Martin Hinteregger – Karriereende mit 29 Jahren

Online -

Martin Hinteregger, der österreichische Verteidiger, der zuletzt im Dienste des deutschen Bundesligisten Eintracht Frankfurt stand, gab kürzlich bekannt, seine professionelle Karriere mit sofortiger Wirkung zu beenden. Sowohl auf Clubebene als auch in der Nationalmannschaft wird der Abwehr Hüne fehlen, doch die Gründe für seinen Abschied sind zahlreich. Ganz wird er dem Fußball nicht den Rücken zukehren können, seine neuen Pläne im Amateurbereich stehen bereits fest.

Martin Hinteregger gilt als äußerst sympathischer und bodenständiger Spieler, sowohl in Österreich als auch in seiner Wahlheimat Frankfurt, wo er bei der Eintracht über die Jahre zum absoluten Publikumsliebling avancierte. Einer der letzten „echten Typen“ im Fußball, mit Ecken und Kanten, wie ihn seine Anhänger und Zuschauer gerne bezeichneten. Umso getrübter ist die Stimmung, nachdem nun aus verschiedenen Gründen seine Karriere als Profifußballer zu Ende geht.

Geboren wurde er rund 1,5 Stunden von Gailtal entfernt, in Sankt Veit an der Glan in Kärnten. Seine ersten Schritte im Fußball machte bei SGA Sirnitz, wechselte später zu RB Salzburg, landete letztendlich über Mönchengladbach und dem FC Augsburg bei der Eintracht aus Frankfurt, wo seine bis dato erfolgreichste Zeit verbringen sollte. Auch in der Nationalelf hat er sich seit knapp 10 Jahren – sein Debüt gab er 2013 gegen die USA – zu einer festen Größe etabliert.

Dort werden ihn nicht nur seine Kollegen auf dem Platz vermissen, auch der neue Coach Ralf Rangnick weiß um die Qualitäten des 29-Jährigen, sieht seinen Abgang aber mit viel Verständnis. Rangnick, der selbst mit mentalen Problemen zu kämpfen hatte, beendete seinen Vertrag als beim FC Schalke im Jahr 2011 aufgrund des Burnout-Syndroms. Hinteregger hatte ihm seine Entscheidung „sehr persönlich“ mitgeteilt, woraufhin Rangnick verständnisvoll reagierte. Aus seiner Sicht sei die Hauptsache, dass es Hinteregger mit dem Entschluss gut geht und er die für sich richtige Entscheidung gefällt hat.

ÖFB Team in der Nations League

Für die restliche UEFA Nations League wird er dem Team sicherlich fehlen. Bislang lief das Turnier für das ÖFB-Team recht durchwachsen – vier Punkte nach vier Spielen ist durchaus verbesserungswürdig. Dabei sollte allerdings nicht vergessen werden, dass man einen Platz vor dem amtierenden Weltmeister steht, mit Kroatien außerdem den Vizeweltmeister als Gegner hat. Fast noch überraschender ist dementsprechend der Blick an die Spitze der Gruppe, die von Dänemark angeführt wird. Die Mannschaft von Kasper Hjulmand spielt unterhaltsamen und erfolgreichen Fußball. Gemessen an den Quoten etablierter und neuer Wettanbieter, gehören die Dänen tatsächlich zum engeren Favoritenkreis, wobei sich nur die Niederlande, Spanien und Deutschland noch bessere Chancen ausrechnen dürfen.

Fehlen wird Martin Hinteregger in der Verteidigung des ÖFB allemal, auch wenn sich der Kader momentan sehen lassen kann. Mit Stefan Laimer (Bundesliga – Mönchengladbach) steht ein ebenfalls erfahrenerer Spieler in den Abwehrreihen. David Alabas Portfolio spricht gewiss für sich selbst und nach wie vor zählt er auf seiner Position zu den besten der Welt. Alaba fühlt sich ebenso im Mittelfeld zuhause, genau wie Gernot Trauner von Feyenoord Rotterdam. Nichtsdestotrotz bildeten die beiden 30-Jährigen gegen Frankreich die Innenverteidigung, eine Rolle, die sie unter Rangnick häufiger übernehmen dürften.

Im Mittelfeld hat die Mannschaft mit Konrad Laimer (RB Leipzig), Christoph Baumgartner (Hoffenheim), Xaver Schlager (Wolfsburg) und Patrick Wimmer (Bielefeld) einige Bundesliga-Legionäre, die in ihren Vereinen glänzen konnten und auch Marcel Sabitzer (Bayern München) ist trotz einer durchwachsenen Saison im Nationaltrikot eine entscheidende Hilfe. Im Sturm weiß aktuell Saša Kalajdžić zu überzeugen, der nach einer guten Saison außerdem den Klassenerhalt für den VfB Stuttgart sicherte. Neben ihm ist Marko Arnautovic, der noch bei Bologna FC unter Vertrag steht, ein Führungsspieler mit Torinstinkt. Der Kader des ÖFB ist insgesamt mit überaus starken Spielern versehen.

Inwieweit Martin Hinteregger dem Team in der Nations League fehlen wird, ist recht unklar. Er zog sich in der Europa League Saison mit Eintracht Frankfurt einen Muskelfaserriss zu, musste dementsprechend sowohl auf das Finale als auch auf die vier Spiele in Gruppe 1 verzichten. Somit konnte sein Einfluss noch nicht in dem Turnier beobachtet werden, rein vom Charakter und Einsatz ist es allerdings allemal ein Verlust.

Fühlte sich nicht mehr wohl

Die Gründe für das vergleichsweise frühe Karriereende sind unterschiedlich, begonnen bei ungewissen Zukunftsplanungen der Eintracht, die überlegten, ihn in diesem Sommer ziehen zu lassen. Hinzukam die mediale Hetzjagd rund um Verbindungen zu seinen Mitorganisatoren des „Hinti-Cups“ in seiner Heimat. Schlussendlich war es ihm zu viel und er fühlte sich im Geschäft Profifußball nicht mehr wohl – seine Entscheidung ein klarer Schritt. Seinen Gemütszustand fasste er mit deutlichen Worten zusammen: „Ich habe mich sportlich in einer schwierigen Phase befunden, meine Leistungen waren schwankend. Die Siege haben sich nicht mehr so gut angefühlt, dafür tat jede Niederlage doppelt so weh.“

Das soll allerdings nicht heißen, das Hinteregger seine Schuhe vollends an den Nagel hängt. Nun zieht es ihn erstmal zurück in seine Heimat Sirnitz, wo er für seinen Jugendclub in der fünften Liga die Schuhe schnüren möchte. Das aber nicht wie gewohnt als knallharter Verteidiger – Hinti möchte im Sturm auf Torejagd gehen. Auch seine enge Verbindung mit der Stadt Frankfurt wird er wohl nicht aufgeben. In der Nähe der Mainmetropole hat er eine eigene Kneipe mit seinen Geschäftspartnern eröffnet, die ganz im Stile der Eintracht den Namen „Adler“ trägt. Somit verlässt einer der letzten Profis die Bundesliga, der nicht unbedingt in das Bild des modernen Athleten passt – genau das ist es, was ihn in Österreich und Frankfurt so beliebt machte.