Die Reifeprüfung am Gymnasium besteht aus drei Säulen, den schriftlichen Klausurprüfungen, den mündlichen Prüfungen und als wesentliche Säule aus der Vorwissenschaftlichen Arbeit. Die Schülerinnen und Schüler wählen bereits in der 7. Klasse ihr Thema und ihren Betreuungslehrer. Dieser begleitet sie durch den gesamten Schreibprozess bis hin zur Präsentation und Diskussion der Arbeit.
Die Themenpalette ist vielfältig und reicht von geistes- und naturwissenschaftlichen Fragestellungen bis hin zu rechtswissenschaftlichen, medizinischen und technischen Inhalten. Insofern repräsentieren die Vorwissenschaftlichen Arbeiten das Wissen unserer Zeit. Stefanie Woschank, Magdalena Wieser, Julia Rauscher und Laura Ronacher – allesamt Schülerinnen der Klasse 8a –, erzählen von ihren Beweggründen zur Themenauswahl, ihren Erfahrungen mit Recherche und Interviewpartnern, wobei es „Aha-Erlebnisse“ gab und welche Erkenntnisse sie aus dem Verfassen einer Vorwissenschaftlichen Arbeit für den weiteren Berufsweg mitgenommen haben.
Stefanie Woschank (19) aus Bad Bleiberg, (Klasse 8a)
Thema: „Das Leben eines Bleiberger Bergmannes“
Sie hat in ihrer Arbeit das Leben der Bleiberger Bergmannsfamilien im Hochtal aufgearbeitet, welches eine 660-jährige Bergbaugeschichte umfasst. Thematisiert hat Woschank u.a. die Entwicklung des Bergbaues in Bleiberg und dessen Einfluss auf das heutige Leben im Tal. Die Maturantin beschreibt die, mit dem Bergbau einhergehende gefährliche Arbeitsumgebung unter Tage und geht auf die Ernährung eines Bergmannes zu damaliger Zeit ein. Betreut hat sie Kathrin Käferle.
Motivationsgebend für die Themenwahl war die Tatsache, dass Woschank aufgrund ihrer Familie schon als kleines Kind in die Traditionswelt der Bleiberger Bergleute eingeweiht worden ist: „So habe ich ein großes Interesse entwickelt und versucht, im Zuge der VWA, die mir noch nicht klar gewesenen und unbekannten Lebensweisen eines Bergmannes aufzuarbeiten.“
„Im Zuge der Recherche wurde mir erst bewusst, in welcher privilegierten Welt wir heute im Vergleich zu damals leben. Die Armut und die harten Arbeits- und Umweltbedingungen meiner Vorfahren waren unbeschreiblich schwer und in der heutigen Zeit kaum vorstellbar“, so Woschank. „Das Recherchieren und der Schreibprozess nehmen mehr Zeit in Anspruch, als erwartet. Das Vorlegen der fertigen VWA erfüllt einen aber mit Stolz“, lautet ihr Resümee.
Julia Rauscher (18) aus Görtschach, (Klasse 8a)
Thema: „Neophyten – Wandernde Pflanzen“
Die Untergailtalerin thematisiert in ihrer Arbeit die Grundbegriffe, die Verbreitung, die Bekämpfung sowie die Verwendung von Neophyten – also Pflanzen, die nicht einheimisch sind. Konkret geht Rauscher den Fragen nach, was Neophyten sind, wie sie sich verbreiten, durch welche Methoden sie bekämpft werden können und wofür Neophyten Verwendung finden. Befasst hat sich die Maturantin im Speziellen mit folgenden Neophyten: dem Japanischen Staudenknöterich, der Kanadischen- und Riesen-Goldrute, dem Riesenbärenklau, dem Drüsigen Springkraut und dem Topinambur. Direktor Andreas Schuller ist ihr Betreuungslehrer.
Rauschers Vater war inspirationsgebend für die Themenwahl. „Mein Vater beschäftigt sich seit einigen Jahren beruflich mit Neophyten in einer Kooperation mit der Arge NATURSCHUTZ. Er erzählte in den vergangenen Jahren immer häufiger von Neophyten entlang der Gail, dadurch stieg auch meine Neugierde an diesem Thema.“ Zum Forschungsprozess sagt Rauscher: „Während des Schreibprozesses erfuhr ich wie schnell und dominant sich diese Pflanzen, durch unvorsichtiges Handeln, ausbreiten können und wie schwer die Folgen für unsere einheimischen Pflanzen sind“.
Ihr Fazit. „Für mich war es eine großartige Erfahrung eine VWA zu verfassen, da ich viel über das Thema Neophyten gelernt habe und diese Erfahrung bestimmt auch eine positive Wirkung auf ähnliche Arbeiten in meiner Zukunft hat.“
Laura Ronacher (17) aus Khünburg (Klasse 8a)
Thema: „Ruine Khünburg – Die Überreste einer mittelalterlichen Burg im Gailtal“
In ihrer Arbeit legt sie den Fokus auf Burgen aus dem Mittelalter, insbesondere jene der Ruine Khünburg, die in diesem Zeitalter gebaut wurde. Ronacher beschreibt das Aussehen, die Bedeutung sowie die Aufgaben einer mittelalterlichen Burg. Ihre Themenwahl lag quasi direkt vor der Haustüre.
„Da ich selbst aus Khünburg stamme und den Bergfried der Ruine jeden Tag vom Fenster aus sehe, hat sich mein Interesse an dieser Ruine bereits früh entwickelt. Bereits im Vorhinein war es mir ein großes Anliegen, meine VWA einem Thema zu widmen, zu dem ich einen Bezug habe.“ Betreut hat sie Direktor Andreas Schuller.
„Mein persönliches Highlight im Zuge der Arbeit war, dass ich viele mir zuvor unbekannte Bilder der Ruine von Johann Domenig bekommen habe, die sich perfekt in meine Arbeit einbauen ließen. Außerdem war es sehr spannend, vor der Ruine zu stehen und zu überlegen, an welcher Stelle die unterschiedlichen Teile der mittelalterlichen Burg gestanden haben könnten.“ Überraschungsmomente gab es für die Maturantin auch: „Mich hat es besonders verblüfft, dass die Feste Khünburg im Laufe der Zeit im Besitz vieler verschiedener Herrscher war.
Ich dachte nämlich immer, dass die Ruine Khünburg ständig dem Grafen von Khünburg gehörte.“ Rückblickend stellt Ronacher fest: „Natürlich gibt es zwischendurch schwierige Phasen, in denen man nicht weiterkommt. Diese gilt es zu überstehen, denn schlussendlich kann man sehr stolz auf sich sein, wenn man seine fertige VWA in den Händen hält. Und das ist die Arbeit definitiv wert.“
Magdalena Wieser (17) aus Dellach im oberen Gailtal, (Klasse 8a)
Thema: „Dialekt – im Schatten der Standardsprache“
Wieser geht dabei neben der Kärntner Mundart näher auf den Obergailtaler Dialekt ein. In ihrer Arbeit untersucht sie diese Dialektregion auf Besonderheiten und vergleicht diese in sprachlicher Hinsicht mit anderen Regionen. Des Weiteren erläutert die Maturantin die Gründe für die sprachliche Veränderung der Mundart und erforscht, welchen Stellenwert der Dialekt für die Menschen im Oberen Gailtal hat. Dazu hat Wieser Interviewpartner befragt. Abschließend gibt sie einen sprachlichen Einblick in Schule und Kindergarten, um die dortige Thematik von Standardsprache und Mundart zu illustrieren. Als Basis dienten auch hierbei Interviews mit Volkschullehrern und Kindergartenpädagogen. Betreuungslehrer ist Hans Hubmann.
„Für mich war klar, dass ich über ein Thema schreiben möchte, zu dem ich einen persönlichen Bezug habe. Und was würde besser passen als der eigene Dialekt, mit dem man täglich konfrontiert ist und der mich schon seit jeher fasziniert hat. Mir ist schon früh aufgefallen, dass sich meine Mundart, der Obergailtaler Dialekt, von anderen unterscheidet. Es führt sogar soweit, dass sich meine alltägliche sprachliche Ausdrucksweise bereits von jener meiner Großeltern differenziert und mit dieser VWA wollte ich dieser Frage auf den Grund gehen“, sagt Wieser zur Themenwahl.
„Ich bin durch die Interviews auch auf einige Dialektwörter gestolpert, die ich noch nicht kannte und dabei wurde mir einmal öfter bewusst, dass sich der Dialekt kontinuierlich verändert. Das sehe ich allein, wenn ich mich mit meinen Großeltern unterhalte, denn mein Dialekt hat sich bereits innerhalb weniger Generationen verändert.“
Angehenden Maturanten rät die Obergailtalerin: „Man sollte sich schon früh genug Gedanken über mögliche Themen, die in Frage kommen, machen und sich dann für jenes entscheiden, das einem am meisten zusagt und dann geht der Rest ganz leicht von der Hand.“