Ein Gailtaler Auswanderer

Kirchbach / USA -

Otmar Trattler (66) wanderte vor rund 35 Jahren in die USA aus und ist als Außen- und Innenarchitekt tägig. Er lebt zwischenzeitlich den „American Way of Life“ und hat das große Glück, auch seine Schwester in der Nähe zu haben. Als Selbständiger muss er weiterhin arbeiten, heimatliche Gefühle gibt es immer noch sehr starke.

Otmar Trattler ist ein richtiger „Amerikaner“ geworden

Trattler ist der Jüngste von insgesamt vier Geschwistern und sie stammen aus Waidegg in der Marktgemeinde Kirchbach. Die älteste Schwester Monika lebt bereits seit 55 Jahren in den USA und war der Grund, warum der Gailtaler seinerzeit emigriert ist. Sie hat sich mit ihrer Familie in Coeur d’Alene im Bundesstaat Idaho nierdergelassen und er folgte ihr dorthin. Er machte einen Bachelorabschluss in Architektur sowie Wirtschaftswissenschaften an der dortigen Universität. Seit rund 18 Jahren lebt Otmar nun in der schönen Stadt Spokane im Bundesstaat Washington und trifft seine Schwester regelmäßig, die Entfernung ist nicht allzu weit. Zur Familie gehören noch die beiden älteren Brüder Norbert und Dietmar in Waidegg, wobei Norbert leider vor kurzem verstorben ist. „Ich und meine Schwester sind immer noch nicht über seinen Tod hinweg“, vertraut er uns an. Er hatte das große Glück, als Jüngster in der Familie immer auf seine älteren Geschwister zählen sowie vertrauen zu können. Mit einigen seiner Jugendfreunde aus dem Gailtal hat er über die sozialen Medien immer noch Kontakt und so mancher hat ihn in den USA bereits besucht. Er selbst war vor 15 Jahren das letzte Mal hier. „Jedes Mal, wenn ich meine Heimat besuche, treffe ich meine Freunde und werde alte Erinnerungen aufgefrischt,“ sagt er.

Als Architekt plant er auch Häuser und er ist in seinem Bereich ein gefragter Innenarchitekt

Arbeitet immer noch

Als selbständiger Architekt muss er mindestens noch fünf Jahr arbeiten. „Im Gegensatz zu Österreich arbeiten hier viele Menschen weit über 65 hinaus.“ In den USA gibt es nicht annähernd die gleiche Sozialversicherung wie bei uns und in anderen europäischen Ländern. Auch keine vier oder fünf Wochen bezahlten Urlaub. „Darüber könnte ich eine lange Geschichte schreiben, aber dies würde den Rahmen dieser Reportage sprengen,“ sagt er. Er liebt seinen Beruf, trifft sich mit alten und neuen Kunden. Entwirft viele „coole“ Sachen und arbeitet jeden Tag mit einigen der großartigsten Leute in der Branche. Seine Schwester und er haben sich weitgehend in die amerikanische Kultur „integriert“. Aber sie haben ihre Gailtaler Wurzeln nie vergessen und jedes Mal, wenn er sie in Idaho besucht, wird auch über die bereits verstorbenen Eltern, Großeltern und Brüder mit Familien gesprochen.

Besuch aus Amerika, Foto noch mit den Eltern

Oktoberfest in Spokane

Jedes Jahr wird von verschiedenen Organisationen, unter anderem auch einem Deutschen Club, eine Art „Oktoberfest“ gefeiert und hier erscheint er in Tracht. „Mir ist schon klar, dass es keine Gailtaler Tracht oder ein Kärntner Anzug ist, aber Lederhose und Hut tut es auch,“ sagt er. Es handelt sich allerdings um Original „Wurzer-Kleidung“ aus Hermagor und die Weste hat vor langer Zeit seine verstorbene Mutter gestrickt. In seiner Freizeit nimmt er gerne am Cross-Fit Training teil, liest Welt- und Kulturgeschichte, fährt Ski und kocht typisch österreichische Küche, wenn er dazu Lust verspürt. „Ich kann Kärntner Nudel und Reindling machen,“ sagt er und auch eine Osterjause gibt es. Er lädt dann gerne seine amerikanischen und internationalen Freunde zum Essen ein, die davon begeistert. Privat war er verheiratet und pflegt guten Kontakt zu seiner Ex-Frau.

Die beiden Trattler Brüder mit ihren Ehefrauen – Norbert (links) ist leider vor kurzem verstorben und Dietmar (rechts)

Vermisst seine Heimat

Besonders in der Weihnachtszeit vermisst er seine ehemalige Heimat und in dieser Jahreszeit hängt es von der Stimmung ab, ob er einen echten Weihnachtsbaum mit vielen Kerzen aufstellt oder einen Adventkranz selbst bindet. „Beim letzten Besuch bei meiner Schwester hat sie mir mitgeteilt, dass sie und ihr Sohn Patrick im Herbst dieses Jahres einen längst überfälligen Heimaturlaub machen wollen,“ sagt er. Sie freut sich schon riesig, die Gailtaler Familie wiederzusehen und die heimischen Produkte wie Gailtaler Speck, Brot, Almkäse und andere hausgemachte Gerichte zu essen. „Was mich betrifft, hoffe ich, dass ich natürlich auch früher oder später wieder einmal meine Heimat besuchen werde,“ meint er zum Abschluss unseres Gespräches und meint „einmal Gailtaler – immer Gailtaler“!