen übersichtlicher zu gestalten. Dazu gehört auch, sicherzustellen, dass keine Hindernisse und auch keine parkenden Autos die Sicht auf Kinder verstellen, die über den Schutzweg die Straße überqueren möchten. Der VCÖ fordert daher eine Ausweitung des bestehenden Halte- und Parkverbots vor Schutzwegen von derzeit fünf auf zehn Meter.

VCÖ-Schulwegcheck: Gefahrenstellen für Kinder online melden

Um die Verkehrssicherheit von Kindern zu erhöhen, können Gefahrenstellen für Kinder beim VCÖ-Schulwegcheck gemeldet und in eine Online-Karte unter https://map.vcoe.at/schulwegcheck/ eingetragen werden. Der VCÖ sammelt die Einträge und leitet sie an die zuständige Gemeinde, Stadt oder Bezirk weiter. Österreichweit wurden bereits mehr als 2.300 Problemstellen eingetragen, wie beispielsweise unübersichtliche Übergänge, zu hohes Tempo, zu schmale Gehwege oder fehlende Radwege.