Sie maturierte 1987 am BORG Hermagor und studierte ursprünglich an der Veterinärmedizinischen Universität in Wien. Wechselte dann aber in das Studium Publizistik und Kommunikationswissenschaft und ging bereits damals für ein Jahr an die University of California in San Diego. Nach dem 1993 abgeschlossenen Studium (Mag Phil) ging sie wieder in die USA, um dort in einem Doktoratsstudium Politikwissenschaft zu studieren. Ihr Vater war Landwirt und ist in Pension, Mutter Edith führt nach wie vor die Fremdenpension beim „Lukashof“, Bruder Karl-Heinz (50) ist jetzt Landwirt.
Gailtal Journal: Sie stammen aus Obervellach bei Hermagor und wohnen bzw. arbeiten in den USA?
Barbara Franz: Ja, ich wohne schon seit den frühen 1990er Jahren in den Vereinigten Staaten. Ich komme aber häufig nach Wien und Obervellach, normalerweise zumindest zweimal im Jahr, zu Weihnachten und im Frühsommer, oft zu Mamas Geburtstag im Mai. Da das Reisen im Moment Pandemie bedingt etwas eingedämmt ist, war ich jetzt schon seit einem Jahr nicht mehr daheim.
Wie ist das Leben so allgemein in den Staaten?
Ich lebe in Morristown, New Jersey. New Jersey ist so groß wie die Steiermark und das Burgenland zusammen und hat etwa genauso viele Einwohner wie ganz Österreich, etwa 8,8 Millionen. Ich mag die Stadt sehr gern, denn man hat hier vieles und das Stadtleben ist mit dem Landleben verbunden. Die Leute, die hier in New Jersey leben, sind oft die Nachfahren von Italienern. Laut, direkt und in der Regel etwas unfreundlich. Sie sind also nicht unbedingt so, wie man sich den „stereotypischen“ freundlichen und hilfsbereiten Amerikaner vorstellt. Das mag ich ganz gern.
Natürlich die zentrale Frage – die letzten Präsidentenwahlen Trump vs. Biden?
Ja, da haben wir noch einmal Glück gehabt. Einige Beobachter haben gemeint, wenn die Pandemie nicht gewesen wäre, hätte Trump möglicherweise die Wahl gewonnen. Das wäre katastrophal gewesen, nicht nur für die Amerikaner, sondern auch für die Europäer und möglicherweise Iraner sowie Chinesen, für die Leute in Jemen und Syrien sowieso. In dem föderalen Regierungssystem, das die Beziehung zwischen der Bundesregierung und den 50 Bundesstaaten regelt, hatten republikanische Beamte und Politiker in Bundesstaaten wie Georgia die Übersicht und Verantwortung für die Wahl. Sie konnten sich erfolgreich gegen den Druck Trumps, noch ein paar tausend Stimmen zu finden, wehren.
Sie schreiben auch regelmäßige „Blog-Beiträge“ für die österr. Tageszeitung „Der Standard“?
Der Standard wollte durch spezielle Kommentare die Spannungen und zwischenmenschlichen Erfahrungen in der Vorwahlzeit durch persönliche Beobachtungen den Lesern näherbringen. Das war nicht immer so einfach durch COVID-19. Ich schreibe aber auch für andere regionale Medien in den USA.
Erzählen Sie uns etwas über Ihre Arbeit als Professorin?
Ich arbeite seit 2004 an der Rider University und habe dort eine volle Professur, d.h. ich bin nicht nur in den Lehrvorgang voll eingebunden, sondern auch in die „Governance“ Struktur der Universität. Zwischen 2017 und 2020 war ich auch Institutsvorstand. Ich denke, ich habe ganz gute Einblicke in die höhere Bildung hier in den USA. Sie ist sehr teuer und kleine Privatunis, wie Rider, sind oft unter speziellem finanziellen Druck. Es gibt nur wenig finanzielle Hilfe vom Staat und oft werden kleine Privatuniversitäten von einem überbezahlten, oft inkompetenten Management in den finanziellen Ruin getrieben.
Thema Immigrations- und Flüchtlingspolitik bezogen auf Österreich?
In meinem ersten Buch habe ich anhand der bosnischen Flüchtlingskrise in den 1990er Jahren, die Asyl- und Integrationspolitik Österreichs mit jenen der USA verglichen. Mein zweites Buch basiert auf jahrelanger teilnehmender Beobachtung im Jugendzentrum „Back Bone“ im 20. Wiener Gemeindebezirk. Leider sind beide Bücher nur auf Englisch erhältlich. Ich behandle aber auch andere Immigrationsthemen und im Moment arbeite ich an einem Textbuch über Sicherheit und Grenzpolitik.
Möchten Sie in absehbarer Zeit wieder einmal zurück?
Ja klar, in denke in zehn bis fünfzehn Jahren komme ich sicher wieder nach Österreich zurück. Gerade diese Pandemie zeigt, wie schnell sich Dinge ändern können – auch international – und dass damit auch das eigene Leben plötzlich sehr eingeschränkt sein kann. Das öffnet einem schon die Augen.
Verraten Sie uns zum Schluss auch noch etwas Privates von Ihnen?
Klar, ich wohne in einem Haus mit vielen Hunden. Außerdem bin ich gerne athletisch unterwegs. Meine beste Marathon Zeit sind drei Stunden und zwanzig Minuten. Den letzten Ironman Triathlon habe ich 2019 in Maryland gemacht und wurde fünfte in meiner Altersgruppe.