Die Karnischen Alpen sind eine grenzübergreifende Wunderwelt der Geologie und ein hervorragendes Kletter- und Wandergebiet. Alpinlegenden stellen teils noch unbekannte Kletterrouten vor. Charismatische Persönlichkeiten führen zu den vielen Einzigartigkeiten des oberen Gail-, Bût- und Lesachtals. Relikte des Gebirgskampfs, Bienenköniginnen, Tischlbongerisch und versteinerte Highlights machen diese vom Massentourismus verschont gebliebene Region unverwechselbar.
Mit der Ausstrahlung auf ServusTV am 4. April um 20:15 Uhr feiert der Sender auch seine 200. Bergwelten-Sendung!
Bergwelten
Die Karnischen Alpen – eine Wunderwelt der Geologie, in der sich Hunderte Millionen Jahre von Erdgeschichte verewigt haben. Gleichzeitig erinnern hier Relikte des Ersten Weltkriegs an eine dunkle Zeit, in der sich Österreicher und Italiener in einem unerbittlichen Stellungskampf gegenüberstanden.
Heute ist das Gebirge im Süden Österreichs vor allem ein Ziel für Naturliebhaber und alpine Abenteurer. Im Schatten ihrer großen Nachbarn, den Dolomiten, sind sie ein hervorragendes Klettergebiet mit vielen unterschiedlichen Herausforderungen. Im mächtigen Massiv der Kellerspitzen begleiten wir Robert Mazzilis, eine Kletterlegende aus dem Friaul, und Hannes Lexer aus Kötschach-Mauthen bei der Wiederholung einer legendären Erstbegehung auf den Pilastro della Plote. Bereits 1982 wurde diese Route von Mazzilis bewältigt, damals galt sie noch als unbezwingbar.
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In dieser „Bergwelten“-Folge wird aber auch eine ganz neue Erstbegehung unternommen. Der ehemalige Trainer des Kletter-Nationalteams, Reini Scherer, erklimmt mit seinem alten Freund Reini Ranner eine neue Route auf das Königswandtürml im Osttiroler Teil der Karnischen Alpen. Das Unternehmen ist in zweierlei Hinsicht herausfordernd – zum einen weist die unbekannte Route größere Schwierigkeiten auf als gedacht, zum anderen bedeutet die Tour das Comeback von Reini Ranner, der sich nach einer schweren Verletzung wieder in den Klettersport zurückkämpft.
Bekannt sind die Karnischen Alpen aber vor allem als hervorragendes Wandergebiet. Mit der Alpinpolizistin Fabienne Böhlen und der Geologiestudentin Annalena Erlacher lernen wir den Karnischen Höhenweg kennen, jene über 100 Kilometer lange Tour von Hütte zu Hütte, die entlang des Grenzkamms zwischen Österreich und Italien führt. Hier erkunden die beiden unterschiedliche alpine Landschaften und Gipfel, entdecken auf den Geo-Trails hunderte Millionen Jahre alte Fossilien, die sich in den Alpen nur hier so gut erhalten haben, und erfrischen sich bei einer abenteuerlichen Canyoning-Tour am Plöckenpass.
Auf diesen Wegen begegnen einem Zeugnisse historischer Vergangenheit auf Schritt und Tritt. Werner Schüssler aus Klagenfurt folgt den Spuren seines Großvaters, der im Ersten Weltkrieg seine Eindrücke des Gebirgskriegs in seinem Tagebuch festgehalten hat. Gemeinsam mit dem Bergführer Lois Ortner durchsteigt der Enkel des Kriegsteilnehmers den Cellon-Stollen, jenen einzigen unterirdischen Klettersteig Österreichs, der 1916 ursprünglich als Versorgungstunnel angelegt wurde. Jenseits der Grenze, in Timau, sind die Spuren der Zeitgeschichte ebenfalls noch allgegenwärtig – etwa in Gestalt der Kirche Cristo Re, die auf die Präsenz der Kosaken im Zweiten Weltkrieg zurückgeht. Durch alle Zeiten hindurch hat sich in Timau aber auch ein deutscher Sprachdialekt erhalten, der nur mehr von etwa 100 Menschen gesprochen wird: Tischlbongerisch. Heute wird der Kärntner Dialekt aus dem Hochmittelalter sogar in der Dorfschule gelehrt.
Die Karnischen Alpen
er hier genauer hinschaut, findet hier unzählige Einzigartigkeiten. So wie die Bienenart der Carnica, deren Königinnen unter der schützenden, 1000 Meter hohen Kellerwand gezüchtet werden. Diese Biene ist bei Imkern weltweit vor allem wegen ihrer Sanftmut beliebt. Vielleicht gilt diese Eigenschaft ja auch für die Menschen, die in dieser Region leben – durch alle unruhigen Zeiten hindurch hat man gelernt, eine gewisse Gelassenheit an den Tag zu legen. Das mag mit ein Grund sein, warum die Karnischen Alpen vom Massentourismus verschont geblieben sind und heute eine der naturbelassensten alpinen Landschaften Mitteleuropas darstellen.