Für Gerechtigkeit und Solidarität hat sich Antony schon als junger Bursche ereifert. Als Teenie interessierte er sich brennend für Politik und wollte mit diesem Instrument die Welt verbessern. Als der damals 15-Jährige in einer seiner Schulpredigten an der Kirche Kritik übte, lauschte ein Priester seinen Worten, nahm in später zur Seite und sagte: „Jüngelchen wie dich brauchen wir in der Kirche, nicht außerhalb. Dann kannst du das machen und verändern, was du willst.“ Dieser Satz ist noch immer fest in Antonys Gedächtnis verankert. Diese Worte haben sein Leben in neue Bahnen gelenkt. „Da begann für mich das große Umdenken“, erinnert sich der Provisor.
Heimat des Urchristentums
Valiaparambil stammt aus dem indischen Bundesstaat Kerala, dem Ort, an dem das Urchristentum entsprungen ist: die Thomaschristen. Beste Voraussetzungen, um einen religiösen Weg einzuschlagen. Mit 15 Jahren stieg er ins Priesterseminar ein. Auf 13 Jahre Glaubensausbildung kann Antony zurückblicken. Drei Bakkalaureate (westliche Philosophie, indische Philosophie und Theologie) und ein parallel absolviertes Theologiestudium später, wurde er 2002 zum Priester geweiht. Noch im selben Jahr ist Valiaparambil nach Österreich entsandt worden. „Die Kirche braucht immer Personal“, lautete die Begründung. Der ursprüngliche Plan: Als fertig ausgebildeter Pfarrer sollte Antony zurück nach Indien gehen und als Uniprofessor sein Wissen weitergeben.
Die Weichen gestellt
An der Universität in Wien begann er 27-jährig ein Theologiestudium und paukte in der Alpenrepublik sechs Jahre lang die deutsche Sprache. Die hat er „durch sehr viel reden gelernt“. Antony war an der Hochschule ein Schüler von Paul Michael Zulehner und Bischof Alois Schwarz. Nach dem Uni-Abschluss fragte Zulehner den jungen Inder: „Willst du alles, was du hier gelernt hast aufgeben und nicht umsetzen?“ ´Kirche und Gott findest du überall`, kommentierten Antonys Eltern die Berufswahl ihres zweitältesten Sohnes. „Das war für mich die Bestärkung. Ich bin stolz und dankbar, dass ich den pastoralen Weg gegangen bin“, bekräftigt Antony. 2009 war es so weit. Bischof Schwarz fragte Valiaparambil für Kärnten an, um dort für die Kirche und den Glauben tätig zu sein. Nach Stationen in Annabichl, Friesach und Liebenfels ist er 2017 im Gailtal gelandet und leitet den Pfarrverband Saak – St. Georgen.
Ein neuer Wind weht
Mit dem dunkelhäutigen Diener Gottes kam frischer Wind in die Gemeinde und in die Institution Kirche. Antony brach alte Muster und Denkweisen auf. Zu Talar und Kolar, den Amtskragen, greift er nur bei liturgischen Anlässen. „Wenn ihr in meiner Äußerlichkeit einen Priester sucht, findet ihr ihn nicht. Ich lebe mein Christ-Sein als Antony“, gab der Dechantstellvertreter zur Antwort, wenn ihn Leute fragten: ´Wo ist dein Talar? ` Der „Reformator“ spricht die Sprache von Twitter, Facebook, Instagram, WhatsApp und TikTok. Damit rennt er bei der Jugend offene Türen ein. Seine Mission bei all seinem Tun und Wirken lautet: Die frohe Botschaft der Liebe, Barmherzigkeit und Menschlichkeit verbreiten: „Bei mir ist jeder willkommen, egal welcher Konfession er angehört.“ Den Christlichen Glauben zu leben, ist für Antony verbunden mit Heiterkeit und Freude am Leben. Finstere, ernste Gesichter in der Kirchenbank hat er schon des Öfteren mit den Worten: „Feiern wir hier eine Messe oder ein Begräbnis?“ abgetan und hatte so die Lacher auf seiner Seite. Seine Gabe, Brücken zu bauen, Menschen einander näher zu bringen und zu verbinden hat der indisch-stämmige Seelsorger schon mehrmals unter Beweis gestellt. In Emmersdorf fand dank seines Engagements nach rund 40 Jahren erstmals wieder ein richtiger Kirchtag mit Messe statt.
Ob er im Gailtal, in Kärnten bleibt, lässt er offen. „Ich sehe mich als Seelsorger, der überall seine Botschaft unters Volk bringen kann“, sagt der charismatische Priester, der ein großer Anhänger von Papst Franziskus und Joseph Ratzinger ist. In seiner Freizeit geht der Geistliche gerne schwimmen und reist viel. Einmal im Jahr fliegt er für drei Wochen in seine Heimat Indien zu Besuch bei seiner Mutter Annie und den Brüdern George und Jose. Eine Zeit, in der seine (christlichen) Wurzeln wieder besonders ins Bewusstsein rücken.